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Der Doppelgänger

Der Doppelgänger

Titel: Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij , Fedor Michajlovic Dostoevskij
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nicht von so einfacher Art ist,und daß hinter diesem ganzen Weiberklatsch unbedingt etwas stecken muß; eben dasselbe habe ich auch zu Krestjan Iwanowitsch gesagt, daß sie sich nämlich verschworen haben, einen Menschen zu morden, im geistigen Sinne gesprochen, und sich zu diesem Zwecke an Karolina Iwanowna gehängt haben. Ja, das ist klar, daß hier geschickte Meister gegen mich arbeiten! Hier, mein Herr, sind Meisterhände an der Arbeit, und nicht Wachramejew. Ich habe schon gesagt, daß Wachramejew dumm ist; aber dies ... Ich weiß jetzt, wer hier für sie alle gegen mich arbeitet: das tut dieser Halunke, der sich meinen Namen angeeignet hat! Dadurch allein behauptet er seine Stellung, was auch seine Erfolge bei hochgestellten Personen beweisen. Aber es wäre wirklich wünschenswert, zu erfahren, wie er sich jetzt mit den andern steht, was er dort bei ihnen zu bedeuten hat. Aber warum haben sie eigentlich dort gerade diesen Iwan Semjonowitsch genommen? Wozu in aller Welt hatten sie Iwan Semjonowitsch nötig? Als ob sie nicht hätten irgendeinen andern nehmen können! Übrigens, sie mochten da hinsetzen, wen sie wollten, es kam doch immer auf dasselbe hinaus; ich weiß nur, daß er, dieser Iwan Semjonowitsch, mir längst verdächtig war; ich habe es schon lange gemerkt: er ist ein widerwärtiger alter Kerl, ein ekelhaftes Subjekt; man sagt, er leiht Geld aus und nimmt Prozente wie ein Jude. Aber diese ganze Geschichte dirigiert der Bär. Bei alledem hat der Bär seine Hand im Spiel. Angefangen hat die Sache jedenfalls in dieser Weise. Bei der Ismailowski-Brücke hat sie angefangen; ja, so hat sie angefangen! ...« Hier verzogHerr Goljadkin das Gesicht, wie wenn er in eine Zitrone gebissen hätte, wahrscheinlich in Erinnerung an etwas sehr Unangenehmes. »Na, übrigens macht es nichts!« dachte er. »Es ist nur dies: ich muß alles allein schaffen. Warum kommt nur Ostafjew nicht wieder? Wahrscheinlich ist er irgendwo hängen geblieben oder aufgehalten worden. Das ist gut, daß ich so intrigiere und auch meinerseits Minen lege. Diesem Ostafjew brauche ich nur ein Zehnkopekenstück zu geben, dann ... hm ... dann habe ich ihn auf meiner Seite. Die Frage ist nur: ist er auch wirklich ganz auf meiner Seite? Vielleicht haben sie ihrerseits ihm ebenfalls etwas gegeben und intrigieren nun ihrerseits mit ihm unter einer Decke. Er sieht ja aus wie ein Gauner, der Halunke, wie ein reiner Gauner! Er verstellt sich, der Racker! ›Es ist nichts zu hören‹ sagt er und ›Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Euer Wohlgeboren!‹ So ein Gauner!«
    Es wurde Geräusch hörbar... Herr Goljadkin krümmte sich zusammen und sprang hinter den Ofen. Jemand kam die Treppe herunter und ging auf die Straße hinaus. »Wer kann denn da jetzt weggehen?« dachte unser Held im stillen. Einen Augenblick darauf wurden wieder Schritte vernehmbar ... Jetzt konnte Herr Goljadkin sich nicht beherrschen und steckte die Nasenspitze ein ganz klein wenig aus seinem Versteck heraus, – aber sofort zuckte er auch wieder zurück, als ob ihn jemand mit einer Nadel hineingestochen hätte. Diesmal war es ein Bekannter, der vorbeiging, nämlich der Halunke, der Intrigant, der verworfene Mensch; er ging wie gewöhnlich mit seinen nichtswürdigen, kleinen Schrittchen, trippelnd und mitden Beinen ausschlagend, als ob er jemandem damit einen Schlag versetzen wollte. »Schurke!« sagte unser Held vor sich hin. Übrigens konnte Herr Goljadkin nicht umhin zu bemerken, daß der Schurke unter dem Arm ein großes grünes Portefeuille trug, das Seiner Exzellenz gehörte. »Er hat wieder einen besonderen Auftrag,« dachte Herr Goljadkin; er errötete und krümmte sich vor Ärger noch mehr zusammen als vorher. Kaum war Herr Goljadkin der jüngere an Herrn Goljadkin dem älteren, ohne diesen überhaupt zu bemerken, vorbeigehuscht, als sich zum dritten Male Schritte hören ließen, und diesmal erriet Herr Goljadkin, daß es die Schritte eines Schreibers waren. Wirklich blickte der pomadisierte Kopf eines Schreibers zu ihm hinter den Ofen; es war indes nicht Ostafjew, sondern ein anderer Schreiber, namens Pisarenko. Das setzte Herrn Goljadkin in Erstaunen. »Warum hat er denn andere in das Geheimnis eingeweiht?« dachte unser Held. »Diese Heiden! Nichts ist ihnen heilig!« –
    »Nun, was gibt es, mein Freund,« sagte er, sich zu Pisarenko wendend. »Von wem kommst du, mein Freund?«
    »Ich komme in Ihrer Angelegenheit. Bis jetzt ist noch nichts zu erfahren gewesen. Aber

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