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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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– zum Schlechten, versteht sich. Der Dienstbote hält mich offenbar für denjenigen, der seinen Brötchengeber erdolcht hat. Die Zivilgarde schließt sich seiner Meinung an, als sie dreißig Sekunden später hereinpoltert. Eine Annahme, die auch nicht unbedingt ganz so abwegig ist, wie ich zugestehen muss, denn mir fällt einfach kein plausibler Grund für meine Anwesenheit hier ein. Die Gardisten zerren mich weg. Während ich unsanft durch den Garten geschleppt werde, nehme ich ganz schwach eine Aura von etwas Ungewöhnlichem wahr, aber sie ist zu flüchtig, um sie zu identifizieren, und außerdem gibt man mir auch nicht die geringste Chance, in Ruhe darüber zu meditieren. Ich werde in einen dieser grünlackierten Pferdewagen verfrachtet und auf höchst unbequeme Weise zum Gefängnis geschafft. Als die Gardisten mich in die Zelle werfen, kommt mir der Gedanke, dass von allen Wendungen des Schicksals, die ich jemals durchgemacht habe, diese hier die mit Abstand überraschendste und unvermittelste ist.

5. Kapitel
    Turai ist in zehn Verwaltungsbezirke unterteilt, denen jeweils ein Präfekt vorsteht, der unter anderem auch der Chef der Zivilgarde seines Bezirkes ist. Präfekt Calvinius, der Thamlin verwaltet, ist ein ungeschlachter, grober Klotz, der keine Zeit verschwendet und mich umgehend darüber informiert, dass ich bis zum Hals in der Gülle sitze.
    »Wir haben hier wenig Geduld mit Privatdetektiven«, knurrt er. »Warum habt Ihr Attilan getötet?«
    »Ich habe ihn nicht getötet.«
    »Warum wart Ihr dann da?«
    »Ich habe einfach nur eine Abkürzung genommen.«
    Eine Antwort, die mich postwendend wieder in meine Zelle bringt. Es ist drückend heiß hier drin und stinkt wie ein Abwasserkanal. Aus bloßer Neugier versuche ich meinen Öffnungszauber an der Tür, aber nichts rührt sich. Das war zu erwarten. Die Zellentüren werden regelmäßig von den Zauberern der Zivilgarde gewartet, die starke Schließzauber benutzen.
    Stunden vergehen. Ich höre, wie der Rufer Sabbab ausruft. Zeit für das Nachmittagsgebet. Alle frommen Anhänger der Wahren Kirche, rein rechnerisch die Gesamtpopulation der Stadt, sollten jetzt auf die Knie fallen und beten. Und zwar schon zum zweiten Mal, denn vorher haben wir Wahren Anhänger des Wahren Glaubens auch den Sabbam gebetet, den Anfang des Tages. Ich habe die Morgengebete verpasst, weil ich nicht rechtzeitig aufgewacht bin. Das passiert mir jetzt schon seit Jahren. Und ich beschließe, mich bei den Abendgebeten ebenfalls entschuldigen zu lassen.
    Die Tür quietscht und Hauptmann Rallig betritt meine bescheidene Zelle.
    »Weißt du nicht, dass alle Bürger gesetzlich verpflichtet sind, während des Sabbab zu beten?«, sagt er.
    »Ich sehe Euch auch nicht auf den Knien.«
    »Ich habe eine Ausnahmegenehmigung aufgrund eines dienstlichen Auftrags.«
    »Ach? Was für ein Auftrag denn?«
    »Ich soll hier herunterkommen und dir befehlen, dich nicht länger wie ein Vollidiot zu benehmen, sondern dem Präfekten zu sagen, was er wissen möchte.«
    Es ist in gewisser Weise eine Erleichterung, Hauptmann Rallig zu sehen, auch wenn sie sich in Grenzen hält. Wir kennen uns schon lange und haben während der Orgk-Kriege sogar im gleichen Bataillon gekämpft. Seitdem waren wir locker miteinander befreundet, doch nachdem ich aus dem Palast und in die Selbständigkeit geworfen wurde, haben wir uns ein wenig entfremdet. Er weiß, dass ich kein Narr bin, aber er schuldet mir keinerlei Gefallen.
    »Hör mal, Thraxas, wir wollen dich nicht festhalten. Wir haben Besseres zu tun. Niemand glaubt, dass du persönlich Attilan ein Messer zwischen die Rippen gerammt hast.«
    »Präfekt Calvinius schon.«
    Hauptmann Rallig zieht ein Gesicht, das deutlich zeigt, was er vom Präfekten Calvinius hält.
    »Wir haben das Messer überprüft. Unser Zauberer hat keine Spuren deiner Aura an dem Messer finden können. Natürlich könnten Zauberer ihre Aura entfernen, aber dafür bist du nicht gut genug.«
    »Vollkommen richtig, Hauptmann. Ich bin bestenfalls drittklassig.«
    »Aber er hat deine Aura im ganzen Haus aufgespürt. Was hast du in der Hütte gemacht? «
    Ich blicke an die Decke.
    »Ist dir eigentlich bewusst, wie heikel deine Lage ist, Thraxas? Attilan war ein niojanischer Diplomat. Der Botschafter veranstaltet bereits einen Höllenspektakel. Der Palast veranstaltet einen Höllenspektakel. Der Konsul hat sich höchstpersönlich herabgelassen, veranstaltet einen Höllenspektakel und stellt außerdem eine

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