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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kleine Mann ihnen bieten? Flucht. Sie hätte sich sehr gern hingesetzt, aber sie würde es nicht tun, nicht, wenn Tallanvor sie auf diese Weise ansah. Natürlich war sie jetzt nicht mehr seine Königin, aber das wußte er nicht. Eine weitere Frage tauchte auf. »Und warum? Meister Balwer, ich werde kein ehrliches Hilfsangebot ablehnen, aber warum wollt Ihr Euer Leben aufs Spiel setzen? Diese Seanchaner werden es Euch büßen lassen, wenn sie es herausfinden sollten.«
    »Ich hatte meine Pläne schon geschmiedet, bevor sie kamen«, sagte er zögernd. »Es schien ... unklug ... die Königin von Andor in Valdas Händen zu belassen. Betrachtet es als meine Art, es ihm heimzuzahlen. Ich weiß, ich stelle nicht viel dar, Majestät...« Er verbarg ein Husten hinter vorgehaltener Hand, »...aber der Plan ist ausgezeichnet. Diese Seanchaner erleichtern ihn sogar noch. Ich wäre ohne sie erst Tage später fertig gewesen. Sie gewähren jedermann, der bereit ist, den Eid zu leisten, für eine neu eroberte Stadt erstaunlich viele Freiheiten. Bereits eine Stunde nach Sonnenaufgang erhielt ich einen Paß, der es mir und bis zu zehn anderen, die den Eid geleistet haben, erlaubt, Amador zu verlassen. Sie glauben, ich beabsichtigte, im Osten Wein und Wagen zum Transport einzukaufen.«
    »Es muß eine Falle sein.« Die Worte schmeckten bitter. Besser das Fenster, als in irgendeine Falle zu tappen. »Sie würden nicht zulassen, daß Ihr die Nachricht ihrer Anwesenheit ihrem Heer voraustragt.«
    Baiwer legte den Kopf auf eine Seite und begann seine Hände zu kneten, hielt aber dann jäh inne. »Das habe ich bedacht, Majestät. Der Offizier, der mir den Paß aushändigte, sagte, es sei ohne Belang. Seine genauen Worte lauteten: ›Erzählt, wem Ihr wollt, was Ihr gesehen habt, und laßt sie wissen, daß sie uns nicht trotzen können. Eure Länder werden es ohnehin nur zu bald erfahren.‹ Ich habe heute morgen mehrere Händler den Eid leisten und mit ihren Wagen aufbrechen sehen.«
    Tallanvor trat nahe an sie heran. Zu nahe. Sie konnte fast seinen Atem, seinen Blick spüren. »Wir nehmen sein Angebot an«, sagte er, nur für sie hörbar. »Und wenn ich Euch fesseln und knebeln muß - ich glaube, er kann selbst dann einen Weg finden. Er scheint ein sehr findiger kleiner Bursche zu sein.«
    Sie erwiderte seinen Blick fest. Das Fenster oder ... ein Hoffnungsschimmer. Wenn Tallanvor nur den Mund halten würde, wäre es viel leichter zu sagen: »Ich nehme Euer Angebot dankbar an, Meister Balwer«, aber sie sagte es. Sie trat von Tallanvor fort, als wollte sie Balwer sehen, ohne den Kopf recken zu müssen. Es beunruhigte sie stets, ihm so nahe zu sein. Er war zu jung. »Was werden wir zuerst tun? Ich bezweifle, daß die Wächter vor der Tür Euren Paß auch für uns gelten lassen.«
    Balwer beugte den Kopf, wie in Anerkennung ihrer Voraussicht. »Ich fürchte, sie müssen sich den Umständen anpassen, Majestät.« Tallanvor lockerte seinen Dolch in der Scheide, und Lamgwin streckte die Hände, wie der Lopar seine Krallen gestreckt hatte.
    Sie glaubte nicht, daß es so leicht sein konnte, selbst nachdem sie gepackt hatten, was sie tragen konnten, und die beiden Taraboner überwältigt und unter ihr Bett verfrachtet hatten. An den Haupttoren, den leinenen Staubmantel wegen des Bündels auf ihrem Rücken unbeholfen zuhaltend, verbeugte sie sich, die Hände auf den Knien, wie Balwer es ihr gezeigt hatte, während er den Wächtern sagte, sie hätten alle zu gehorchen, abzuwarten und zu dienen geschworen. Sie überlegte, wie sie sicherstellen könnte, daß sie nicht lebendig gefangengenommen würde. Erst als sie tatsächlich an den letzten Wachen vorbei auf den Pferden aus Amador hinaus ritten, die Balwer hatte bereithalten lassen, begann sie es zu glauben. Natürlich erwartete Balwer eine angemessene Belohnung für die Rettung der Königin von Andor. Sie hatte niemandem gesagt, daß sie dem Thron unwiderruflich entsagt hatte. Sie wußte, daß sie die Worte ausgesprochen hatte, und sonst brauchte es niemand zu wissen. Es war sinnlos, sie zu bereuen. Jetzt würde sie abwarten, welche Art Leben sie ohne einen Thron führen könnte. Ein Leben weit entfernt von einem Mann, der viel zu jung und viel zu beunruhigend war.
    »Warum wirkt Euer Lächeln so traurig?« fragte Uni, während sie ihre braune Stute näher an Morgase heranführte. Das Tier wirkte mottenzerfressen. Morgases Kastanienbrauner war in keinem besseren Zustand, ebensowenig wie auch die

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