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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe mich darauf gefreut, sie endlich einmal erleben zu können. Aber jetzt… jetzt ist allesaus.«
    »Sie leben!« sagte ich.
    Die Frau schaute mich an. Dann nickte sie. »Ja, das stimmt, ich lebe, aber er nicht.«
    »Wer ist er?«
    »Der Gondoliere. Man… man…« Ihre Stimme erstickte, weil die Frau von der Erinnerung überwältigt wurde. »Man hat ihn geholt. Er kam aus dem Wasser.«
    »Hat der Henker ihn nicht…?«
    »Es war nicht der Henker!« unterbrach sie mich. »Nein, das war er auf keinen Fall.«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es doch nicht. Ich sah ihn zu spät und… und nur im Wasser.« Sie richtete sich auf und stützte sich am Rand der Bordwand ab. »Im Wasser hat es geschimmert, als würde Gold unter der Oberfläche schwimmen. Verstehen Sie?«
    »John!« meldete sich Jane. »Das war der Doge. Das muß er einfach gewesen sein.«
    »Ja, möglich.«
    Die Frau meldete sich mit einer Frage: »Wieso der Doge? Es gibt keinen Dogen mehr.«
    »Offiziell nicht, aber hier ist das etwas anders. Es gibt auch keine Henker, Sie haben einen gesehen, Frau…«
    »Ich heiße Renate Gehrmann.«
    Auch wir stellten uns vor und erklärten, daß wir aus London kamen.
    »Wollen Sie auch Urlaub machen?«
    »So ähnlich.«
    Renate Gehrmann stand auf. Sie zitterte noch. Neben Jane Collins blieb sie stehen und nickte ihr zu. »Der Gondoliere ist verschwunden. Sie haben ihn einfach geholt.«
    Die Frau erwartete von mir eine Antwort. Ich wollte sie ihr nicht geben, aber sie las sie an unseren Gesichtern ab. »Er muß tot sein, nicht?« sagte sie mit brüchiger Stimme.
    »Davon müssen wir ausgehen.«
    Jane wollte das nicht so pessimistisch sehen. »Vielleicht hat er sich ans Ufer retten können.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Janes Blick fiel auf die Gondel, die sich zur Steuerbord-Seite neigte, als hinge dort ein Gewicht. Ich sprach mit der Geretteten, bis mich Janes Warnruf herumfahren ließ.
    »Da, John!«
    Ich sah den Henker, wir sahen ihn. Er war auf die Gondel geklettert und hielt auf seinen Armen eine leblose Gestalt.
    »Das ist der Gondoliere!« schrie Renate noch, dann mußten wir uns ducken, denn der Henker schleuderte den Körper auf uns zu…
    ***
    Er mußte übermenschliche Kräfte besitzen, denn der Mann flog so leicht durch die Luft wie ein Spielball. Wir hatten uns zwar geduckt, wurden dennoch erwischt.
    Ich bekam einen Tritt mit. Am Hinterkopf erwischte es mich. Wütende Stiche rasten durch meinen Schädel.
    Dann krachte er auf Jane und Renate, drückte die beiden zu Boden, während ich schon hochschnellte, aber über Renate Gehrmann stolperte und nach vorn kippte.
    Verdammt! Ich wollte den Henker.
    Noch im Liegen zog ich meine mit Silberkugeln geladene Pistole, kam wieder hoch und sah den verdammten Henker tatsächlich auf der schwankenden Gondel stehen, die ihre Lage noch nicht verändert hatte und uns nach wie vor ihre Breitseite zeigte.
    Den Henker konnte ich nicht verfehlen.
    Ich war auf den Knien geblieben und streckte meinen rechten Arm vor, schoß aber noch nicht, weil ich Sekunden wartete, um mir sein Bild einzuprägen.
    Auf seinem Schädel saß ein grauer Helm, als hätte man ihn dort festgeklebt. Vom Gesicht sah ich leider nicht viel. Brücken-und Helmschatten ließen einfach zu wenig erkennen, dennoch glaubte ich, in dem Gesicht dunklere Linien oder Risse zu sehen, dazwischen zwei vorgeschobene Wülste, Nase und Mund.
    Er blieb stehen. Meine Beretta beeindruckte ihn nicht. Falls es sich bei ihm um einen Zombie handelte, würde er dem geweihten Metall nichts entgegensetzen können.
    Zweimal schoß ich.
    Hinter mir zuckte Renate Gehrmann zusammen, als sie die Detonationen hörte, die unter der Brücke echoartig wetterten. Ich erwischte den Henkerauch und sah, wie die Kugeln gegen seine breite Brust hämmerten, ihn aber nicht zurückstrfcßen.
    Er blieb stehen!
    Noch einmal feuerte ich.
    Abermals erzielte ich keinen Erfolg. Diesmal hatte ich mich auf den Einschlag konzentriert und wollte auch sehen, ob das Geschoß als Querschläger davonsirrte. Das war ebenfalls nicht der Fall. Als deformierter Klumpen fiel es vor den Füßen des Henkers zu Boden und blieb liegen.
    Mein Arm sank nach unten, ich schüttelte dabei den Kopf, weil ich einfach nichts begreifen konnte. Erst Sekunden später kam mir die Erleuchtung.
    Diese Gestalt bestand nicht aus Fleisch und Blut. Das war eine völlig andere, fast wie Stein oder Metall.
    Und Blei ist Metall!
    Auch Jane war der Vorgang nicht entgangen. »John, was ist mit dem

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