Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
und ihm Schuldgefühle verschafften. Alles, was er im Moment wollte, war, sie zu küssen und ihr helles Haar,
ihr Gesicht, alles zu berühren. Aber sie war nicht deshalb hergekommen, und er durfte auch nicht, er wollte nicht einmal daran denken. Und wollte doch. Um diesem ganzen Durcheinander in ihm Herr zu werden, sagte er schnell, dass die Jungfrau ja noch immer beim Bürgermeister wohne, was Byasso jeden Tag in der Schule erwähnte, und das sei gar nicht weit von hier.
    »Gut. Aber bevor wir gleich losstürzen, lass uns überlegen, was wir über den Mord wissen, was wir die Jungfrau fragen wollen. Nicht dass wir die Hälfte vergessen«, sagte Nica. »Also setz dich erst mal her.«
    Yanko nahm auf dem kühlen Amboss Platz. Der war nah genug, dass sie einigermaßen leise miteinander reden konnten, doch zugleich auch fern genug, damit sie einander nicht zufällig berühren konnten. Er müsste sich weit vorbeugen und den Arm ausstrecken, um ihr Knie zu erreichen. Eine solche Entfernung erschien ihm sicher genug.
    Lächelnd rückte Nica ihren Schemel näher. »Wir sollten aber nicht so laut reden, damit uns nicht zufällig jemand hört.«
    Und sie sammelten ihr Wissen über den Mord ganz nahe beieinander, jedoch ohne sich zu berühren. Yanko krallte seine Hände an den Amboss, damit sie sich ja nicht selbständig machten.
    Da er nicht verriet, dass er Ben nach der Tat noch gesehen und ihm sogar zur Flucht verholfen hatte, trugen sie nicht viel mehr zusammen, als jeder in der Stadt wusste. Die Leiche war auf dem Bergpfad gefunden worden, ganz nahe bei Bens Höhle. Ben war betrunken gewesen, er hätte den Dolch leicht überall verlieren und jeder hätte ihn finden können. Der nächtliche Wächter des Bergtors hatte geschworen, dass er niemanden gesehen hatte, der die Stadt verlassen hatte - niemanden
außer Ben. Keiner der vier Torwächter hatte irgendwen die Stadt verlassen sehen, nicht einmal den Ritter.
    »Der Ritter ist sicher irgendwo über die Mauer gestiegen«, hatten die Torwächter gesagt. Jeder von ihnen hatte bestritten, getrunken oder geschlafen oder gar Damenbesuch empfangen zu haben. Mörder konnten sicher ebenso gut über die Mauer klettern wie Ritter, das half also nicht weiter, der Mörder konnte Narfried leicht gefolgt sein. Oder sie hatten die Stadt gemeinsam verlassen, weil Narfried ihm vertraut hatte.
    »Aber was wollte der Ritter überhaupt nachts auf dem Berg? Warum stellt sich niemand diese Frage?«
    »Die meisten sagen, Ben habe ihn rausgelockt«, antwortete Nica.
    »Und wie?«
    »Das sagen sie nicht. Ein Mörder wisse schon, wie man das macht, aber sie wären keine Mörder, da dürfe man sie nicht fragen.«
    »Höhlenköpfiges Pack! Da hat ein toter Steinmolch doch mehr Hirn.«
    Nica lachte. Vielleicht gab es keine Steinmolche, da, wo sie herkam.
    »Ist doch wahr. Aber jetzt wissen wir noch immer nicht, was er da draußen wollte. Einen Mondspaziergang können wir wohl ausschließen. Vielleicht wollte er ja wirklich zu Ben und ohne Zeugen mit ihm reden. Oder der Mörder hat ihn mit irgendeiner erfundenen Geschichte rausgelockt. Oder er wollte unbemerkt zur Mine hoch.«
    Nica sah ihn erschrocken an, die Mine gehörte ihrem Vater, eine solche Verbindung war ihr sichtlich unangenehm. »Was sollte er da wollen?«

    »Ich weiß es nicht. Ben und ich wollten da aber auch schon rein, als sie noch geschlossen war und ihr noch nicht hier.«
    »Ja, aber ihr seid Jungs und er... Meinst du, ein Ritter stromert nachts aus Spaß herum?«
    »Warum nicht?« Yanko hatte nicht vor, mit dem Herumstromern aufzuhören, wenn er erwachsen war. Ohne wäre das Leben doch langweiliger. »Vielleicht wollte er auch einfach nur herausfinden, wie ergiebig die Mine noch ist, bevor er seinem Orden irgendwelche Abkommen mit Trollfurt vorschlägt?«
    Das leuchtete Nica schon eher ein als das Herumstromern. Sollte dies tatsächlich seine Aufgabe gewesen sein, dann müsste Jungfrau Ivallya auch davon wissen. Sie machten sich also auf den Weg, und Yanko atmete auf, als sie auf die Straße traten und nichts weiter passiert war als eine versehentliche, flüchtige Berührung ihrer Hände, als sie beide zugleich nach der Türklinke gegriffen hatten.
    Die Jungfrau Ivallya empfing sie in ihrem Gästezimmer in Dagwarts Haus. Sie wirkte abweisend und war gar nicht so schön, wie Yanko sie in Erinnerung gehabt hatte. Vielleicht hatte auch der Tod des Ritters und ihre Trauer sie verändert. Trotzdem versuchte Yanko, sich in sie zu verlieben,

Weitere Kostenlose Bücher