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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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In ihrer Haut hätte ich wirklich nicht stecken wollen. Der rappeldürre Ritter Kraft sagte nichts zu ihrem Anblick, aber man sah, was er dachte, und das war nichts Gutes. Ich sah die Wilden Wölfe nur von hinten, aber dass ihnen die Knie schlackerten, sah man auch von da.
    »Fünf gegen eine.   – Ihr müsst zugeben, alter Kackspecht, so wäre das kein fairer Tausch«, sagte Robert.
    (»Alter Kackspecht«, und das vor den Kleinen, die er selbst so genannt hatte   – ich fand, Robert war Spitzenklasse!)
    |147| »Was schlägst du vor?«, fragte der rappeldürre Ritter Kraft, der offenbar wusste, wann er verloren hatte.
    »Eine Zofe und drei Pferde gegen vier kleine Wolfecker   – einen kriegt ihr geschenkt.«
    Das war Roberts Angebot. Und was hätte der rappeldürre Ritter Kraft da machen sollen? Höchstens noch kämpfen, aber inzwischen drängten sich unterm Wackerburger Burgtor alle Wackerburger und der ganze Prinzessinnentross, und wenn die Raubritter noch so erfahrene Kämpfer waren, gegen eine solche Übermacht hätten sie keine Chance gehabt, das wusste ein alter Haudegen wie Ritter Kraft am besten.
    »Gut«, sagte er. »Auf Raubritterehre: Die Abmachung gilt!« Dann winkte er den Wilden Wölfen und sagte: »Lauft los und bringt sie! Und fangt die Pferde ein! Aber dalli, Lahmärsche!«
    Er donnerte noch nicht wirklich, aber er war schon fast wieder der Alte.
    Was danach geschah, ist schnell erzählt:
    Die Wilden Wölfe holten die unglückliche Sieglinde und brachten die drei Pferde mit, und wenig später sah man drei gar nicht mehr so schreckliche große und fünf arme kleine Raubritter den Weg zur Landstraße hinuntergehen. |148| Die Kleinen mussten abwechselnd das schwere Sattelzeug der Pferde tragen, denn das durften die Wolfecker mitnehmen. Die Abmachung galt nur für die Pferde.
    Die Zofe wurde natürlich ausgeschimpft, aber von der Prinzessin selbst, also nur ganz sanft.
    Und auch die Wackerburger Freunde mussten sich was anhören, weil sie auf eigene Faust losgezogen waren, um die Prinzessin zu suchen. Aber die Prinzessin bat Kunos Vater, nicht so streng zu sein, sie hätten es ja gut gemeint. Kunos Vater ist der Burgherr auf der Wackerburg, aber wie er dann mit den Jungs geredet hat, hörte er sich fast ein bisschen wie unser Vertrauenslehrer an. (Wenn ihr auch einen Vertrauenslehrer an der Schule habt, wisst ihr, was ich meine.) So Prinzessinnen kriegen schon tolle Sachen hin.
    Und dann? Dann gab es ein Fest auf der Wackerburg, wie es wahrscheinlich schon lange keines mehr gegeben hatte. Nur Robert und ich konnten leider nicht mitfeiern. Wir mussten ja nach Hause, Sportschau gucken. (Das sagten wir natürlich nicht. Wir sagten, unsere Eltern würden auf uns warten, das verstanden sie auch in der Ritterzeit.)
    »Schade!«, sagten alle und ließen uns hochleben, |149| dass es mir fast peinlich war, und ganz zum Schluss, als wir schon zum Burgtor gehen wollten, kam noch mal Prinzessin Wilma, um Tschüs zu sagen. Oder eigentlich Leb wohl, Tschüs sagten die damals wahrscheinlich noch nicht.
    »Leb wohl, Tim!«, sagte sie. »Und danke!«
    »Leb wohl, Robert!«, sagte sie. »Und danke!«
    Dann lächelte sie und ging zu ihren Leuten zurück, und ganz zum Schluss schaute sie noch mal her und warf uns eine Kusshand zu.
    »Auf, los!«, sagte ich, als ich merkte, dass Robert Wurzeln schlagen wollte, dann gingen wir durchs Tor und schauten beide nicht mehr zurück. Nachher wären uns noch die Tränen gekommen.

|150| Das einundzwanzigste Kapitel,
in dem noch mal eine Landung danebengeht (Aber nur ganz knapp!)
    Und Wuschel? Wuschel saß draußen vor dem Tor und wartete auf uns. Und als wir kamen, kriegten wir seine Spezialbegrüßung, erst Robert und dann ich: Pfoten auf die Schultern und seine kalte, nasse Zunge ins Gesicht. Ich bin sonst nicht so der Fan davon, aber jetzt hielt ich still und drückte ihn sogar noch an mich. Wo immer er gesteckt hatte: Ich war froh, dass er wieder da war.
    »Kommt ihr?«, sagte Robert, der schon das Zauberschwert gezogen hatte. Dann stellten wir uns auf: vorne Robert, dann ich und hinter mir Wuschel, ihr kennt das ja. Als Robert das Schwert hob und im Kreis zu schwingen begann, schaute ich noch einmal hinüber zur Raubritterburg, die groß und schwarz auf ihrem schwarzen Felsen thronte. Jetzt kannten wir sie aus der Nähe, aber wenn es nach mir ging, mussten wir da nicht wieder hin. Gleich darauf wurde es schwarz, ich schloss die Augen, und als ich sie aufmachte, waren wir zu

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