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Der Drache am Himmel

Der Drache am Himmel

Titel: Der Drache am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Sommer
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Scheiß hinauswillst. Aber du überschätzt dich so gewaltig, dass es schon beinahe peinlich ist. Ich könnte dich fertigmachen.«
    »Du verstehst nicht, worauf ich hinauswill? Dann werde ich es dir sagen. Innerhalb der nächsten drei Wochen erhalten die zweiunddreißig Sans Papiers unserer Stadt eine unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung. Ich weiß, dass ihr das durchsetzen könnt, also werdet ihr es auch durchsetzen. Denn anderenfalls rast deine Firma mit Karacho an die Wand. Den Skandal überlebt sie nicht und du auch nicht, Bellini.« Äußerlich ist Rosa ruhig geblieben, innerlich zittert sie. Jetzt ist alles auf dem Tisch, jetzt hat sie Aldo unwiderruflich das Messer an den Hals gesetzt. Die Millionenzahlung mag ihn finanziell hart treffen, doch wirklich ans Eingemachte geht diese, ihre zweite Forderung. Denn sie bedeutet: Vor seinen einflussreichen Freunden im inneren Kreis wird er sich entblößen, um Hilfe wird er betteln müssen … Ob Aldo das schon begriffen hat? Muss sie damit rechnen, dass er jetzt die letzten Hemmungen verliert? Dass er gefährlich wird? Ihr Herz klopft schnell. Aldo schweigt und spielt mit einem silbernen Stift, den er auf der offenen Handfläche hüpfen lässt, als müsse er sein Gewicht abschätzen.
    »So ist das also«, sagt er überraschend ruhig und der Stift hüpft weiter in seiner Hand. »So benimmt sich also die madre di mio migliore amico . Sie erpresst mich. Hat sie denn keinen Augenblick daran gedacht, wie ungesund das werden …?«
    Bevor Angst sich ihrer bemächtigen kann, unterbricht Rosa ihn: »Ungesund? Meinst du lebensgefährlich? Drohst du mir mit einem Mordanschlag?«
    »Dir? Nein. So wahnsinnig lange hast du eh nicht mehr zu leben.«
    »Stimmt, Aldo, das stimmt.«
    »Siehst du! Mmh, grob gerechnet verlangst du eine Zahlung von fünf Millionen von mir. Und ich will ganz ehrlich sein, Rosa. Das ist viel Geld. Eine solche Summe bringe ich höchstens auf, wenn ich Bellini-Anteile verkaufe. Will ich das? Nein, will ich nicht. Das mit den Sans Papiers würde ich hinkriegen. Wenn ich mich zum Deppen machen würde. Aber will ich mich zum Deppen machen? Nein, will ich nicht. Und deshalb frage ich mich, wie du deinen Sohn Severin wohl schützen willst, wenn du mal nicht mehr unter uns bist.«
    Alles, bloß das nicht! Rosa hat sich auf vieles eingestellt, nicht aber auf eine solche Ungeheuerlichkeit, nicht auf eine Drohung dieses Kalibers.
    »Ich habe dich richtig verstanden, Aldo Bellini?«, murmelt sie und denkt, dass sie auch schreien oder lachen könnte, und wie ihr einfällt, sie könnte Aldo auch eine Ohrfeige geben, zuckt sie zusammen.
    »Man erschrickt also doch ein wenig?«, sagt Aldo höhnisch.
    »Von deinem Herrn Vater bin ich ja einiges gewöhnt. Aber vergiss nicht, Aldo: Du bist nicht dein Vater.« Dass sie damit in eine Wunde sticht, wird ihr in der gleichen Sekunde bewusst.
    »Halt den Mund, Rosa«, schreit Aldo und schießt aus seinem Sessel auf. Rosa erinnert sich an Salvatores Jähzorn und spürt, dass ihr keine Wahl bleibt und dass einer, der brüllt und bereit ist, seinen besten Freund zu opfern, eigentlich schon am Strang zappelt … »Ich habe deinen Papa sehr gut gekannt. Wir waren drei ganze Jahre lang ein Paar mit allem Drum und Dran. Und kurz bevor du geboren wurdest, hatte ich schon deinen Bruder zur Welt gebracht. Severin. Also, Aldo: nur zu! Bring deinen Bruder um, wenn du willst. Amen!« Dass ihr dieses Amen hinausgerutscht ist, verblüfft Rosa über alle Maßen. Ihr scheint, sie könne seinen mehrfachen Nachhall hören.
    Wie tief sie ihre Rolle verinnerlicht hat, merkt Lilith, als sie keuchend in die Polizeiwache stürzt und in Tränen ausbricht. Die beiden diensthabenden Beamten sind voller professioneller Anteilnahme. Der eine holt einen Stuhl, der andere ein Glas Wasser. Nach hastigen Schlucken spult sie ihren Bericht ab und garniert ihn intuitiv mit Widersprüchen und Beschimpfungen. Bis auf zehn Meter sei der Wahnsinnige an sie herangekommen, nein, sogar berührt und beinahe gewürgt habe das perverse Aas sie und gestunken habe er oder sicher habe er ihr Haar versengt … »Das da! Das habe ich. Ich habe ihn«, keucht sie und zeigt die Kamera vor. Eine Beamtin, die aus dem Nebenraum hinzugetreten ist, hält ihr ein Taschentuch hin. Lilith reißt es ihr aus der Hand und drückt ihr dafür die Kamera hinein. »Ich habe ihn drauf, dieses Aas …«
    »Sie haben ihn fotografiert, alle Achtung«, sagt die Frau.
    »Ich hatte schon mal so eine

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