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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ist der Feind, der hinter allem steht!«
    »So wie er es durch seine nur allzu willigen Werkzeuge Guthwulf und Fengbald geschafft hat, die Rechte der meisten von Euch hier mit Füßen zu treten!« Gwythinn war jetzt in voller Fahrt und nicht mehr zu bremsen. »Es ist Elias, der die Hand ausstreckt, um uns alle zu vernichten, bis es keinen Widerstand mehr gegen seine unselige Herrschaft gibt und die Wenigen, die von uns noch übrig sein werden, durch Steuern verarmt oder unter den Stiefeln seiner Ritterzertreten sind. Der Hochkönig ist unser Feind, und wir müssen rasch handeln!«
    Gwythinn drehte sich zu Josua um, der teilnahmslos wie ein steinernes Standbild die Ereignisse verfolgt hatte. »An Euch ist es, Prinz, uns den Weg zu zeigen. Es besteht kein Zweifel, dass Euer Bruder Pläne für uns alle hat, wie er Euch und Isgrimnur schon hat spüren lassen. Ist er nicht unser wahrer und zugleich gefährlichster Feind?«
    »Nein! Das ist er nicht!«
    Die Stimme knallte durch die große Halle von Naglimund wie eine Fuhrmannspeitsche. Simon, und mit ihm jede andere Seele im Raum, fuhr herum, um zu sehen, wer da sprach. Für einen Moment schien es, als wäre der alte Mann aus dem Nichts aufgetaucht, so plötzlich stand er im Lichtkreis der Wandfackel. Er war groß und unbegreiflich mager; der Fackelschein warf tiefe Schatten auf seine hohlen Wangen und unter die knochigen Bögen seiner Brauen. Er trug einen Mantel aus Wolfsfell und hatte den langen weißen Bart in den Gürtel gesteckt; für Simon sah er aus wie ein wilder Geist des Winterwaldes.
    »Wer seid Ihr, alter Mann?«, rief Josua. Zwei seiner Wachen traten vor und nahmen zu beiden Seiten des prinzlichen Stuhles Aufstellung. »Und wie kommt Ihr in unsere Ratsversammlung?«
    »Er ist einer von Elias’ Spionen!«, zischte einer der Edelleute aus dem Norden, und andere sprachen es ihm nach.
    Isgrimnur stand auf. »Er ist hier, weil ich ihn mitgebracht habe, Josua«, brummte der Herzog. »An der Straße nach Vestvennby hat er auf uns gewartet – wusste, wo wir hinwollten, und wusste noch vor uns, dass wir hierher zurückkehren würden. Er sagte, so oder so würde er Euch aufsuchen, um mit Euch zu sprechen.«
    »Und dass es umso besser für uns alle wäre, je schneller ich hier ankäme«, ergänzte der Alte und heftete die leuchtend blauen Augen auf den Prinzen. »Ich habe Dinge von großer Wichtigkeit mitzuteilen – Euch allen mitzuteilen.« Er ließ seinen beunruhigenden Blick über die Tafel wandern, und wohin er schaute, verstummte das Getuschel. »Ihr mögt mir zuhören oder nicht, das ist Eure Entscheidung … in Dingen wie diesen gibt es immer eine Wahl.«
    »Das sind Rätselsprüche für Kinder, Mann«, spottete Devasalles. »Wer in aller Welt seid Ihr, und was wollt Ihr von den Fragen wissen, die wir hier erörtern? In Nabban«, und er lächelte zu Josua hinüber, »würden wir diesen alten Narren zu den Vilderivanerbrüdern schicken, deren Aufgabe die Fürsorge für Irrsinnige ist.«
    »Wir sprechen hier nicht von Angelegenheiten des Südens, Baron«, erwiderte der alte Mann mit einem Lächeln, so kalt wie eine Reihe von Eiszapfen, »obwohl auch der Süden schon bald kalte Finger an seiner Kehle spüren wird.«
    »Genug!«, rief Josua. »Sprecht jetzt, oder ich werde Euch wirklich als Spion in Ketten legen lassen. Wer seid Ihr, und was wollt Ihr von uns?«
    Der alte Mann nickte steif. »Vergebung. Ich bin die höfischen Bräuche schon zu lange nicht mehr gewöhnt. Jarnauga ist mein Name, und ich lebte bis vor kurzem in Tungoldyr.«
    »Jarnauga!« , sagte Binabik und kletterte wieder auf seinen Stuhl, um den Neuankömmling genauer zu betrachten. »Verblüffend! Jarnauga! Ho, ich bin Binabik! Lange Zeit Lehrling von Ookequk!«
    Der Alte durchbohrte den Troll mit seinem hellen, stählernen Blick. »Ja. Wir werden miteinander reden, und zwar bald. Aber zuerst habe ich etwas in dieser Halle und mit diesen Männern zu erledigen.« Aufrecht stand er da, dem Stuhl des Prinzen gegenüber.
    »König Elias sei der Feind, habe ich den jungen Hernystiri sagen hören, und andere sprachen es ihm nach. Ihr alle seid wie die Mäuse, die mit unterdrückter Stimme von der schrecklichen Katze reden und hinter den Wänden davon träumen, sie eines Tages umzubringen. Keiner von euch begreift, dass es nicht die Katze ist, die euch Schwierigkeiten macht, sondern ihr Herr, der sie ins Haus gebracht hat, um Mäuse zu töten.«
    Gegen seinen Willen interessiert, beugte sich Josua vor.

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