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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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wären wir nie rechtzeitig zur Sportschau zurückgekommen. (Ihr erinnert euch: Die wollten wir sehen!)
    »Nein!«, sagten wir gleichzeitig, und weil es uns vielleicht ein bisschen zu heftig herausrutschte, sagten wir wieder gleichzeitig: »Später!«
    Es war eine Klassenummer, aber das passiert uns auch zu Hause öfter, und dann gucken die Leute genauso verdutzt, wie jetzt Hubert und die Prinzessin guckten. Dabei ist das bei besten Freunden ganz normal, finde ich.
    »Und jetzt?«, sagten wir, und das war dann das dritte Mal. Ich glaube, da darf man sich was wünschen, und ich wünschte mir für alle Fälle, dass wir die Sportschau nicht verpassten, weil das natürlich auch bedeutete, dass unser Abenteuer gut ausgegangen war. Ob Robert sich was wünschte, wusste ich nicht, aber ich konnte ihn ja fragen, später dann, wenn bei der Sportschau Werbepause war.
    |129| »Jetzt machen wir uns auf den Weg zur Wackerburg«, sagte Robert, und das sagte er allein, weil ich mich vielleicht ein bisschen lang mit meinem Wunsch aufgehalten hatte.
    Ich wäre mir allerdings auch nicht so sicher gewesen wie er. Da gab es ja ein paar Dinge zu bedenken. Wuschel zum Beispiel.
    »Und Wuschel?«, fragte ich.
    »Der kommt nach«, sagte Robert.
    »Bist du sicher?«, fragte ich.
    »Hallo?!«, sagte er, das reichte. (Dafür, dass ich nicht weiterfragte, meine ich. So richtig sicher, dass er recht hatte, war ich mir nicht.)
    »Und die   …«
    »Drachen«, wollte ich sagen, aber da fing ich mir von Robert einen Funkelblick ein, dass ich mitten im Satz abbrach. Über die Drachen wollte er also nicht reden. Und wahrscheinlich hatte er recht. Wir hatten eine leibhaftige Prinzessin bei uns, warum sollten wir die unnötig verschrecken. Es war ja so: Wenn es die Drachen nicht gab (oder ich sie nicht gerufen hatte), war es gut. Und wenn es sie gab (und ich sie auch noch gerufen hatte)   …
    … dann war es vielleicht besser, wenn man darüber noch nicht mal nachdachte.
    |130| »Gut«, sagte Robert. »Können wir dann?«
    Alle nickten, nur die Prinzessin nicht.
    »Nur eins noch, Robert«, sagte sie, und ich sah, wie er schon wieder »Nein!« sagen wollte, aber dann traf ihn ihr Blick aus den dunklen, tiefen Augen, und er sagte mit einem blöden Lächeln:
    »Ja?«
    »Meine Zofe, die unglückliche Sieglinde«, sagte die Prinzessin. »Was wird mit ihr?«
    Robert runzelte kurz die Stirn, als müsste er sich was überlegen, aber dann hatte er verstanden, was es mit der Zofe und der Prinzessin auf sich hatte.
    »Wir werden sie befreien, später«, sagte er und legte dabei die Hand fest an den Griff des Zauberschwerts. Robert und ich haben schon viele Ritterfilme |131| gesehen, das sah man jetzt. Ich war fast ein bisschen neidisch, dass mir der feste Griff ans Schwert nicht selber eingefallen war.

    »Versprochen?«, fragte die Prinzessin und machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Versprochen«, sagte Robert, und sein Lächeln war schon fast so blöd wie auf dem Burghof von Wolfeck, nur dass er sich jetzt bestimmt nicht verstellte.
    »Danke!«, sagte die Prinzessin und legte ihm die Hand auf die Hand am Griff des Zauberschwerts.
    Ich will nicht sagen, dass das, was dann passierte, ein Glück war, aber bestimmt bewahrte es Robert davor, vor lauter Blödheit in Ohnmacht zu fallen.
    Mit dem Gebrüll fing es an:
    »Hrrrrrghrrr   …!«
    Aber es kam nur ein Mal, und es kam nur von schräg links, von da, wo die Wilden Wölfe in den Wald geflitzt waren.
    Dann war es totenstill.
    Und dann gab es ein Geknacke und Geraschel, als wäre irgendwo schräg links im Drachenwald der Teufel los. Oder die Geister irgendwelcher Toter. Oder   …
    |132| »Hilfe!«, hörten wir jemanden schreien.
    »Aua!«
    »Nein!«
    »Nicht!«
    »Aua!!!«
    »Hilfeee!!!«
    Es war fürchterlich.
    Und plötzlich war es wieder totenstill.
    Und dann kam es mit einem fürchterlichen Knacken näher:
    »Knack-knack-knack-knack-knack   …!«
    Hubert zog das Schwert.
    Die Wackerburger Freunde zogen die Schwerter.
    Ich zog das Schwert.
    Nur Robert konnte keins seiner Schwerter ziehen, weil sich die Prinzessin an ihn klammerte.
    Gut, dann würden wir anderen den Kampf allein aufnehmen müssen.
    »Knack-knack-knack-knack-knack   …!«
    Wir waren bereit.

|133| Das neunzehnte Kapitel,
in dem sich die Guten noch einmal auf einen großen Kampf gefasst machen (Dabei dachten sie, sie hätten schon gewonnen!)
    Auf Ehre und Gewissen: Ich dachte, jetzt kommt der Drache von schräg links. Drachen gab es also

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