Der Drachentoeter
weismachen, dass sie nicht etwa einen neuen Krieg planen, sobald sich ihre Armeen von der Abreibung erholt haben, die wir ihnen das letzte Mal verpasst haben. Gzak ist eine der reichsten orgkischen Nationen, und besitzt eigene Gold-und Diamantenminen. Sie werden nicht lange brauchen, bis sie ihre alte Stärke wiedergewonnen haben.
Aber warum Prinzessin Du-Lackai diesen oder jenen Drachen in den Schlaf zaubern will, bleibt weiterhin ein Geheimnis.
Ich überfliege den Rest des Nachrichtenpapyrus. Es findet sich das normale Maß an Palastintrigen und Skandälchen, und eine Geschichte über eine Mörderin namens Sarin die Gnadenlose, die sich anscheinend einer ganzen Reihe von Morden und Raubzügen in den nördlichen Reichen schuldig gemacht hat, weswegen sie zu der meistgesuchten Kriminellen im ganzen Weiten Westen aufgestiegen ist. Darüber muss ich lachen. Ich bin vor langer Zeit mit Sarin der Gnadenlosen aneinandergeraten. Und ich habe sie aus der Stadt vertrieben, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Sie ist nur eine drittklassige Ganovin. Die Nachrichtenpapyri lieben es einfach, diese armseligen Gasuner zu etwas aufzublasen, was sie gar nicht sind. Hoffentlich kommt sie bald nach Turai zurück. Das Kopfgeld täte meiner Kasse ganz gut.
Zu guter Letzt gibt es noch eine kurze Geschichte über Senator Lohdius, den Kopf der Opposition. Er setzt dem Konsul wegen der plötzlichen Verbrechenszunahme in Turai mächtig zu. Mord und Raub sind an der Tagesordnung, und es gibt immer noch kein Zeichen von dem Roten Elfentuch, für welches das Schatzamt die Elfen bezahlen muss, selbst wenn wir es gar nicht bekommen haben.
Was dieses Tuch so selten und kostbar macht, ist seine Fähigkeit, einen vollkommenen Schutzschild gegen Magie zu erzeugen. Es ist die einzige Substanz auf der Welt, die von keiner Zauberei durchdrungen werden kann. In einer Welt, in der es vor feindlichen Zauberern nur so wimmelt, kommt einem das natürlich ganz gut zupass. Aber vermutlich ist das Tuch mittlerweile weit weg von der Stadt. Wenn es von den Räubern nach Turai gebracht worden wäre, hätten unsere Zauberer es längst aufgespürt. Als Endprodukt ist das Tuch für Zauberer zwar unauffindbar, aber Elfen sind nicht dumm. Jedes Mal, wenn sie etwas liefern, markieren sie es mit einem befristeten Zauberzeichen, das nur sie entfernen können. Sobald unser König das Tuch in Empfang genommen hat, wird ein Elfenzauberer dieses Zeichen entfernen. Also muss jemand das Zeug aus der Stadt gebracht haben. Es ist allgemein bekannt, dass die Orgks seit Jahren hinter diesem Roten Elfentuch her sind. Wenn sie jetzt endlich welches in die Finger bekommen haben sollten, wären das schlechte Neuigkeiten für uns.
Meine Gedankengänge werden unterbrochen, als die Zellentür mit einem lauten Knall auffliegt und die Schließer eine junge Dame hereinführen. Sie stellt sich als Jelatti vor, und zeigt mir ein offizielles Siegel.
»Ich bin Prinzessin Du-Lackais Kammerzofe.« »Flüstert bitte. Man weiß nie, wer mithört.« Jelatti gehorcht. »Die Prinzessin macht sich Sorgen.« »Dazu besteht kein Grund. Ich habe die Schatulle versteckt, bevor ich verhaftet wurde. Ich habe ihren Namen aus allem heraushalten können.«
Jelatti wirkt erleichtert. »Wann bekommt sie die Briefe zurück?«
»Sobald ich hier herauskomme.«
»Wir sehen, was wir tun können. Aber Ihr dürft ihren Namen nicht erwähnen. Da Attilan jetzt ermordet worden ist, wäre der Skandal noch größer, wenn ihre Liaison bekannt würde.«
»Keine Sorge. Hartnäckiges Schweigen ist eine meiner ausgeprägtesten Eigenschaften.«
Sie geht. Anscheinend halten sie an diesem Spielchen mit den Liebesbriefen weiterhin fest. Irgendwelche Drachen hat sie jedenfalls mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt.
6. Kapitel
Der Ruf zum Sabbav, dem Abendgebet, hallt durch das Gefängnis. Sabbam, Sabbab, Sabbav. Drei Gebete pro Tag. Das macht mich fertig. Trotzdem, hier in Turai sind wir sogar noch mal glimpflich davongekommen. In Nioj haben sie sechs Gebetszeiten. Ich knie mich hin, für den Fall, dass einer der Schließer mich bespitzelt. Es ist überflüssig, den Behörden einen weiteren Vorwand zu geben, mich hier festzuhalten. Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee, denn ich werde kurz danach auf freien Fuß gesetzt. Möglicherweise ist Gott nach meinem Kniefall ja auf meiner Seite. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Prinzessin in der Angelegenheit tätig geworden ist. Kapitän Rallig ist jedenfalls wenig
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