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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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Pommern waren die Zerstörungen und Entvölkerungen am schlimmsten. Natürlich gibt es Vorstöße bis vor Wien und nach Hamburg, aber der Gürtel von Südwesten nach Nordosten war besonders hart betroffen.
    SPIEGEL: Was schützte die anderen Regionen?
    SCHMIDT: Zunächst ihre Unzugänglichkeit. Heere ziehen praktisch nur an Flüssen, des Nachschubs wegen: Allein die Biermengen, die eine Armee verbrauchte, erforderten eine Großbrauerei. Wer von Flüssen entfernt wohnte, riskierte also weniger. Aber es gab viele verschiedene Ursachen. Hamburg zum Beispiel als Einfuhrhafen und Handelszentrum profitierte vom Krieg sogar enorm. Oldenburg wiederum wurde nicht angegriffen, weil es nur dort noch genügend von den schweren Pferden gab, die Geschütze ziehen konnten.
    SPIEGEL: Konnte man auch mitten im Chaos glimpflich davonkommen?
    SCHMIDT: Durchaus. Hier in Thüringen zum Beispiel, in der Hauptzerstörungszone, schaffte es Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha, ohne Steuererhöhungen ein riesiges neues Schloss, den Friedenstein, zu bauen; der Name ist natürlich Programm. Das Leben ging auch unter diesen extremen Bedingungen weiter, die Zivilisation brach nicht zusammen; Stadtmauern etwa boten schon noch Schutz. Die Soldaten wussten, dass sie nicht alle Bauern umbringen durften, wenn sie selbst weiterleben wollten. In die Wälder floh die Landbevölkerung allenfalls vor ganz schlimmen marodierenden Söldnertrupps.
    SPIEGEL: Dennoch nahmen in späteren Jahren Verwüstungen und Bevölkerungsverluste dramatisch zu.
    SCHMIDT: Allerdings. Nach 1635 gingen mancherorts über 30 Prozent der Menschen zugrunde.
    SPIEGEL: Warum?
    SCHMIDT: Zur allgemeinen Zermürbung kam, dass in den Schlussjahren die Armeen kaum noch nach strategischem Kalkül aufeinander losmarschierten, sondern unentwegt herumzogen oder in Bereitschaft standen und dabei dem Land zur Last fielen. Es fanden zwar Schlachten statt, doch die brachten keine Entscheidung, der Krieg ging einfach weiter.
    SPIEGEL: Ist es diese zunehmend verzweifelte, aussichtslose Lage, die einen Strategen wie Kardinal Richelieu seine Chance erkennen lässt?
    SCHMIDT: Es sind die Chancen seines Königs, die er verbessern will – aus Staatsräson. Zunächst geht er das Problem an, das er als Frankreichs innere Gefahr sieht, nämlich die Hugenotten. Gleichzeitig interveniert er in Oberitalien. Als Schweden 1634 in Bedrängnis geraten ist, greift er Spanien an. Im Reich agiert er militärisch erst danach.
    SPIEGEL: Heißt das, er hat keine Langzeitstrategie, sondern nutzt immer bloß den günstigen Moment?
    SCHMIDT: Das ist aber doch eine Langzeitstrategie! Führen im Osten andere gegeneinander Krieg, kann sich Frankreich zurückhalten; Richelieu hat den Frieden zwischen Schweden und Polen vermittelt, damit die Schweden im Reich agieren können. Als sie bedroht sind, greift er ein – und hat das Glück, die Reste der schwedischen Armee, die der geniale Bernhard von Weimar führt, auf seine Seite ziehen zu können. Die blockieren dann den weiteren Vorstoß der kaiserlichen Truppen über den Rhein hinweg.
    SPIEGEL: Immerhin dringen habsburgische Verbände weit ins Innere Frankreichs vor.
    SCHMIDT: Stimmt, sie sind einmal bis vor Dijon gekommen und bis 150 Kilometer vor Paris, aber dann war Schluss. In Dijon half den Franzosen ein Hochwasser. In so einem Krieg ist es eben auch immer ein bisschen wie mit Bayern München: Selbst wenn man die teuerste Armee hat, muss man nicht immer gewinnen.
    SPIEGEL: Das Bild Europas, das Sie zeichnen, ist chaotisch und deprimierend. So muss es damals auch in den Gemütern ausgesehen haben. Jahrzehntelang haben Menschen im und vom Krieg existiert, viele kennen gar kein anderes Leben mehr. Trotzdem setzt sich von 1640 an langsam der Gedanke durch, dass irgendwie Frieden kommen soll. Aus Erschöpfung?
    SCHMIDT: Man kann es genauer beschreiben. Der neue Kaiser Ferdinand III . entschließt sich, einen Reichstag einzuberufen, so dass die führenden Gestalten – beziehungsweise ihre Abgeordneten – an einen Tisch kommen. Von da an beginnt ein zweigleisiger Friedensprozess: einerseits im Reich, mit einem verkleinerten Reichstag in Frankfurt; zum anderen treffen sich in Hamburg die Gesandten Schwedens, des Kaisers und der Franzosen und beginnen über Modalitäten des Friedens nachzudenken. Dort wird auch die Idee der Doppelstadt geboren.
    SPIEGEL: Münster und Osnabrück als Beratungsorte für die beiden konfessionellen Lager?
    SCHMIDT: Ja; nur der Kaiser ist

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