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Der Doppelgänger

Der Doppelgänger

Titel: Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij , Fedor Michajlovic Dostoevskij
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bis jetzt, vorläufig ... hm ... daß vorläufig noch nichts verlautet hat.« Ostafjew antwortete in einzelnen Absätzen, machte ebenso wie Herr Goljadkin eine etwas geheimnisvolle Miene, zuckte ein wenig mit den Augenbrauen, blickte zu Boden, bemühte sich, den richtigen Ton zu treffen, kurz, er war mit aller Kraft bestrebt, die versprochene Belohnung zu verdienen; denn das, was ihm bereits gegeben war, hielt er schon für sein wohlerworbenes Eigentum.
    »Und es ist nichts bekannt?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Aber höre ... hm ... es wird vielleicht etwas bekannt werden?«
    »Später natürlich wird vielleicht etwas bekannt werden.«
    »Schlimm!« dachte unser Held. »Hör mal: hier hast du noch etwas, mein Lieber.«
    »Ich danke Euer Wohlgeboren von ganzem Herzen.«
    »War Wachramejew gestern hier?«
    »Jawohl.«
    »Sonst aber war niemand hier? Besinne dich einmal, Brüderchen!«
    Der Schreiber wühlte ein Weilchen in seinem Gedächtnisse herum, konnte sich aber auf nichts hierher Gehöriges besinnen.
    »Nein, sonst war niemand da.«
    »Hm!« Es trat Stillschweigen ein.
    »Hör mal, Brüderchen, hier hast du noch etwas; sag mir alles, das ganze Geheimnis!«
    »Zu Diensten.« Ostafjew war jetzt wie um den Finger zu wickeln; das hatte Herr Goljadkin bezweckt.
    »Nun sage mir, Brüderchen: wie steht er sich mit den andern?«
    »Es geht, ganz gut,« antwortete der Schreiber und blickte Herrn Goljadkin mit großen Augen an.
    »Was meinst du mit ›ganz gut‹?«
    »Ich meine nur so!« Hier zuckte Ostafjew bedeutsam mit den Brauen. Übrigens war er vollkommen verblüfft und wußte nicht, was er sagen sollte. »Schlimm!« dachte Herr Goljadkin.
    »Hat sich mit Wachramejew noch etwas Weiteres begeben?«
    »Es ist alles wie bisher.«
    »Besinn dich mal!«
    »Ja, man sagt so etwas.«
    »Also was denn nun?«
    Ostafjew hielt die Hand vor den Mund.
    »Ist nicht ein Brief von ihm an mich da?«
    »Heute ist der Kanzleidiener Michejew zu Wachramejew in dessen Wohnung gegangen, zu der deutschen Dame; ich kann ja hingehen und mich erkundigen, wenn Sie es wünschen.«
    »Tu mir den Gefallen, Brüderchen, um Gottes willen! ... Ich habe keine besondere Absicht dabei ... Denke nichts Übles, Bruder; ich habe dabei keine besondere Absicht. Und erkundige dich doch, Brüderchen, bring doch in Erfahrung, ob da etwas gegen mich im Werke ist. Und er, was wird er unternehmen? Das ist es, was ich gern wissen möchte; das bring in Erfahrung, lieber Freund; ich werde es dir dann danken, lieber Freund ...«
    »Zu Diensten, Euer Wohlgeboren. Und auf Ihren Platz hat sich heute Iwan Semjonowitsch gesetzt.«
    »Iwan Semjonowitsch? Ah! So! Wirk-lich?«
    »Andrei Filippowitsch wies ihn an, sich dahin zu setzen.«
    »Wirk-lich? Wie ist das zugegangen? Das bring heraus, Brüderchen! um Gottes willen bring das heraus, Brüderchen; bring das alles heraus, – ich werde mich dir dankbar zeigen, mein Lieber; das ist es, was ich wissen möchte ... Denke aber nichts Übles, Brüderchen ...«
    »Zu Diensten, zu Diensten, ich werde gleich hingehen. Aber Sie, Euer Wohlgeboren, kommen heute nicht herein?«
    »Nein, mein Freund, ich bin nur für ein Augenblickchen gekommen, nur für ein Augenblickchen; ich wollte nur einmal sehen, wie es steht, lieber Freund. Und nachher werde ich dir erkenntlich sein, mein Lieber.«
    »Zu Diensten.« Der Schreiber lief schnell und eifrig die Treppe hinauf, und Herr Goljadkin blieb allein zurück.
    »Schlimm!« dachte er. »Ach, schlimm, schlimm! Ach, wie schlimm steht jetzt meine Sache! Was hatte das alles nur zu bedeuten? Was bedeuteten z. B. namentlich einige Andeutungen dieses Trunkenboldes, und von wem rührt dieser Streich her? Ah, ich weiß jetzt, von wem dieser Streich herrührt! Ein netter Streich! Sie haben es gewiß erfahren und ihn darum hingesetzt... Übrigens, was sage ich? Sie haben ihn da hingesetzt? Andrei Filippowitsch ist es gewesen, der ihn da hingesetzt hat, diesen Iwan Semjonowitsch. Ja, übrigens, warum hat er ihn denn da hingesetzt, und mit welcher Absicht hat er ihn eigentlich da hingesetzt? Wahrscheinlich haben sie erfahren... Da arbeitet Wachramejew gegen mich, d. h. nicht Wachramejew; der ist dumm wie ein einfacher espener Balken, dieser Wachramejew; sondern all diese Menschen stehen hinter ihm und arbeiten gegen mich, und auch jenen Halunken haben sie zu diesem selben Zwecke hierher geholt, und die einäugige Deutsche hat sich über mich beschwert! Ich habe immer geargwöhnt, daß diese ganze Intrige

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