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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die Salbeiblätter gemischt. Da wir die Köchin freisprechen – und das tun wir doch, nicht wahr? –, erhebt sich die Frage: Wer hat die Blätter gepflückt und in der Küche abgeliefert?«
    »Die Frage ist leicht zu beantworten«, erwiderte Mrs Bantry. »Wenigstens der zweite Teil. Sylvia selbst hat die Blätter in die Küche gebracht. Es gehörte mit zu ihren täglichen Pflichten, Salate, Kräuter, junge Karotten und dergleichen aus dem Garten zu holen, weil die Gärtner das nie richtig besorgten. Und in einer Ecke des Gartens wuchs roter Fingerhut tatsächlich mitten unter den Salbeipflanzen. Also handelte es sich um ein ganz natürliches Versehen.«
    »Hat aber Sylvia die Blätter tatsächlich selbst gepflückt?«
    »Das hat niemand gewusst. Man nahm es nur an.«
    »Annahmen«, sagte Sir Henry, »sind etwas sehr Gefährliches.«
    »Aber ich weiß ganz sicher, dass Mrs Carpenter sie nicht gepflückt hat; denn sie ging zufällig an jenem Morgen mit mir auf der Terrasse auf und ab. Sylvia ging allein in den Garten, aber später sah ich sie Arm in Arm mit Maud Wye.«
    »Sie waren also eng befreundet?«, fragte Miss Marple.
    »Ja«, erwiderte Mrs Bantry. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders.
    »War sie schon lange dort zu Besuch?«, erkundigte Miss Marple sich.
    »Ungefähr vierzehn Tage«, lautete die Antwort.
    Mrs Bantrys Stimme klang ein wenig bekümmert.
    »Mochten Sie Miss Wye nicht leiden?«, fragte Sir Henry.
    »Doch, sehr sogar. Das ist es ja gerade.«
    In ihrer Stimme schwang jetzt ein schmerzlicher Ton mit.
    »Sie verheimlichen uns etwas, Mrs Bantry«, beschuldigte Sir Henry sie.
    »Ich habe mich vorhin im Stillen gewundert«, sagte Miss Marple, »aber ich wollte es nicht sagen.«
    »Wann war das?«
    »Als Sie erwähnten, dass die jungen Leute verlobt gewesen seien und dass es daher besonders traurig sei. Aber Ihre Stimme klang dabei nicht sehr überzeugend.«
    »Es ist ganz schrecklich mit Ihnen«, sagte Mrs Bantry. »Sie durchschauen uns doch immer. Ja, ich habe allerdings an etwas gedacht, aber ich weiß wirklich nicht, ob ich es erwähnen soll oder nicht.«
    »Sie müssen sogar«, mahnte Sir Henry. »Was für Skrupel Sie auch haben mögen, Sie dürfen es nicht für sich behalten.«
    »Nun, es handelt sich um Folgendes«, erklärte Mrs Bantry. »Am Abend vor der Tragödie ging ich zufällig vor dem Abendessen auf die Terrasse hinaus. Das Fenster des Salons stand offen, und ich sah Maud Wye und Jerry Lorimer im Zimmer. Er – nun – er küsste sie gerade. Natürlich wusste ich nicht, ob das eine zufällige Angelegenheit war oder ob mehr dahintersteckte. Mir war bekannt, dass Sir Ambrose stets eine Abneigung gegen Jerry Lorimer gehabt hatte – vielleicht wusste er, was von diesem jungen Mann zu halten war. Einer Sache bin ich jedenfalls sicher: Maud Wye mochte ihn wirklich gern. Man brauchte nur zu sehen, wie sie ihn anhimmelte, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Und meiner Ansicht nach passten sie auch besser zusammen als Sylvia und Jerry.«
    »Ich werde rasch eine Frage stellen, ehe Miss Marple mir zuvorkommt«, meldete sich Sir Henry. »Hat Jerry Lorimer nach dem tragischen Ereignis Maud Wye geheiratet?«
    »Ja«, antwortete Mrs Bantry. »Sechs Monate später haben sie geheiratet.«
    »Zwei Frauen und ein Mann«, betonte Sir Henry. »Das uralte Dreieck. Liegt das unserem Problem hier zu Grunde? Ich glaube beinahe.«
    Dr. Lloyd räusperte sich.
    »Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen«, sagte er ein wenig schüchtern. »Waren Sie selbst nicht auch krank, Mrs Bantry?«
    »Und wie! Arthur ebenfalls! Und alle andern auch!«
    »Das ist es ja gerade – jeder war krank«, sagte der Doktor.
    »Ich verstehe nicht?«, fragte Jane.
    »Ich wollte damit sagen«, fuhr der Doktor fort, »wer diesen Plan ausgeheckt hat, glaubte entweder blindlings an den Zufall oder besaß nicht die geringste Achtung vor dem menschlichen Leben. Man kann sich kaum vorstellen, dass es einen Mann gibt, der vorsätzlich acht Personen vergiftet, um eine unter ihnen zu beseitigen.«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, bemerkte Sir Henry nachdenklich. »Ich muss gestehen, das hätte mir auch einfallen müssen.«
    »Und hätte er sich nicht auch selbst vergiften können?«, fragte Jane.
    »Fehlte an jenem Abend jemand an der Tafel?«, erkundigte Miss Marple sich.
    Mrs Bantry schüttelte den Kopf.
    »Alle waren anwesend.«
    »Außer Mr Lorimer wahrscheinlich, meine Liebe. Er

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