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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hinderte uns daran, sie zu verfolgen.«
    »Das hatte ich bisher nicht gehört«, warf Devasalles von Nabban ein und musterte Isgrimnur mit nachdenklichem Blick. »Wer war es, der Euch bei der Abtei überfiel?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Rimmersmann angewidert. »Wir konnten nicht einen Gefangenen machen, obwohl wir eine nicht unbeträchtliche Schar der Räuber den kalten Weg zur Hölle hinabschickten. Manche sahen wie Rimmersgarder aus. Damals war ich überzeugt, Söldner vor mir zu haben – heute bin ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher. Einer meiner Gesippen fand durch sie den Tod.
    Dann das Zweite: Als wir unweit nördlich des Knochs unser Lager aufschlugen, überfielen uns schmutzige Bukken, ein großer Schwarm, und zwar im offenen Gelände. Ein ganzes bewaffnetes Lager griffen sie an! Auch sie schlugen wir in die Flucht, aber nicht ohne große Verluste … Hani, Thrinin, Uter von Saegard …«
    »Bukken?« Es war schwer zu sagen, ob Devasalles’ hochgezogene Braue ein Zeichen des Erstaunens oder der Verachtung war. »Wollt Ihr mir erzählen, Eure Männer seien vom Kleinen Volk der legenden angegriffen worden, Herzog Isgrimnur?«
    »Eine Legende im Süden vielleicht«, sagte Einskaldir höhnisch, »eine Legende an Nabbans ruhigen Höfen; im Norden wissen wir, dass sie Wirklichkeit sind, und halten unsere Äxte scharf.«
    Baron Devasalles blickte empört auf, aber noch ehe er eine wütende Antwort von sich geben konnte, bemerkte Simon eine Bewegung an seiner Seite, und eine bekannte Stimme ertönte.
    »Missverständnisse und Unwissenheit besitzen sowohl der Norden als auch der Süden reichlich«, erklärte Binabik, der, eine Hand auf Simons Schulter, auf seinen Stuhl gestiegen war. »Die Bukken oder Gräber dehnen ihre Löcher für gewöhnlich nicht weit über die Nordgrenzen des Erkynlandes aus; aber was das Glück den weiter südlich Wohnenden beschert hat, sollte man nicht irrigerweise als allgemeingültige Wahrheit betrachten.«
    Devasalles riss vor Verblüffung den Mund auf, und er war nicht der Einzige. »Und das ist wohl einer der Bukken persönlich, der als Gesandter nach Erkynland gereist ist? Nun habe ich alles unter der Sonne gesehen und kann glücklich sterben.«
    »Wenn ich das Seltsamste bin, das Ihr seht, ehe dieses Jahr um ist …«, begann Binabik, wurde jedoch von Einskaldir unterbrochen, der mit einem Satz von seinem Stuhl aufsprang und sich neben den erschrockenen Isgrimnur postierte.
    »Das ist schlimmer als ein Bukken!«, fauchte er. »Es ist ein Troll – ein Höllenwicht!« Er versuchte, sich dem Arm des Herzogs, der ihn zurückhielt, zu entwinden. »Was tut dieser Kinderstehler hier?«
    »Mehr Gutes als du, unförmiger, bärtiger Tölpel!«, zischte Binabik zurück. Die Versammlung ging in allgemeinem Geschrei und Durcheinander unter. Simon packte den Troll am Gürtel, weil sichder Kleine so weit vorgebeugt hatte, dass er um ein Haar auf die weinbefleckte Tafel gekippt wäre. Endlich ließ sich Josuas zornige Stimme, die zur Ordnung rief, über dem Tumult vernehmen.
    »Beim Blute Ädons, ich dulde es nicht! Seid Ihr Männer oder Kinder? Isgrimnur! Binabik von Yiqanuc ist auf meine Einladung hier. Wenn Euer Mann die Regeln meiner Halle nicht achtet, mag er die Gastlichkeit meines Turmverlieses versuchen! Ich verlange eine Entschuldigung!« Der Prinz stieß vor wie ein herabstürzender Falke, und Simon, der Binabiks Jacke festhielt, erkannte jäh die Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Hochkönig. Das war Josua, wie er sein sollte!
    Isgrimnur beugte das Haupt. »Ich entschuldige mich für meinen Lehnsmann, Prinz. Er ist ein Hitzkopf und für höfischen Umgang nicht gezähmt.« Der Rimmersmann warf Einskaldir einen grimmigen Blick zu, und der Mann setzte sich wortlos wieder hin, brummte in seinen Bart und schlug die Augen nieder. »Unser Volk und die Trolle sind Feinde von alters her«, erklärte der Herzog.
    »Die Trolle von Yiqanuc sind niemandes Feind«, entgegnete Binabik mit einigem Hochmut. »Es sind die Rimmersmänner, die sich so vor unserer gewaltigen Größe und Stärke fürchten, dass sie uns angreifen, sobald sie uns nur zu Gesicht bekommen – selbst in Prinz Josuas Halle.«
    »Genug.« Josua machte eine angewiderte Handbewegung. »Hier ist nicht der Ort, alte Flaschen zu entkorken. Binabik, Ihr werdet später Gelegenheit zum Reden bekommen. Isgrimnur, Ihr habt Eure Geschichte noch zu Ende zu erzählen.«
    Devasalles räusperte sich. »Eines nur lasst mich

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