Der Drache aus dem blauen Ei
aber trudelnd in einer Spirale weiter abwärts.
„So lernen Vögel auch fliegen“, erklärte Alexander. „Sie springen einfach vom Baum.“
Nun, nach Fliegen sah das wirklich nicht aus. Lavundel glich eher einer betrunkenen Fledermaus.
„Oooh“, stöhnte Mama. „Er … er stürzt ab!“
„Nein, nein“, beruhigte sie Alexander. „Er hat einen Fallschirm.“
Mit einem dumpfen „Flopp!“ öffnete sich tatsächlich ein kleiner roter Schirm und bremste Lavundels Fall. Dafür hatte Alexander also die Jacke gebraucht! Er hatte den Fallschirm daraus geschneidert. Mit vier Schnürsenkeln war er an Lavundels Rücken befestigt.
„Ich fluge nicht!“, piepste Lavundel traurig, als er nur noch wenige Meter vom Boden entfernt war. Doch plötzlich fegte das herrenlose Modellflugzeug haarscharf an ihm vorbei. Der Drache wurde vom Wind erfasst und aus dem Gleichgewicht gebracht. „Huch!“, fiepte er erschrocken.
„Oh nein!“, stöhnte Anja.
Da drehte sich Lavundel schon wie ein Kreisel. Die Schnürsenkel verdrehten sich, der Fallschirm fiel in sich zusammen. Lavundel purzelte durch die Luft. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. So verhedderte er sich in dem roten Fallschirm.
„Schnell!“, rief Mama.
Aber da stolperten sie schon alle mit ausgebreiteten Armen los, um den kleinen Drachen aufzufangen.
Doch in diesem Moment machte das Flugzeug einen Bogen, kam zurück – und fing Lavundel auf. Er hielt sich daran fest und flog geradewegs auf den Waldrand zu.
Anja warf ihre Taschenlampe ins Gras und spurtete los. Normalerweise war ihr Bruder schneller, aber heute überholte sie Alexander und rannte Lavundel hinterher. Er flog nun so tief, dass sie ihn mit einem Satz erreichen konnte. Sie sprang, packte das Flugzeug in der Luft – und landete unsanft in einem Gewirr von Zweigen. Das Flugzeug purzelte ihr aus der Hand und blieb einige Meter weiter im Geäst hängen. Mit einem Krachen brachen die Flügel ab. Jetzt sah es aus wie eine silberne Raumkapsel. Da Anja immer noch ihre Kopflampe trug, konnte sie es ganz genau erkennen.
„Aaaah!“, schrie jemand erschrocken auf.
Anja prallte zurück und spähte aus ihrem Versteck im Gebüsch. Zwei riesige Augen aus Glas waren auf Lavundel und das Flugzeug gerichtet. Ein Fernglas. Und der Mann, dem es gehörte, war ganz blass vor Schreck. „Ein UFO !“, kreischte er und taumelte rückwärts. „Ein Außerirdischer! Tu mir nichts!“ Dann drehte er sich um und rannte in Richtung Wald.
Anja und Lavundel waren viel zu verdutzt, um etwas zu sagen. „ UFO !“, schrie der Mann im Laufen und fuchtelte mit den Armen. „Hilfe, ein UFO von einem anderen Planeten!“
„Schnell weg hier!“, rief Papa von der Wiese zu Anja herüber. „Raus aus dem Wald, schnell!“
„Okay, machen wir den Abflug, Nölnase“, keuchte Alexander und galoppierte zu seinem Fahrrad.
Anja pflückte Lavundel mitsamt dem Flugzeug aus dem Gebüsch. Sie klemmte sich die Reste des Fliegers unter dem Arm und ließ Lavundel rasch in ihre Kapuze kriechen. Dann rannten sie alle zu den Fahrrädern und radelten nach Hause, so schnell sie konnten.
Die grünen Männchen aus dem All
Beim Frühstück war der Schrecken der Nacht schon fast vergessen. Gespannt saßen sie alle bei einer Tasse mit heißem Kakao am Tisch und hörten Radio.
Der Mann vom Flugplatz hatte nämlich im Studio angerufen und redete jetzt aufgeregt mit dem Radiomoderator.
„Wenn ich es Ihnen doch sage“, beteuerte er immer wieder. „Ich war heute Nacht im Wald, um mit dem Fernglas Eulen zu beobachten. Und plötzlich sehe ich, dass auf dem alten Flugplatz Lampen aufleuchten. Grüne Männchen aus dem All sind auf dem Flugplatz gelandet!“
Mama kam aus dem Kichern nicht mehr raus. Der Radiomoderator schien dem Mann nicht so recht zu glauben. „Wie sahen diese Außerirdischen denn aus?“, fragte er.
„Ich konnte nicht alle erkennen. Die Lichter haben mich geblendet“, sagte der Mann. „Aber einen von ihnen habe ich ganz deutlich gesehen. Er hat mich in seinem kleinen silbernen UFO verfolgt. Es war eindeutig ein kleines grünes Männchen von einem anderen Stern. Es trug einen Helm und eine Fliegerbrille. Ach ja, und einen langen roten Umhang.“
„Das war doch der Fallschirm“, kicherte Baby-Bo.
„Einen roten Umhang? Wie Supermann?“, fragte der Radiomoderator.
„Ja“, beteuerte der Mann. „Und das Männchen ist direkt vom Himmel herabgeschwebt!“
Papa prustete los. „Geschwebt?“, lachte er. „Na,
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