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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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eigentlich für recht umgänglich - besonders gut war ich bei der Überbringung froher Botschaften an Angehörige in Wartezimmern, doch selbst da gab es kritische Stimmen. Immer wieder beklagten sich nahe Verwandte, dass ich sie mit meinem sorgenvollen Gesichtsausdruck zu Tode erschreckt habe. Aber das war doch nur ein Zeichen meiner Konzentration! Sie reichten einfach nicht - meine hervorragenden Kenntnisse in Anatomie, meine Schnitte und meine Nähte, meine Überstunden. Was die Menschen wirklich wollen, das ist ein Arzt mit dem Gemüt eines Montessori-Lehrers.
    Das ist alles nicht so einfach. Die Begeisterung männlicher Patienten hält sich in Grenzen, insbesondere wenn es um urologische oder Gefäßoperationen geht. Die Sportlertypen wollen sich ihre kaputten Knie, Schultern, Knöchel und Ellbogen von Ärzten reparieren lassen, die aussehen wie sie selbst - nordisch, muskulös, attraktiv, selbstbewusst und bestimmt nicht weiblich. Im OP hat man es nur mit Trauma-Experten zu tun - alle sind sie flinker, sicherer, geschickter, lauter. Langsam beschlich mich der Verdacht, dass gute Noten auf der Uni überhaupt nichts zu bedeuten hatten, während meine Anwesenheit bei Partys meine soziale Kompetenz weitaus besser gefördert hätte als endlose Stunden in der medizinischen Bibliothek von Harvard.
    Ich war wie das Kind, das bei Ballspielen immer zuletzt in eine Mannschaft gewählt wird: Auszeichnungen sind egal. Geschlecht, Rasse und ursprüngliche Staatsangehörigkeit sind egal. Das Einzige, was zählt, ist, ob du scharf genug werfen kannst.
    Als das halbe Jahr um war, war ich es, die Leo bei einem unserer raren zeitlich zusammenfallenden Frühstücke fragte, ob er sich nach einer geeigneteren Mitbewohnerin umsehen wolle.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Unterhaltsamer. Charismatischer.«
    »Hallo, was ist los?«
    »Ich glaube, dass du zu höflich bist, mir zu sagen, dass es nicht klappt. Oberflächlich betrachtet ist alles wunderbar, aber vielleicht könntest du jemanden finden, der besser zu dir passt. Na ja, du weißt schon - vielleicht sind wir wie eins von diesen Ehepaaren, die sich nie anschreien und trotzdem nicht glücklich sind.«
    »Ich bin glücklich und zufrieden. Und ich glaube, dass es wunderbar klappt.« Dann fragte er mich, ob ich die Unzufriedene sei, die wegwolle.
    »Ganz im Gegenteil.« Und ich versuchte, ihm klar zu machen, wie es mir ging. Dass ich stolz war, eine Wohnung mit ihm zu teilen, weil er in der Klinik so angesehen, ja beliebt war. Stolz, dass mein Name in der Ansage seines Anrufbeantworters vorkam.
    Doch das schien ihn nicht froh zu stimmen, denn er sagte: » Du musst dich in deiner Haut wohl fühlen.«
    Das sei momentan nicht möglich, weil die Arbeit mich zwar auffräße, ich aber trotzdem nicht das Gefühl habe, sie gut zu machen, erklärte ich ihm.
    »Das kommt alles noch. Ärzte im Praktikum müssen per Definition erst Praxis kriegen.«
    »Vielleicht habe ich einen fürchterlichen Fehler gemacht.«
    Das schreckte ihn auf: Womöglich bei einem seiner Neugeborenen? Seiner Frühchen? »Wann?«, fragte er.
    »Ich meine jetzt keinen speziellen Fehler. Ich meine, es war ein Fehler zu glauben, dass gute Noten sich eins zu eins auf die medizinische Praxis übertragen lassen. Ich besitze keine der Fähigkeiten, nach denen sie uns beurteilen.«
    Leo dachte einen Moment nach, dann meinte er: »Du rackerst dich ab. Soweit ich weiß, hast du dich noch keinen einzigen Tag krank gemeldet. Und du hast dir noch keinen wirklichen Schnitzer geleistet, oder?«
    »Sie lassen mich nicht lang genug allein im OP, um das falsche Organ rauszuschneiden oder das falsche Glied zu amputieren.«
    »Möchtest du, dass ich mit jemandem spreche?«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Ich kenne Leute. Ich könnte herausbekommen, wie du dich machst und was man von dir hält. Vielleicht machst du dir ja grundlos Sorgen.«
    »Ich weiß, wie ich mich mache. Und außerdem ist mir mehr an der Wahrheit gelegen als an dem anästhetischen Takt, den sie aus Freundschaft zu dir an den Tag legen würden.«
    Da erzählte mir Leo, dass er sich auf der Station nicht von Anfang an so wohl gefühlt habe wie jetzt. Ich hätte ihn bei seinem ersten MedEvac-Flug sehen sollen. Das waren vielleicht ein paar schreckliche Stunden gewesen. Und niemand, der einem Neuling die Hand gehalten hätte.
    Darauf antwortete ich, dass ich eine Million Jahre in Therapie gehen könnte, oder eine Million Dollar dafür ausgeben, und trotzdem nicht seine Persönlichkeit

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