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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren beide gespannt. Jane zeigte dies äußerlich mehr als ich. Manchmal atmete sie scharfein, dann wiederum fuhr sie mit der Zungenspitze über ihre Lippen oder warf mir einen knappen, forschenden Blick zu. »Was ist los?«
    »Ich weiß nicht so recht, John, aber ich werde den Eindruck nicht los, daß etwas auf uns zukommt.«
    »Und was?«
    »Eine Gefahr.«
    »Das kann vieles sein. Vielleicht eine Überschwemmung, oder der Einsturz einer Brücke…«
    »Hör auf, das ist anders.« Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Die Karte hatte sie längst hinter sich auf den Sitz gelegt. Wir brauchten sie vorerst nicht mehr. »Weißt du eigentlich genau, wo die Toten angeschwemmt wurden?«
    »Nein.«
    »Das hätte uns Torri sagen müssen.«
    »Vielleicht wußte er es selbst nicht.«
    »Kann sein.« Jane strich einige Haarsträhnen zurück. »Du kannst sagen, was du willst, John, aber mir ist dieser Mann suspekt.«
    »Ich sage ja gar nichts.«
    »Wie gefällt er dir denn?«
    Ich lachte. »Jane, ich bin ein Mann. Weshalb soll er mir gefallen?«
    »Du verstehst mich falsch, John. Es ist die gesamte Art, wie er uns in den Fall hineingeschaukelt hat. Mit der habe ich mich irgendwie nicht anfreunden können.«
    »Zumindest hatte er Sir James auf seiner Seite. Also ist der Einsatz auch in Italien von oben abgesegnet worden.«
    »Schon möglich.«
    Wir ließen uns über dieses Thema nicht weiter aus, da wir uns der Brücke näherten. Wiederum überkam mich das Gefühl einer Enge. Die Wasserstraße schien vor der Brücke immer enger zu werden. Jane deutete plötzlich über den Wasser-und Gischtschutz hinweg. »Schau mal genau hin, John, da tut sich etwas.«
    »Wieso?«
    »Unter der Brücke liegt ein Schatten, der meiner Ansicht dort nicht hinpaßt.« Jane wirkte plötzlich aufgeregt. »John, gib mal Gas, ich will das sehen.«
    Ihr Fieber hatte mich angesteckt. Ich steigerte die Geschwindigkeit unseres Bootes.
    Der Bug stieg aus den Fluten. Er schob plötzlich einen weißen Bart vor sich her. Am Heck wühlte sich die Schraube durch das Schmutzwasser. Janes Augen waren gut. Auch ich sah, daß unter der Brücke etwas ablief. Dort schaukelte ein langes, schmal wirkendes Boot, wie es nur eine Gondel sein konnte.
    Auf ihr, etwa in liecknähe, stand eine Person, und eine zweite stieg aus dem Wasser.
    Groß, wuchtig, auch gefährlich — und bewaffnet, denn aus seiner Faust ragte etwas Langes, Blankes hervor, eine Schwertklinge. Auch Henker trugen Schwerter!
    Wir hatten es plötzlich mehr als eilig…
    ***
    Renate Gehrmann wußte nicht, was sie machen sollte. Sie traute sich nicht, ins Wasser zu springen, an Land konnte sie auch nicht, da ihr der Brückenpfeiler den Zutritt verwehrte.
    Und vor ihr stand der Tod!
    Eine furchtbare Gestalt, eben ein Henker, schwerbewaffnet und bereit, sie zu vernichten.
    Sie war noch immer keinen Schritt vor-oder zurückgegangen. Am Heck hielt sie sich auf, hatte die Hand zur Faust geballt und sie gegen ihr Brustbein gepreßt. Die Angst glich einer Würgeklammer, die ihr kaum Luft zum Atmen ließ.
    Der Unheimliche ließ sein Ziel nicht aus dem Blick. Er ging nicht sehr schnell, mit einer fast quälenden Langsamkeit bewegte er sich auf Renate zu, um ihre Angst noch mehr zu steigern. Die schwarze Kleidung war naß und lag dicht wie ein Trikot um seinen Körper. Ein Spinnennetz aus Blutfäden durchzog seine Flaut, und unter den schmalen Lippen liefen sie von zwei verschiedenen Seiten zusammen. Das Grauen kam näher…
    Schritt für Schritt. Niemand konnte es aufhalten. Renate wußte nicht, weshalb es gerade sie erwischt hatte. Sie hatte keinem Menschen in Venedig etwas getan, im Gegenteil, sie liebte diese Stadt, die jetzt zu ihrem Grab werden sollte.
    Venedig sehen und sterben.
    Nein, das wollte sie nicht. Wenn sie schrie, bekam sie vielleicht Hilfe, und…
    Renate hatte bereits den Mund geöffnet, als sie hinter sich ein rauh klingendes Geräusch hörte. Es riß sie aus ihrer Angst, sie drehte sich um und schaute auf eine weiße Bugwelle, hinter der die Umrisse eines Bootes hochwuchsen.
    War das die ersehnte Hilfe?
    Beim Zurückdrehen wäre sie fast gefallen und ins Wasser gestürzt. Nur mühsam erlangte sie das Gleichgewicht wieder, mußte dabei auch ihre Arme ausbreiten und erschrak noch mehr, als sie erkannte, daß der Henker bereits sehr nahe herangekommen war.
    Er hatte seinen rechten Arm schon gehoben, wenn er ihn nach unten rasen ließ, würde er sie köpfen können.
    Plötzlich begann die Gondel zu

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