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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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vergehen und vor Scham im Boden versinken soll. Zum Glück brauchte ich auch nicht lange darüber nachzudenken, denn gleich darauf knackte es im Wald. Und wie!
    Es knackte im Drachenwald, wie es einer allein ganz bestimmt nicht hinkriegte, selbst wenn er so ein Riesenknacktalent gewesen wäre wie ich.
    Das mussten mehrere sein!
    Oder jemand richtig Großes!
    »Still!«, sagte ich, obwohl die Prinzessin und ihr tapferer Hubert gar nichts sagten.
    Und dann hörte ich es. Das Knacken kam näher, und es kam von zwei Seiten gleichzeitig: von vorne rechts und hinten links.
    Da kamen zweimal mehrere!
    Oder zweimal jemand richtig Großes!
    »Was ist das?«, fragte die Prinzessin.
    Ihr müsst zugeben, das war genau die richtige Frage. Die wunderschöne Prinzessin Wilma war zu allem anderen also auch noch klug.

|102| Das vierzehnte Kapitel,
in dem sich der Kampf der Guten gegen die Bösen anbahnt (Aber Tim kann erst nur zusehen und nichts machen!)
    »Was ist das?«, hatte die Prinzessin gefragt, und am liebsten hätte ich gesagt, dass ich es nicht weiß. Aber ich wusste es ja oder konnte es mir wenigstens denken.
    »Knack-knack-knack!«, kam es von vorne rechts.
    »Knack-knack-knack!«, kam es von hinten links.
    Wir mussten uns verstecken! Aber wo, wenn man nicht genau wusste, wo die zwei Drachen aus dem Wald kamen? Denn dass es die Drachen sein mussten, stand für mich fest. Auf der kleinen Lichtung standen nur ein paar Büsche und Sträucher und ein einzelner, nicht sehr dicker Baum, der, gegen den ich gelaufen war. (Wie ich das hingekriegt hatte, wo es auf der Lichtung auch noch taghell war? Keine Ahnung. Aber lauft ihr mal vor zwei Drachen gleichzeitig weg!)
    »Da!«, sagte ich und deutete auf einen Busch |103| nicht weit von uns entfernt. »Hinter den Busch da, schnell!«
    Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, als sich schräg rechts von uns das Dickicht teilte. Es machte noch ein paarmal »knack!«, dann sah ich, was dort aus dem Dunkel des Waldes kam. Erst sah ich Grün   – Grün wie Drachenhaut! Dann sah ich Rot   – Rot wie ein Drachenmaul! Dann sah ich Grün und Rot zusammen. Ich hielt den Atem an und spürte einen unwiderstehlichen Drang, die Augen zuzumachen. Aber ich machte sie nicht zu. Ich wollte der Gefahr ins Auge sehen   …
    … und dann war es gar kein Drache. Es waren unsere Wackerburger Freunde, Kuno, der lange Dünne, und Rigobert und Dagobert, die kleinen, dicken Zwillinge. Sie hatten die Schwerter erhoben und schauten über die Lichtung, dorthin, von wo das andere Knacken kam.
    Oh Mann! Was sollte ich jetzt machen? Vielleicht erst mal der Prinzessin und Hubert sagen, dass sie ganz ruhig in Deckung bleiben sollten. »Pst!«, flüsterte ich und machte ihnen ein Zeichen, dass sie sich noch ein bisschen tiefer ducken sollten.
    Denn jetzt teilte sich schräg links von uns das Dickicht, und wir mussten hinter unserem Busch |104| ein bisschen nach rechts rücken, damit uns das, was von dort kam, nicht sah.
    Ich sah erst Gelb   – gelbe Drachen gab’s wahrscheinlich auch! Dann sah ich Rot   – wahrscheinlich hatten gelbe Drachen auch ein rotes Maul! Dann sah ich Gelb und Rot zusammen   …
    … und klar: Es waren die Wilden Wölfe. Alle fünf. Und Robert war auch dabei. Er kam als Letzter, und scheinbar hatte er das Stöckchen, mit dem ich sein Visier hochgeklemmt hatte, schon wieder verloren. Jedenfalls war das Visier unten. Auch die Wilden Wölfe hatten die Schwerter erhoben, sogar Robert. Seins wackelte nur ein bisschen hin und her, und das war auch kein Wunder, denn es war das große Zauberschwert. Das normale, kleine steckte in seinem Gürtel.
    Ich machte der Prinzessin und Hubert wieder ein Zeichen, dass sie in Deckung bleiben sollten, aber wie es jetzt weitergehen sollte, wusste ich, ehrlich gesagt, selber nicht. Ich meine, dass es gleich einen Kampf geben musste, war klar. Wenn die Wackerburger und die Wilden Wölfe aufeinandertrafen, gab es immer einen Kampf. Und logisch würde ich zu den Wackerburgern halten. Es waren schließlich meine Freunde. Worauf wartete ich also noch? Warum zog ich nicht mein |105| Schwert und gab dem tapferen Hubert neben mir ein Zeichen? Wegen Robert, darum! Weil ich dann auch gegen Robert kämpfen musste. Und der war auch mein Freund! Sogar mein bester! Natürlich konnte ich mich auf einen anderen der Gelb-Roten stürzen. Aber dann knöpfte ihn sich einer unserer Wackerburger Freunde vor, die ihn unter dem blöden Visier ja nicht erkennen konnten! Oder

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