Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
anderen Pferde. Die Seanchaner hatten Balwer vielleicht bereitwillig mit seinem Paß gehen lassen, nicht aber mit anständigen Pferden.
    »Vor uns liegt noch ein langer Weg«, belehrte Morgase sie, trieb ihre Stute zu einem Trab an und folgte Tallanvor.

KAPITEL 8
    Allein sein
    Perrin steckte das Heft seiner Streitaxt gegenüber dem Köcher durch die Schlaufe an seinem Gürtel, nahm seinen Langbogen aus der Ecke, schlang sich die Satteltaschen über die Schulter und verließ die Räume, die er mit Faile geteilt hatte, ohne einen Blick zurück zu werfen. Sie waren hier glücklich gewesen -die meiste Zeit. Er glaubte nicht, daß er jemals zurückkäme. Manchmal fragte er sich, ob glückliche Stunden mit Faile an einem Ort bedeuteten, daß er niemals dorthin zurückkehren würde. Er hoffte es nicht.
    Die Diener, die ihm in den Palastgängen begegneten, trugen tiefschwarze Livreen. Vielleicht hatte Rand das angeordnet, aber vielleicht hatten die Diener es auch einfach selbst übernommen. Sie hatten sich ohne Livree unwohl gefühlt, als wüßten sie nicht, wohin sie gehörten, und Schwarz schien wegen der Asha'man als Rands Farbe sicher. Jene, die Perrin erblickten, eilten so schnell wie möglich von dannen, ohne sich die Zeit für Verbeugungen oder Hofknickse zu lassen. Angstgeruch folgte ihnen.
    Dieses eine Mal hatten seine gelben Augen nichts damit zu tun, daß alle ihn fürchteten. Es war vielleicht nicht ratsam, sich in der Nähe eines Mannes aufzuhalten, den der Wiedergeborene Drache heute morgen öffentlich mit seinem Zorn überschüttet hatte. Perrin lockerte seine Schulter unter den Satteltaschen. Es war eine geraume Weile vergangen, bis ihn jemand aufgespürt und erwischt hatte. Natürlich hatte es auch niemand zuvor mit der Macht versucht Besonders eine Erinnerung verfolgte ihn.
    Er stieß sich hoch, hielt seine Schulter und richtete den Rücken an der eckigen Säule auf, die seine Flucht aufgehalten hatte. Er glaubte, sich vielleicht einige Rippen gebrochen zu haben. Rund um die Große Halle der Sonne versuchten verschiedene Adlige, die wegen der einen oder anderen Sache bei Rand vorsprechen wollten, ihn nicht anzusehen und vorzugeben, nicht da zu sein. Nur Dobraine beobachtete ihn und schüttelte seinen grauen Kopf, während Perrin den Thronsaal durchschritt.
    »Ich werde mit den Aes Sedai umspringen, wie ich es will!« schrie Rand. »Hörst du mich, Perrin? Wie ich es will!«
    »Du hast sie gerade den Weisen Frauen ausgeliefert«, grollte er als Erwiderung und stieß sich von der Säule ab. »Du weißt nicht, ob sie auf Seide schlafen oder ihre Kehlen durchschnitten wurden! Du bist nicht der Schöpfer!«
    Rand warf mit wütendem Knurren den Kopf zurück. »Ich bin der Wiedergeborene Drache!« schrie er. »Es kümmert mich nicht, wie sie behandelt werden! Sie verdienen den Kerker!« Perrin regte sich unbehaglich, als Rands Blick von der gewölbten Decke abließ. Blaues Eis wäre daneben warm und sanft gewesen, um so mehr, da Rand aus einem von Qual verzerrten Gesicht zu ihm blickte. »Geh mir aus den Augen, Perrin. Hörst du mich? Verlasse Cairhien! Heute! Jetzt! Ich will dich niemals Wiedersehen!« Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt davon, während die Adligen sich fast auf den Boden warfen, als er vorüberging.
    Perrin wischte sich etwas Blut vom Mundwinkel. Er war sich eben noch sicher gewesen, daß Rand ihn töten würde.
    Er schüttelte den Kopf, um sich von diesem Gedanken zu befreien, umrundete eine Biegung und prallte fast gegen Loial. Der Ogier, der ein großes Bündel auf den Rücken gebunden und eine ausreichend große Tasche über die Schulter geschlungen hatte, daß ein Schaf hineingepaßt hätte, benutzte seine Streitaxt als Spazierstock. Die geräumigen Taschen seiner Jacke waren von Büchern ausgeheult.
    Loials Pinselohren richteten sich bei Perrins Anblick auf und erschlafften dann jäh wieder. Sein ganzes Gesicht erschlaffte, wobei seine Augenbrauen bis auf die Wangen reichten. »Ich habe es gehört, Perrin«, dröhnte er traurig. »Das hätte Rand nicht tun sollen. Überstürzte Worte bewirken lang anhaltenden Kummer. Ich weiß, daß er noch mal darüber nachdenken wird. Morgen vielleicht.«
    »Es ist schon in Ordnung«, erwiderte Perrin.
    »Cairhien ist zu ... vornehm ... für mich ohnehin. Ich bin Schmied, kein Höfling. Morgen werde ich schon weit fort sein.«
    »Du und Faile könntet mit mir kommen. Karldin und ich wollen alle Stedding durch die Wegetore aufsuchen, Perrin.« Ein

Weitere Kostenlose Bücher