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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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ich keinen schwachen alten Mann gebrauchen, der meinem Schritt nur mit Mühe folgen kann. Es tut mir leid.« Beinahe hätte sie seine Hand genommen, denn in vielerlei Hinsicht war er ihr ältester Freund. Aber sie war die Königin, und aus diesem Grund rührte sie sich nicht, nur das Weiß ihrer verkrampften Fingerknöchel verriet ihre wahren Gefühle.
    Isentine schluckte. Er machte einen tiefen Atemzug und verbeugte sich langsam. »Ich verstehe, Eure Heiligkeit. Ich werde Euch einen Mann aussuchen, der würdig ist, Euch so zu dienen, wie mir es nicht länger möglich ist. Dann werde ich den Drachensprung antreten.«
    Sie saßen so lange schweigend beieinander, bis Shezira die Stille nicht mehr ertrug. Die Königin erhob sich und stellte sich ans Fenster. Vom Arbeitszimmer sah man genau über die Steilklippen, und der Sturz in die Tiefe kam ihr unendlich lang vor.
    »Oder …«
    Isentine bewegte sich nicht. Sie wusste, dass er den Atem anhielt.
    »Meine Töchter lieben ihre Drachen und sind auch von Euch sehr angetan. Almiri ist meine Nachfolgerin und hat selbst eigene Kinder. Lystra ist Prinz Jehal versprochen und immer noch jung und leicht zu beeinflussen, aber Jaslyn … Wie mir zu Ohren gekommen ist, verbringt sie viel Zeit hier.«
    Isentine sah sie an und schüttelte lächelnd den Kopf. »Meine Königin, Ihr könnt natürlich aussuchen, wen immer Ihr wünscht, aber Jaslyn ist zu jung, um Meisterin über ein Nest zu sein. Sie kennt ihre Drachen wie keine Zweite, das muss ich einräumen, doch sie hat noch keinerlei Erfahrung …«
    Erst in diesem Moment begann er zu verstehen.
    »Sie bräuchte einen Lehrmeister.« Sheziras Stimme blieb hart. »Ihr müsstet Eure letzten Jahre hier draußen verbringen, umgeben von all den Geschöpfen. Ich kann Euch erst erlauben, den Drachensprung anzutreten, wenn Ihr vollkommen sicher seid, dass sie eine würdige Nachfolgerin ist.«
    »Ja, Eure Heiligkeit. Vielen Dank.«
    Shezira sah weg. Vor lauter Dankbarkeit wäre Isentine beinahe in Tränen ausgebrochen, und diesen Anblick hätte sie nicht ertragen. »Ihr werdet uns nicht in König Tyans Reich begleiten. Ihr seid zu alt. Stattdessen müsstet Ihr hierbleiben und Euch den Kopf darüber zerbrechen, was es noch alles zu tun gibt. Es wird keine leichte Aufgabe mit Jaslyn sein. Sie ist stur und stolz. Wenn ich sie als Mauerblümchen bezeichnen würde, wäre das eine schmeichelhafte Untertreibung, und dennoch rümpft sie über jeden Verehrer die Nase, den ich ihr präsentiere. In Bälde könntet Ihr bereuen, nicht doch den Drachensprung gewählt zu haben.«
    »Ich werde sie zu einer Tochter machen, auf die Ihr stolz sein könnt«, flüsterte der Drachenmeister.
    Das bin ich längst , dachte Shezira, aber auch das gehörte zu den Dingen, die sie sich niemals laut eingestehen durfte. Mit fester Miene schritt sie im Arbeitszimmer auf und ab, wobei sie geflissentlich Isentines eindringlichen Blick überging. »Ja. Und nun zu Prinz Jehal. Nur noch zwei Tage, Drachenmeister.«
    »Alle Vorbereitungen sind getroffen, Eure Heiligkeit.«
    »Oh, das bezweifle ich nicht, und dennoch … Schickt den Alchemisten zu mir. Haros? Huros? Wie lautet gleich noch mal sein Name? Er soll mich mit den Einzelheiten seiner Vorbereitungen langweilen. Und falls ich einschlafe, unterrichtet ihn bitte davon, dass mein Feldmarschall etwas mit ihm besprechen möchte. Anscheinend hat sie irgendein Fläschchen, dessen Inhalt er für sie bestimmen soll.«
    »Ich werde mich sofort darum kümmern, Eure Heiligkeit.«
    Shezira sah Isentine nach. Sein Gang hatte eine Leichtigkeit gewonnen, die sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr an ihm bemerkt hatte. Beinahe konnte sie sich einreden, ein gutes Werk vollbracht zu haben. Ein zaghafter Sonnenstrahl an einem ansonsten mit Gewitterwolken verhangenen Himmel.
    Nur noch zwei Tage bis zu meiner Abreise und dem Versuch, Prinz Jehal mit meinem eigen Fleisch und Blut zu kaufen. Obwohl ich besser als jede andere weiß, dass genau das unser Schicksal als Tochter ist.

4
     
    Der Sprecher der Reiche
     
    W ie«, murmelte Jehal, »kann es jemand nicht begehren? Das will mir einfach nicht in den Sinn.«
    Neben sich spürte er Zafirs Körper, deren Haut schweißbedeckt war und die sich aufreizend an ihn drängte. Sie sah ihn an. »Was begehren, mein Liebster?«
    Jehal warf die Arme in die Luft. Sie lagen in einem reich mit Schnitzereien verzierten, tausend Jahre alten Holzbett, eingewickelt in seidene Laken. An allen vier Wänden waren

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