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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Furcht in Zorn. Mit Hacken und Schaufeln bewaffnet stürzten sie sich auf den Herrscher, als dieser die Baustelle besichtigte, und erschlugen ihn. Sie schoben die Tat einem furchtbaren Drachendämon in die Schuhe und schütteten die Löcher wieder zu. Für den ungeborenen Drachen war es zu spät, doch das Tal behielt seinen Zauber, und es ist noch heute, Jahrhunderte später, wunderschön und voll lebendig sprießender Pflanzen.«
    »Woher weißt du, dass die Geschichte stimmt? Wenn das alles schon so lange her ist, ist es doch bestimmt nur eine alte Sage.«
    »Nun, ich habe ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel.« Aiphyron grinste. »Aber ich weiß nicht, ob all das tatsächlich stimmt, ich habe die zornigen Arbeiter und die Knochen nicht selbst gesehen. Ich kenne nur das Tal, und das ist wirklich außergewöhnlich schön.«
    »Ja, und warum wachst ihr Drachen überhaupt einfach so?«
    »Das wissen selbst wir nicht. Es gibt Leute, die sagen, dass die Orte, an denen wir wachsen, nicht durch einen Schutzzauber so schön werden, sondern dass sie einfach so schön sind,
dass sie eine Seele entwickeln. Und aus dieser Seele entsteht ein Drache. Andere sagen, dass sich die Götter, nachdem ihre Schöpfung beendet war, die Hände wuschen und sie trockenschüttelten. Die Tropfen, die von ihren Händen fielen, steckten noch voller Schöpferkraft, voller Drang, zu etwas heranzuwachsen. Sie versanken in der Erde und in Pflanzen, und irgendwann wuchsen aus ihnen Drachen. Wieder andere sagen, der kindische Gott Bashntog hat die Drachen einfach versteckt, um damit die anderen Götter zu überraschen. Es gibt zahlreiche Mythen, aber niemand weiß es genau.«
    »Und du weißt es auch nicht?«
    Aiphyron schüttelte den Kopf.
    »Und...?« Es gab so viele Fragen, die Ben durch den Kopf wirbelten, er wusste gar nicht, welche er zuerst stellen sollte. Allmählich setzte die Dämmerung ein, es war eine gute Zeit für Geschichten.
    »Später«, sagte Aiphyron dennoch. »Lass uns erst mal die Höhle erkunden. Das möchte ich gern erledigen, bevor ich allzu müde bin. Wir wissen ja nicht, wie groß sie ist. Und wenn sie wirklich Brutstätte für den Riesenfrosch war, erwarten uns vielleicht noch andere hungrige Mäuler, von denen ich mich ungern im Schlaf überraschen lasse.«
    Ben nickte, der Drache hatte recht. Sie erhoben sich und schlenderten am Sippa-Ufer zurück. Ben suchte den Fluss im Laufen nach gigantischen Kaulquappen ab und hob unterwegs drei dicke, armlange Prügel aus trockenem Holz auf.
    »Ich weiß nicht, ob du damit einen Riesenfrosch beeindruckst«, sagte Aiphyron. »Wie willst du überhaupt mit drei Keulen zugleich zuschlagen? Dir ist doch bewusst, dass du nur zwei Arme hast?«
    »Damit schlag ich nicht zu, das sind Fackeln.«

    »Fackeln? Kommt nicht in Frage! Kein Feuer, wir machen kein Feuer!« Aiphyron war stehen geblieben und schnaubte ihn aus nächster Nähe an.
    »Ohne Fackeln sehe ich nichts«, sagte Ben.
    »Nichts? So richtig gar nichts? Das kann doch nicht sein.«
    »Doch. In so einer Höhle ist es stockfinster!«
    »Hm.« Der Drache runzelte die Stirn, was mit all den Schuppen sehr seltsam aussah. »Und sonst? Kannst du nicht hören oder riechen?«
    »Was soll ich können?« Ben schüttelte den Kopf. »Wie soll ich denn Stolpersteine riechen oder einen plötzlichen Abgrund hören? Wenn du vor mir reinfällst, ja, aber sonst?«
    »Ich dachte... Irgendwer konnte das, ich weiß nur nicht mehr, wer.« Aiphyron musterte ihn missmutig. »Du brauchst bestimmt eine Fackel?«
    Ben nickte.
    »Na gut. Aber zünd da drin nichts an«, knurrte der Drache und stapfte weiter. »Feuer ist gefährlich, damit spielt man nicht.«
    »Was soll ich denn anzünden?«, murmelte Ben leise vor sich hin. »Der hat sie doch nicht mehr alle. Felsen anzünden oder was? Natürlich, die brennen ja auch wie Zunder, großer vorsichtiger Drache, alle heizen den ganzen Winter über mit Felsen.«
    Am Wasserfall nahm ihm Aiphyron die Fackeln ab und umschloss sie mit seiner Klaue. So schaffte er sie trocken bis in die Höhle. Auch hier entdeckte Ben keine schwimmenden Riesenkaulquappen.
    Drinnen wollte er sich nach trockenem Feuerstein umsehen, doch Aiphyron räusperte sich laut und schob dann den
ersten Prügel tief in seinen Rachen. Er drehte ihn ein paarmal und drückte ihn dann Ben in die Hand. Irgendetwas Dunkles, Harziges klebte am oberen Ende.
    »Halt mal.«
    »Was ist das?«, fragte Ben und wollte daran riechen.
    »Halt mal, hab ich

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