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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ich reden will oder nicht.«
    »Einverstanden!«, antwortete Binabik und lächelte. Aber Simon war nicht in der Stimmung, es zu erwidern. Er zog seinen Mantel an, der jetzt sauber war, aber noch die sichtbaren Narben der Straße und des Waldes trug, und ließ sich von Binabik nach der großen Halle führen.

    »Das ist es!«, schrie Herzog Isgrimnur von Elvritshalla. »Welchen Beweis braucht es noch? Er wird schon bald unser ganzes Land an sich gerissen haben!«
    Isgrimnur und seine Männer hatten sich nicht einmal die Zeit genommen, ihre Reisekleidung abzulegen. Aus dem durchnässten Mantel des Herzogs tropfte das Wasser und bildete eine Lache auf dem Steinfußboden. »Wenn ich mir vorstelle, dass ich dieseswidernatürliche Ungeheuer einst auf den Knien geschaukelt habe!« Er griff sich wutentbrannt an die Brust und sah unterstützungsheischend seine Männer an. Alle außer dem ausdruckslos blickenden, schlitzäugigen Einskaldir nickten in trübem Mitgefühl.
    »Herzog!«, rief Josua und hob die Hand. »Ich bitte Euch, setzt Euch! Seit dem Augenblick, in dem Ihr zur Tür hereingedonnert seid, schreit Ihr, und ich verstehe immer noch nicht, was –«
    »Was Euer Bruder, der König, getan hat?« Isgrimnur lief blaurot an und machte ein Gesicht, als würde er sich den Prinzen am liebsten greifen und über sein breites Knie legen. »Mein Land hat er mir gestohlen! Er hat es Verrätern gegeben, die meinen Sohn gefangen halten! Welchen Beweis dafür, dass er ein Dämon ist, verlangt Ihr noch?«
    Die versammelten Adligen und Heerführer, die aufgesprungen waren, als die Rimmersmänner in wildem Durcheinander laut rufend in die Halle gestürzt waren, sanken nach und nach wieder auf ihre harten Holzstühle. Es entstand zorniges Gemurmel, und Stahl glitt mit klangvollem Zischen in ein Dutzend Scheiden zurück.
    »Muss ich Euren Gefolgsmann bitten, für Euch zu sprechen, guter Isgrimnur?«, fragte Josua. »Oder seid Ihr jetzt imstande, uns zu berichten, was vorgefallen ist?«
    Der alte Herzog warf dem Prinzen oben am Tisch einen kurzen, wütenden Blick zu und fuhr sich dann langsam mit der Hand über das Gesicht, als wolle er sich den Schweiß abwischen. Einen gefährlichen Augenblick lang war Simon überzeugt, Isgrimnur werde in Tränen ausbrechen: Das rote Gesicht des Herzogs fiel zu einer Maske hilfloser Verzweiflung zusammen, und seine Augen glichen denen eines betäubten Tieres. Er trat einen Schritt zurück und ließ sich auf seinem Sitz nieder.
    »Er hat Skali Scharfnase mein Land gegeben«, erklärte er endlich, und als das trotzige Aufbegehren aus seiner Stimme verschwand, hörte man deutlich, wie hohl sie klang. »Ich besitze nichts weiter, als was ich am Leibe trage, und habe keinen anderen Ort, an den ich gehen könnte, als diesen hier.« Er schüttelte den Kopf.
    Ethelferth von Tinsett stand auf, das breite Gesicht voller Mitgefühl. »Erzählt uns, was geschehen ist, Herzog Isgrimnur. Wir teilenhier alle den einen oder anderen Schmerz miteinander, aber auch eine lange Geschichte der Kameradschaft. Wir wollen einander Schwert und Schild sein.«
    Der Herzog sah ihn dankbar an. »Habt Dank, Herr Ethelferth. Ihr seid ein guter Kamerad und ein guter Nordmann.« Er wandte sich wieder den anderen zu. »Vergebt mir. Es ist schmachvoll, wie ich mich hier aufführe. Außerdem ist es verdammt noch mal keine Art, Neuigkeiten zu überbringen. Erlaubt mir darum, Euch ein paar Dinge zu berichten, die Ihr wissen solltet.«
    Isgrimnur ergriff einen herrenlosen Weinhumpen und leerte ihn. Mehrere von den anderen, die eine lange Geschichte auf sich zukommen sahen, riefen, man möge ihnen die Becher wieder füllen.
    »Vieles von dem, was sich ereignet hat, werdet Ihr wohl schon wissen, weil Josua und viele andere davon Kenntnis haben. Ich hatte zu Elias gesagt, ich würde seinem Geheiß, auf dem Hochhorst zu bleiben, nicht länger folgen, solange Schneestürme meine Leute töteten, unsere Städte begruben und mein junger Sohn an meiner Stelle über Rimmersgard herrschen musste. Viele, viele Monate hatte sich der König widersetzt, endlich aber willigte er doch ein. Ich nahm meine Männer und brach nach dem Norden auf.
    Zuerst gerieten wir bei Sankt Hoderund in einen Hinterhalt; bevor wir in die Falle gingen, töteten die Wegelagerer die Hüter der heiligen Stätte.« Isgrimnur klopfte auf den hölzernen Baum , der ihm auf der Brust hing. »Wir nahmen den Kampf auf und schlugen sie in die Flucht. Aber ein unnatürliches Gewitter

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