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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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heißen – das wird ihn , der euch bedroht, nicht vertreiben. Er hat fünf Jahrhunderte darauf gewartet, sich wiederzuholen, was er für das Seine hält, und seine Hand ist kälter und stärker, als euer Verstand es fasst.Seine Geschichte ist der größere Zusammenhang, in den die Geschichte des Bundes eingebettet ist wie eine alte Pfeilspitze in einen großen Baum, über den die Rinde hinweggewachsen ist, bis man den Pfeil selbst nicht mehr erkennen kann.
    Der Winter, der jetzt auf uns lastet, der Winter, der den Sommer von seinem rechtmäßigen Thron verdrängt hat, ist sein Werk. Er ist das Symbol seiner Macht, der Macht, die er jetzt einsetzt, um die Dinge nach seinem Willen zu formen.«
    Jarnauga starrte grimmig vor sich hin, und einen langen Augenblick war alles still, und nur der Wind sang einsam um die Mauern.
    »Wer?«, fragte Josua endlich. »Wie heißt dieses Wesen, alter Mann?«
    »Ich dachte, Ihr wüsstet es, Prinz«, entgegnete Jarnauga. »Ihr seid ein Mann von großer Erfahrung. Euer Feind … unser Feind … starb vor fünfhundert Jahren; der Ort, an dem sein erstes Leben endete, liegt unter den Fundamenten der Burg, auf der euer Leben begann. Er heißt Ineluki … der Sturmkönig.«

33
Aus Asu’as Asche

    eschichten in Geschichten«, begann Jarnauga in einer Art Singsang und warf seinen Wolfsmantel ab. Der Feuerschein enthüllte die Windungen der Schlangen, die sich um die Haut seiner langen Arme ringelten. Wieder entstand Geflüster. »Ich kann euch die Geschichte vom Bund der Schriftrolle nicht erzählen, ohne vorher auf den Untergang von Asu’a zu sprechen zu kommen. Das Ende von König Eahlstan Fiskerne, der den Bund als Mauer gegen das Dunkel errichtete, lässt sich nicht vom Ende Inelukis trennen, dessen Dunkelheit uns jetzt umgibt. So sind die Geschichten ineinander verwoben, und ein Strang folgt auf den anderen. Zieht man einen einzelnen Faden heraus, ist er nicht mehr als das – ein einzelner Faden. Niemand wird allein aus einem solchen Faden das Muster eines Gewebes erkennen können.«
    Beim Sprechen fuhr sich Jarnauga mit schmalen Fingern durch den wirren Bart, glättete und ordnete ihn, als wäre auch er eine Art Gewebe, das dazu beitragen könnte, Jarnaugas Geschichte einen Sinn zu verleihen.
    »Lange Zeit, bevor die Menschen nach Osten Ard kamen«, fuhr er dann fort, »waren die Sithi hier. Weder Mann noch Frau sind noch am Leben, die wissen, wann sie kamen, aber gekommen sind sie, eingewandert von Osten, von dort, wo die Sonne aufgeht, und schließlich ließen sie sich in diesem Land nieder.
    In Erkynland, dort, wo heute der Hochhorst steht, schufen sie ihr gewaltigstes Werk, die Burg Asu’a . Tief gruben sie in die Erde und legten die Fundamente in die Gebeine von Osten Ard selber. Dann errichteten sie Mauern aus Elfenbein und Perlen und Opal, die die Bäume an Höhe überragten, und Türme, die in den Himmel ragtenwie Schiffsmasten, Türme, von denen man ganz Osten Ard überblicken konnte und von wo aus die scharfäugigen Sithi den großen Ozean beobachteten, der an das westliche Ufer brandete.
    Ungezählte Jahre wohnten sie in Osten Ard allein, bauten auf den Berghängen und in der Tiefe der Wälder ihre zerbrechlichen Städte, zierliche Hügelstädte wie Eisblumen und Waldsiedlungen, wie an Land gefesselte Boote mit vielen Segeln. Doch Asu’a war die größte von allen, und hier herrschten die langlebigen Könige der Sithi.
    Als die ersten Menschen sich einstellten, waren es schlichte Hirten und Fischer, die über eine heute längst verschwundene Landbrücke in den nördlichen Öden hierherkamen, auf der Flucht vor etwas Schrecklichem vielleicht, das sie verfolgt hatte, oder auch nur auf der Suche nach neuem Weideland. Die Sithi beachteten sie nicht mehr als die Hirsche oder Wildrinder, selbst als die rasch aufeinanderfolgenden Generationen immer zahlreicher wurden und der Mensch anfing, sich steinerne Städte zu bauen und Werkzeuge und Waffen aus Bronze zu schmieden. Solange sie nicht nahmen, was den Sithi gehörte, und in dem Land blieben, das der Erlkönig ihnen zubilligte, herrschte Friede zwischen den Völkern.
    Sogar das Imperium von Nabban im Süden, berühmt ob seiner Künste und seiner Waffen, das seinen langen Schatten über alle sterblichen Menschen Osten Ards warf, war für die Sithi oder ihren König Iyu’unigato kein Anlass zur Besorgnis.«
    An dieser Stelle blickte sich Jarnauga nach etwas zu trinken um, und während ein Page einen Humpen für ihn füllte,

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