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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Oberklasse-Vorstadt von Thamlin bis zum Kaiserlichen Palast bildet. Attilan, der abgelegte Herzbube unserer Königlichen Prinzessin, wohnt hier in einer ruhigen Straße, die bei den jungen Männern der ganzen Stadt als Wohngegend hoch im Kurs steht.
    Ich bin darauf eingestellt, ihn nicht zu mögen. Niojaner behandeln Privatdetektive niemals zuvorkommend. In Nioj sind Privatdetektive sogar schlichtweg verboten. Allerdings ist in Nioj so ziemlich alles verboten. Es ist ein äußerst freudloses Land. Thamlin ist demgegenüber das krasse Gegenteil. Unsere wohlhabenden Mitbürger verstehen es sehr gut, sich ihre Umgebung behaglich einzurichten. Die Bürgersteige sind gelbgrün gefliest, und dahinter liegen große, weiße Häuser mit Springbrunnen, die in wohlgepflegten Gärten sprudeln. Zivile Wachtposten patrouillieren auf den Straßen und sorgen dafür, dass sich keine unerwünschten Subjekte darauf herumtreiben. Thamlin ist ein sehr friedlicher Ort. Ich habe auch einmal hier gelebt. Das ist schon eine Weile her. Mein früheres Haus beherbergt jetzt den Hof-Astrologen Ihrer Hoheit der Königin. Der Kerl ist zwar boahsüchtig, aber er hängt es nicht an die große Glocke.
    Ein junger Pontifex grüßt mich höflich, als ich in Attilans Auffahrt einbiege. Er hat einen Sack dabei, der das Wappen der Wahren Kirche trägt. Vermutlich ist er eifrig dabei, Spenden von unseren begüterten Mitbürgern einzusammeln. Ein Diener öffnet mir die Tür. Attilan ist nicht zu Hause und wird auch in naher Zukunft nicht zurückerwartet. Der Diener schlägt die Tür zu. Ich mochte es noch nie, wenn man mir die Tür vor der Nase zuschlägt. Niemand stört mich, als ich durch den kleinen Garten schlendere, und in einen Innenhof gelange, in dem eine kleine Statue von Sankt Quaxinius samt einigen gut beschnittenen Büschen steht. Die Hintertür sieht solide aus, und außerdem ist sie verschlossen. Ich murmele leise den Öffnungszauber, ein anderer kleiner Zauber, den ich beliebig benutzen kann, und sie schwingt auf. Ich folge der Einladung. Den Grundriss des Hauses kann ich mir denken. Die Villen hier ähneln sich alle. Sie haben einen zentralen Innenhof, in dem ein Altar steht. Die Privatgemächer liegen auf der Rückseite. Wenn Attilan, wie ich vermute, nur ein oder zwei Bedienstete hat, und sie in ihren Quartieren herumlungern, während er weg ist, kann ich vielleicht sogar ungestört etwas herumschnüffeln.
    Attilans Büro ist ordentlich aufgeräumt. Alles befindet sich an seinem Platz. Ich kontrolliere das Regal. Von den Briefen der Prinzessin ist nichts zu sehen. Ein Safe hinter einem Gemälde weigert sich zunächst, meinem Öffnungszauber nachzugeben, zieht aber schließlich doch den Kürzeren. Die Tür schwingt knarrend auf. Vielleicht hätte ich auch Karriere als Einbrecher machen können. Allerdings haben alle, die etwas wirklich Wertvolles zu verbergen haben, ihre Safes mit einem guten Zauber von irgendeinem wirklich fähigen Zauberer gesichert. In dem Safe hier finde ich jedenfalls eine mit Juwelen geschmückte Schatulle, welche die Insignien der Prinzessin auf dem Deckel trägt. Ausgezeichnet. Es läuft wie geschmiert.
    Ich will sie schon in meinen Beutel stecken, als mich die Neugier überkommt. Die Prinzessin hat mich ausdrücklich ersucht, die Schatulle nicht zu öffnen und die Briefe nicht zu lesen. Was in mir den unwiderstehlichen Drang weckt, die Schatulle zu öffnen und die Briefe zu lesen. Manchmal kann ich einfach nicht anders.
    Aber sie enthält gar keine Briefe. Nur ein Pergament mit einem Zauberspruch darauf. Ich runzle die Stirn. Das ist ganz eindeutig die Schatulle, die ich für die Prinzessin zurückholen soll. Sie trägt ihre königlichen Insignien. Den Zauberspruch kenne ich nicht. Es ist kein turanianischer. Nachdem ich ihn gelesen habe, bin ich noch verwirrter als vorher. Es scheint ein Spruch zu sein, mit dem man Drachen einschläfern kann. Wozu sollte die Prinzessin so etwas wollen? Ich schiebe die Schatulle in meinen Beutel und blase zum Rückzug. Eigentlich erwarte ich keine Probleme bei meinem Abgang, aber als ich durch die Büsche stürme, stolpere ich über etwas und schreie überrascht auf.
    »Wer ist da?«, begehrt ein Dienstbote zu wissen und eilt im Laufschritt auf mich zu. Dann starrt er mich entsetzt an. Das heißt, sein Entsetzen wird wohl eher von dem ausgelöst, das zu meinen Füßen liegt – ein Leichnam nämlich.
    »Attilan!«, schreit der Diener.
    Der Fall nimmt damit eine überraschende Wende

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