Der Drachenwald
Hause.
Aber nicht in Roberts Zimmer!
|151| »He, wo …?«
»Wo sind wir?«, hatte ich fragen wollen, aber da wusste ich es schon. Ich sah es an den Postern an der Wand von lauter Schönlingen mit langen dunklen Haaren, Popstars und so. Meine große Schwester hängt sich die auf (die Plakate jetzt).
»Oh Mann, Robert!«, sagte ich. »Was hast du gemacht?«
»Gar nichts«, sagte er. »Wahrscheinlich habt ihr zwei unterwegs gewackelt.«
Gar nichts hatten wir, Wuschel war mein Zeuge, und der knurrte jetzt auch, weil er es genauso unfair fand wie ich, dass Robert alles auf uns schieben wollte.
Und genau als Wuschel knurrte, kam meine Schwester ins Zimmer.
Soll ich euch was sagen: Wenn ich die Wahl hätte, ob ich lieber in einer Raubritterburg landen möchte oder im Zimmer meiner großen Schwester, bin ich mir nicht sicher. »Unglücksvogel« hat sie Robert genannt und Wuschel »großes, haariges Vieh«, dann hat zum Glück ihr Handy gebrummt, weil eine SMS gekommen ist, und sie hat uns nur noch rausgeschmissen. Wahrscheinlich war irgendein langhaariger Leon oder Lukas dran.
|152| Als wir unten durch die Diele gingen, wunderte sich meine Mutter, weil sie uns nicht hatte kommen hören, und ich sagte nur, wir müssten schnell los, damit wir die Sportschau nicht verpassen.
»Wieso?«, sagte sie. »Es ist doch gerade mal halb sechs.«
Wir mussten uns also nicht mal beeilen, Robert wohnt ja nicht weit von uns.
Unterwegs war er dann wieder so ganz still und nachdenklich, und eigentlich hätte ich ihn gern in Ruhe gelassen. Aber da waren ein paar Dinge, die ich unbedingt wissen musste, und bis zu den Werbepausen nachher wollte ich nicht warten.
»Robert«, sagte ich vorsichtig, »kann ich dich was fragen?«
»Hm«, machte er. Das macht er sonst nie, er ist ja eher von der quasseligen Sorte (okay: genau wie ich). Er wollte nicht reden, aber er musste. Ich tat einfach so, als hätte er »hm« gesagt und »ja« gemeint.
»Was hast du eigentlich mit Eugen gemacht?«, fragte ich. »Ich meine, Rostlöser gab’s doch damals noch gar nicht.«
»Ich hab ihn zum Schmied gebracht.«
»Und?«
|153| Robert tat mir ein bisschen leid, aber das musste jetzt sein.
»Der hat schon auf ihn gewartet. Schmiede waren für Ritter scheinbar so was wie Zahnärzte für uns.«
Wenn das so war, konnte ich den armen Eugen gut verstehen.
»Und … Robert?«
»Hm.«
»Dann bist du also mit den Wilden Wölfen losgezogen – warum eigentlich?«
»Ich wollte sie in eine Falle locken und gegen die Prinzessin austauschen. Da dachte ich ja noch, dass Sieglinde die Prinzessin ist.«
»In eine Falle? Du ganz allein?«
»Wieso nicht? Hat dann ja auch geklappt.«
Na ja, das hatte ich ein bisschen anders in Erinnerung. Aber irgendwie hatte er natürlich recht: Er war schon der große Held in der Geschichte, und der Kleiderzauber war klasse. Den hätte ich mich nie getraut (okay, bei mir wäre er ja auch nicht gegangen).
»Äh … Robert?«
»Hm.«
»Das mit den Kleidern – hast du gewusst, dass das klappt?«
|154| »Gewusst nicht, aber gedacht hab ich’s mir.«
»Wieso?«
»Wenn ich bei den Wackerburgern ankomme, hab ich Wackerburger Kleider an, und wenn ich bei den Wolfeckern ankomme, Wolfecker. – Was wird dann wohl passieren, wenn ich von den Wolfeckern zu den Wackerburgern gehe?«
So gesehen, hatte er natürlich recht. Obwohl: Er hatte ja nicht nur die Kleider an. Die kannten ihn auch immer, als wäre er schon hundertmal bei ihnen gewesen, die Wackerburger
und
die Wolfecker. Wie das ging, war mir immer noch schleierhaft, aber vielleicht gehörte es zu dem Schwertzauber einfach dazu. Er kam irgendwohin, und alle dachten, er wäre ein alter Spezi. Darüber mussten wir noch mal zusammen nachdenken, aber erst wenn er wieder gesprächiger war. – Jedenfalls war der Kleiderzauber ganz schön mutig gewesen. Was, wenn er schiefgegangen wäre?
»Und … äh … Robert?«
»Hm.«
»Dann hast du gesehen, dass ich mich nicht allein hinter dem Busch verstecke?«
»Du hast mit denen ja sogar geflüstert, und dauernd hast du um die Ecke gespickt.«
Ups! Und ich dachte, ich wäre wenigstens im |155| Verstecken gut, wenn schon nicht im lautlosen Durch-den-Wald-Schleichen.
Für eine Weile ließ ich Robert jetzt in Ruhe, aber da war eben noch die allerwichtigste Frage von allen, jedenfalls für mich. Die konnte ich ihm nicht ersparen.
»Äh … Robert?«
»Hm.«
»Glaubst du, dass ich mit meinem Klopfen die
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