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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihnen nichts anderes übrig, als so zu denken.«
    »Vielleicht.«
    »Haben Sie schon den Dogenpalast gesehen?«
    »Das mache ich morgen.«
    »Gehen Sie in der Frühe. Später kommen die Busse, da wird der Platz mit Menschen überschwemmt sein.«
    »Besser als mit Wasser.«
    »Das stimmt auch.«
    Die Minuten rannen dahin, und sie glitten tiefer in den alten Teil der Stadt.
    Hier war kaum etwas von einem Massen-Tourismus zu spüren. Die Menschen, die hier lebten, waren Einheimische. Sie kümmerten sich kaum um die Gondel und den darin sitzenden Gast. Sie gingen ihrer Arbeit manchmal sehr lautstark nach.
    Kein großartiges Bauwerk lag mehr an den Ufern, so daß Renate Gehrmann kaum noch etwas fotografierte. Sie ließ sich fahren und fühlte sich trotz allem glücklich, obwohl die Wasserstraße ihrer Meinung nach doch etwas Bedrohliches an sich hatte.
    Zunächst war ihr das nicht so aufgefallen. Je mehr Zeit verstrich, um so stärker wurde der Eindruck.
    Renate dachte darüber nach. An ihrer Stimmung oder innerlichen Einstellung lag es nicht. Depressionen bekam sie höchstens in Frankfurt, wenn sie die Wochenenden allein verbrachte, denn diese Zeit konnte sehr, sehr einsam werden.
    Wieso durchfuhr sie hier dieses Gefühl? Es war aber trotzdem anders als sonst. Sie hatte den Eindruck einer allmählich herbeikriechenden Angst. Lag es an den düsteren Hauswänden, die den Kanal noch enger erscheinen ließen, als er tatsächlich war?
    Sie hob den Kopf an.
    Der Himmel war grau geworden. Zudem sah sie nur einen Ausschnitt. Die Schatten der Hauswände schienen in ihn hineinwachsen zu wollen und hatten sich auch vor die Sonne gelegt, die nicht mehr zu sehen war. Renate drehte sich um.
    Auch das Gesicht des Gondoliere war angespannt. Er stand am Heck, tauchte die lange Stange in das dunkle Wasser und stieß sich ab.
    »Das war wohl keine gute Idee von mir, mich hier in diese Gegend bringen zu lassen«, sagte Renate.
    »Nun ja. Jede Stadt ist nicht überall schön.«
    Die Frau hob die Schultern, als würde sie frieren. »Ich kann mir nicht helfen. Hier komme ich mir vor wie eine Gefangene.« Ihr fiel plötzlich etwas ein. »Ich bin ja schon zwei Tage hier und habe auch ältere Zeitungen gelesen. Hat man in dieser Gegend nicht die loten aus dem Wasser gefischt?«
    »Ja, es stimmt.«
    »War es dieser Kanal?«
    »So ist es.«
    »Vielleicht spüre ich deshalb die Bedrohung«, sagte sie leise und drehte sich wieder um.
    Nur wenige Boote fuhren diese Strecke. An den Ufern lagen plump wirkende, schmale Kähne vertäut, die sich im Rhythmus der Wellen wiegten, wenn sie von ihnen berührt wurden.
    Wieder erschien vor ihnen eine baufällige Brücke. Unter ihr hatte das Wasser eine noch dunklere Farbe angenommen.
    Als die Gondel in den Schatten der Brücke hineinglitt, hatte Renate das Gefühl, in einen Tunnel zu fahren. Die Dunkelheit bildete Schatten, die aus dem Wasser stiegen, als wären sie die unheimlichen Geister der Ertrunkenen. Sie legten sich auch über das Boot und über die Frau. Doch etwas störte sie.
    An der Backbordseite sah sie dicht unter der Wasserfläche etwas Goldenes schimmern.
    Renate stand auf und kniete sich hin. »Was ist das?« fragte sie. Im gleichen Moment hörte sie den Gondoliere schreien, drehte sich und sah den Arm, der aus dem Wasser schnellte, blitzartig den Rand des Bootes umklammerte, nachgriff und das Bein des Gondoliere zu fassen bekam. Der Mann schrie auf und kippte um, bevor er in die trübe Brühe klatschte und versank…
    ***
    Die Deutsche wußte nicht, was sie machen sollte. Sie kniete noch immer und starrte dorthin, wo der Gondoliere versunken war. Nichts war mehr von ihm zu sehen, aber das Schimmern blieb. Es zerlief sogar, weil sich auf der Wasserfläche Wellenringe bildeten und den goldenen Fleck so zeichneten, als würde er unter der Wasserfläche zerlaufen. Der Schreck hatte sie stumm gemacht. Renates Herz schlug schnell und überlaut. Sie drehte den Kopf, schaute nach vorn. Die Gondel besaß noch immer Fahrt, sie trieb weiter und dem Ende der Brücke zu. Aber der Führer war verschwunden.
    Die Frau bekam es mit der Angst zu tun. Und diese Angst entwickelte sich zu einer Panik, die sich nicht so leicht abschütteln ließ. Trotz ihrer Angst war Renate klar, daß sie nicht länger in der Gondel bleiben konnte. Was dem Gondoliere widerfahren war, konnte auch ihr passieren.
    Dann war es aus.
    Sie kroch zum Heck. Als Passagier mußte man sich schon vorsichtig bewegen, wenn man seinen bequemen Sitz

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