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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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tauschten seine Zuhörer Blicke aus und tuschelten verwirrt.
    »Davon hat mir Doktor Morgenes erzählt«, flüsterte Simon Binabik zu. Der Troll nickte lächelnd, schien aber von eigenen Gedanken abgelenkt.
    »Gewiss ist es nicht nötig«, nahm Jarnauga seinen Faden wieder auf – mit erhobener Stimme, um die Aufmerksamkeit der raunenden Menge zurückzugewinnen –, »über die Veränderungen zu sprechen, die der Ankunft der ersten Rimmersmänner folgten. Es gibt genügend alte Wunden, die aufgerissen werden müssen, ohne dass wir bei dem verweilen, was geschah, als sie vom fernen Westen her ihren Weg über das Wasser fanden.
    Etwas aber, das erwähnt werden muss, ist König Fingils Marsch vom Norden herunter und damit der Untergang Asu’as . Fünf lange Jahrhunderte haben einen großen Teil dieser Geschichte mit ihrem Geröll und mit Ahnungslosigkeit zugeschüttet; aber als Eahlstan der Fischerkönig vor zweihundert Jahren unseren Bund stiftete, geschah es, um ebendieses Wissen zurückzugewinnen und zu bewahren. Darum gibt es Dinge – die ich euch nun erzählen werde –, von denen die meisten von euch nie zuvor gehört haben.
    In den Schlachten am Knoch, in der Ebene von Agh Samrath und im Utanwash – überall triumphierten Fingil und seine Heerscharen und zogen die Schlinge um Asu’a immer fester. Auf Agh Samrath, dem Sommerfeld, verloren die Sithi ihre letzten menschlichen Verbündeten, und als die Hernystiri vernichtet waren, gab es niemanden mehr unter den Sithi, der gegen das Eisen des Nordens bestehen konnte.«
    »Vernichtet durch Verrat!«, unterbrach Prinz Gwythinn, rot im Gesicht und bebend. »Nichts außer Verrat konnte Sinnagh auf dem Schlachtfeld zu Fall bringen – die Verderbtheit der Männer aus den Thrithingen, die in der Hoffnung auf ein paar Krumen von Fingils blutiger Tafel den Hernystiri in den Rücken fielen!«
    »Gwythinn!«, rief Josua. »Ihr habt Jarnauga gehört. Das sind alte Wunden. Es ist nicht einmal ein Thrithingmann unter uns. Würdet Ihr über den Tisch springen und Euch auf Herzog Isgrimnur stürzen, nur weil er ein Rimmersmann ist?«
    »Er soll es nur versuchen«, knurrte Einskaldir.
    Gwythinn schüttelte beschämt den Kopf. »Ihr habt recht, Josua. Vergebt mir, Jarnauga.« Der Alte nickte, und Lluths Sohn wandte sich an Isgrimnur. »Und natürlich, guter Herzog, sind wir beide hier die engsten Verbündeten.«
    »Es hat sich niemand beleidigt gefühlt, junger Herr«, lächelte Isgrimnur, aber Einskaldir neben ihm fing Gwythinns Blick auf, und die beiden starrten einander kalt in die Augen.
    »So geschah es«, begann Jarnauga wieder, als habe niemand ihn unterbrochen, »dass man in Asu’a , obwohl seine Mauern von alter und mächtiger Zauberkraft geschützt wurde und es Heimat und Herz des Sithigeschlechtes war, dennoch fühlte, dass eine Zeit zu Ende ging, dass die sterblichen Emporkömmlinge das Haus ihrerVorgänger zerstören würden und die Sithi Osten Ard für immer verlassen müssten.
    Iyu’unigato, ihr König, kleidete sich von Kopf bis Fuß in Trauerweiß und verbrachte mit seiner Königin Amerasu die langen Tage von Fingils Belagerung – aus denen bald Monate und gar Jahre wurden, denn selbst kalter Stahl konnte das Werk der Sithi nicht über Nacht bezwingen – damit, sich mit melancholischer Musik und der Poesie aus heitereren Tagen der Sithi in Osten Ard zu betäuben. Von außen, im Lager der Belagerer aus dem Norden, erweckte Asu’a , unter seinem aus Zauber und Hexenkunst gewobenen Schirm, noch immer den Anschein gewaltiger Stärke, doch in der glänzenden Schale verfaulte der Kern.
    Es gab einen unter den Sithi, der es anders wollte und nicht damit zufrieden war, seine letzten Tage mit Klagegesängen über den zerbrochenen Frieden und die verlorene Unschuld zuzubringen. Es war Iyu’unigatos Sohn, und sein Name war … Ineluki.«
    Wortlos, aber keineswegs geräuscharm, packte Bischof Anodis seine Sachen zusammen. Dann winkte er seinem jungen Priesterschüler, der ihm auf die Beine half.
    »Entschuldigt, Jarnauga«, sagte Josua. »Bischof Anodis, warum wollt Ihr uns verlassen? Wie Ihr hört, ziehen furchtbare Wesen gegen uns zu Felde. Wir hoffen auf Eure Weisheit und die Stärke der Mutter Kirche, um uns zu leiten.«
    Anodis sah ärgerlich auf. »Ich soll hier sitzen, mitten in einem Kriegsrat, den ich niemals gebilligt habe, und mir anhören, wie dieser … dieser Wilde die Namen heidnischer Dämonen im Munde führt? Seht Euch doch selber an, Euch alle, wie

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