Der Drachenthron: Roman (German Edition)
Angelegenheit halten sollte. Seine Befehle waren ihm heimlich ins Ohr geflüstert worden, und sie waren unmissverständlich. Zwei von Königin Sheziras Drachenrittern würden hierher in den Wald kommen. Sie würden kommen, um etwas zu kaufen, etwas, das der Königin schaden könnte. Er und Kemir, ein Söldner-Duo, sollten sie aufhalten. Das Gold in ihren Taschen stammte vom königlichen Feldmarschall, doch wenn irgendetwas schieflaufen sollte, gäbe es keinerlei Verbindung zu nichts und niemandem. Das war alles, was Sollos wusste.
»Konntest du sehen, was sie bei sich haben?«
Kemir antwortete nicht.
»Sie müssen doch irgendetwas dabeihaben!«
»Vielleicht auch nicht. Vielleicht nehmen sie uns die Drecksarbeit ab und schlitzen den Verrätern die Kehle auf, um an ihr Gold zu kommen. Wenn aber doch, dann ist es klein. Ich habe nichts gesehen.«
Die flüsternde Stimme hatte sich ebenfalls bedeckt gehalten, worum es sich bei dem Etwas handelte, nur dass die Drachenritter allein den Versuch, es zu erstehen, mit dem Leben bezahlen würden. Sollos sollte abwarten, bis die Reiter denjenigen trafen, der den Verkauf tätigte, und dann allesamt schnell und unauffällig töten. Die Reiter hätten Gold bei sich. Das könnte er behalten, hatte ihm die leise Stimme zugeraunt. Was den Rest anging, würde er die Leichen zurücklassen, ohne sie vorher zu durchsuchen. Sie würden am nächsten Morgen gefunden werden, während Sollos längst wieder in seiner Hütte war. Er würde nach seinem Erwachen ebenso entsetzt wie jeder andere reagieren, sobald er erfuhr, dass zwei königliche Reiter ermordet aufgefunden worden waren.
So weit alles schön und gut, aber es waren drei Drachenritter aufgetaucht, nicht zwei.
»Dort ist noch einer«, flüsterte er. »Ein dritter Reiter hat sie begleitet. Er ist beim Drachen zurückgeblieben.«
Eine lange Pause folgte. Er konnte Kemir regelrecht denken hören. »Dann müssen wir den dritten wohl entkommen lassen, oder?«
Sollos nickte. Eigentlich hätten es zwei Reiter sein sollen. Aus nächster Nähe und mit dem Vorteil des Über – raschungsangriffs konnten er und Kemir ziemlich sicher sein, beide mit einem Schlag niederzustrecken. Ein dritter Mann hingegen, der vorgewarnt war und noch dazu einen Drachen in der Hinterhand hatte, war eine andere Sache.
»Was hältst du von ihnen? Nicht den Reitern, den anderen. Den Verkäufern.«
»Nervös. Es sind keine erfahrenen Schwertkämpfer. Sie werden abhauen, nicht kämpfen. Wir müssen sie schnell erwischen.«
Sollos erschauderte. Kemirs Lippen kitzelten immer noch sanft an seinem Ohr. Sollos wich zurück. »Sobald die Geldbörse den Besitzer wechselt, werden wir zuschlagen. Ich kümmere mich um den Reiter, der das Geld übergibt, du erschießt den anderen. Wer auch immer die Börse in Händen hat, gehört mir. Dann kümmern wir uns um den Rest. Immer zuerst diejenigen, die uns am nächsten sind.« Aus den Augenwinkeln sah Sollos eine Bewegung auf der Kuppe des Hügels. Er scheuchte Kemir fort und kroch näher heran, wobei er den Langbogen aus Drachenknochen behutsam umklammert hielt. Es war eine alte Waffe, größer als er selbst, und allem Anschein nach aus den Flügeln eines riesigen Kriegsdrachen gefertigt. Im Nahkampf zu lang und schwerfällig für seinen Geschmack, würde sie jedoch jede Lage Stahl und Drachenschuppen durchbohren, die ein Mensch tragen und dabei immer noch aufrecht stehen konnte.
»Habt ihr, was wir wollen?«
»Habt ihr unser Geld?«
»Zeigt uns, dass ihr das dabeihabt, was wir wollen.«
Auf der Spitze des Hügels hatten sich drei Männer zu den Drachenrittern gesellt. Als hätte der Lärm, den sie bisher veranstaltet hatten, nicht gereicht, brach nun auch noch ein Streit unter ihnen aus. Sollos schoss der flüchtige Gedanke durch den Kopf, einfach auf sie zuzugehen und herauszufinden, wie viele von ihnen er erstechen konnte, bevor sie seine Gegenwart überhaupt bemerkten.
»Zeigt uns das Gold, Freunde. Dann zeigen wir euch, was ihr dafür bekommt.«
»Nein. Ihr zuerst.«
»Ach, zeig ihnen einfach das Geld. Hier …«
Einer von ihnen entzündete eine Fackel. Vorsichtig spannte Sollos einen Pfeil in die Bogensehne. Einer der Reiter hielt etwas in der Hand, das nach einer Börse aussah. Jeden Moment konnte es so weit sein … Und sie machten es ihnen so verdammt leicht.
Die Geldbörse wechselte den Besitzer. Als Sollos den Pfeil losschnellen ließ, bemerkte er, wie der andere Reiter taumelte. Er nahm sich nicht
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