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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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Helm, und die Wilden Wölfe sahen überhaupt nicht mehr wild aus und auch nicht gefährlich, sondern nur noch wie ein Häuflein ganz normale Jungs, die nicht mehr wissen, was los ist, und am liebsten zu Hause wären bei ihren Mamis und Papis, wo ihnen niemand was von Geistern und Drachen und Zauberhelmen erzählte. Gut, |115| sie hielten immer noch ihre Schwerter in die Höhe, aber nur weil sie vor Schreck stocksteif waren (die Wilden Wölfe jetzt, Schwerter sind es ja sowieso).
    Robert klopfte auf den Helm und schaute dabei genau auf den Busch, hinter dem ich mit der Prinzessin und Hubert steckte. Dann rief er mit der hohlen Stimme, mit der er zu Hause, wenn wir
Starwars
spielen, Darth Vader 1 nachmacht:
    »Ich rufe meinen tapferen Freund Tim   – Tim, tritt hervor aus dem Zauberreich!«
    Da machte ich der Prinzessin und Hubert nur schnell ein Zeichen, dass
sie
noch in Deckung bleiben sollten, falls sie es selbst nicht kapierten, und trat mit gezogenem Schwert hinter dem Busch hervor.
    »Hier bin ich, Freund Robert, großer Drachenreiter!«, sagte ich und hob das Schwert mit beiden Händen über den Kopf, dass die Spitze in den Himmel zeigte, so wie es Krieger machen, wenn die Feinde sehen sollen, womit sie es gleich zu tun bekommen.
    Ich kann euch sagen, da hättet ihr die gefürchteten |116| Wilden Wölfe sehen sollen! Ich meine, ich bin nicht gerade einer, vor dem andere Jungs erschrecken, aber ich hab’s mir natürlich schon oft gewünscht, so auf dem Schulhof, wenn einer aus der Fünften oder so mir blöd gekommen ist. Und jetzt passierte das endlich mal! Den Wilden Wölfen fielen die Kinnladen herunter, als wäre ich ein Piratenkapitän mit einem Enterhaken statt einer Hand. Oder sogar mit zwei! Klar, da war auch noch Robert, der einen Zauberhelm besaß und den ich gerade »großer Drachenreiter« genannt hatte, aber ich bin mir immer noch sicher, den größten Schreck kriegten sie in dem Augenblick vor mir.
    Und soll ich euch was sagen: Das war noch nicht mal alles. Robert hatte noch was auf Lager. Er war richtig klasse in Form.

|117| Das sechzehnte Kapitel,
in dem Robert die Wilden Wölfe fix und fertig macht (Robert und der tapfere Hubert sind aber auch nicht schlecht!)
    Die ganze Zeit hatten die Wilden Wölfe die Schwerter oben gehabt, aber als sie mich sahen, ließen sie sie sinken, ganz tief, bis sie mit der Spitze nur noch ganz bommelig auf den Boden zeigten wie bei Robert im Hof der Raubritterburg, als sie ihn so veräppelt hatten. Und ich hab’s ja schon erzählt: Das war noch nicht alles!
    »Ich grüße dich, Freund Tim!«, sagte Robert mit seiner Darth-Vader-Stimme. »Nimm diesen Helm und rufe den nächsten Freund, dass er uns zu Hilfe eile!«
    Mit diesen Worten übergab er mir meinen Helm, und wenn ich ehrlich sein soll: Jetzt wurde mir Robert selbst ein bisschen unheimlich. Ich meine, dass er wusste, dass
ich
mich hinter dem Busch versteckte, konnte ich mir noch erklären: Da war mein Helm neben dem Baum, und vielleicht hatte sich an dem Busch ein Zweig bewegt oder so. Aber woher wusste er, dass ich dort nicht allein war? Und das musste er |118| wissen, sonst hätte er das Spiel doch nicht weitergespielt.   – Okay, danach würde ich ihn später fragen. Jetzt spielte ich erst mal mit. Ich klopfte auf den Helm und sagte:
    »Ich rufe meinen Freund Hubert, den großen Drachenbezwinger   – Hubert, tritt hervor aus dem Zauberreich!«
    Kaum hatte ich’s gesagt, trat mit erhobenem Schwert Hubert hinter dem Busch hervor.
    »Hier bin ich, tapferer Freund Tim!«, sagte er, und bevor ich mich noch richtig wundern konnte, dass er an seiner freien Hand die Prinzessin mitbrachte, fuhr er fort: »Darf ich vorstellen: Prinzessin Wilma. Ich vernahm deinen Ruf, teurer Freund, als ich sie gerade aus den Fängen des fürchterlichen Drachen Trips befreite, und hatte noch keine Zeit, sie wohlbehalten ihren verzweifelten Eltern zurückzubringen.«
    Ich war von den Socken. Dass der schöne Hubert tapfer war, konnte ich der Prinzessin glauben oder auch nicht, aber wie er jetzt Roberts Spiel mitspielte, das war klasse. Ein Langsamchecker war der also bestimmt nicht. Ich aber auch nicht:
    »Du meinst den fürchterlichen Drachen Trips mit den drei Köpfen?«, fragte ich.
    »Genau den«, sagte Hubert und senkte bescheiden |119| den Kopf, als wollte er sagen: »Tut mir leid, dass er keine vier oder fünf Köpfe hat!«
    Und jetzt war es mit den Wilden Wölfen endgültig aus. Sie sahen einander an, dann Hubert, den

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