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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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Joseph. Peter mag keine Frauen.«
    »Na gut. Sechs ist schon mal ein Anfang.«
    Ich wickelte mein Käse-Sandwich aus und drückte den Ausgießer meines Milchkartons auf. »Ich wüsste jemanden«, sagte ich schließlich.
    »Ein geeigneter Kandidat?«
    Ich nickte. Und wie . So sehr, dass er sich nicht einmal von Alice Thrift abschrecken ließ. »Aber nicht mehr jung. Fünfundvierzig. Und Witwer.«
    »Ruf ihn an. Fünfundvierzig ist nicht schlecht. Vielleicht kann er ja ein paar Freunde mitbringen.«
    »Das ist übrigens der, der sich da am Anrufbeantworter verewigt.«
    »Die letzten Male hat er wie Sinatra hineingeschmachtet. Warum macht er das?«
    »Um meine Aufmerksamkeit zu erregen.« Ich biss in mein Sandwich.
    »Kein Salat, kein Schinken, keine Tomate?«
    Ich erklärte ihm, dass ich nie wisse, wie lange mein Mittagessen in meiner Kitteltasche dahinvegetieren müsse, bevor ich ihm den Garaus machen konnte, und so ein Käse-Sandwich deshalb am unproblematischsten sei.
    Leo legte eine Pause ein, um sich die Liste unserer Frauen anzusehen. Schließlich sagte er: »Ich sehe da etliche Kolleginnen, die von einem Fünfundvierzigjähren sehr angetan wären. Und noch mehr, die sich mit Gusto auf den Witwer stürzen würden. Wie lang ist es her, dass er seine Frau verloren hat?«
    »Ein Jahr und einen Tag.« Ich sah auf die Datumsanzeige auf meiner Uhr. »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ein Jahr und zwei Wochen.«
    »Ruf ihn an. Sag ihm, du und dein Mitbewohner, ihr organisiert eine Abendgesellschaft mit schwer arbeitenden hoch qualifizierten Krankenschwestern, die - wie Studien ergeben haben - manchmal genau wie ihre männlichen Artgenossen auf der Suche nach sexuellem Vorteil durch die Gegend ziehen.«
    »Ich bin auch nicht von gestern. Mir ist sehr wohl klar, dass eine ganze Reihe von Leuten lockere sexuelle Beziehungen zu anderen unterhält.«
    Leo blickte mich ein paar Sekunden lang eindringlich an, als hätte er eine sozial relevante epidemiologische Frage auf dem Herzen.
    »Ich hatte auch solche Beziehungen, wenn es diese Ungewissheit ist, die sich hinter deinem beredten Schweigen verbirgt.«
    »Aha.«
    »Auf der Uni. In den Sommerferien zwischen dem ersten und dem zweiten Studienabschnitt, wenn du’s genau wissen willst. Ich war Betreuerin, und das Jungenlager war am anderen Seeufer.«
    »Und war er auch Betreuer?«
    »Er studierte Astronomie am MIT, glaubte ich wenigstens. Er kannte alle Sternbilder.«
    »Klingt romantisch.«
    »Ganz und gar nicht. Ich wollte einfach wissen, was das war, um das alle so viel Aufhebens machten. Also beschloss ich, es selbst auszuprobieren.«
    »Und?«
    Ich nahm einen Schluck Milch und tupfte mir den Mund ab. »Den ganzen Aufwand nicht wert. Weder die Quälerei, noch die Verlegenheit, noch die Fahrt in den nächsten Ort, um Verhütungsmittel zu besorgen. Und das Schlimmste war, dass er Folgeaktivitäten erwartete.«
    »Und zwar?«
    »Dass wir’s wieder tun.«
    »So ein Lustmolch.«
    »Später habe ich erfahren, dass er gar nicht Astronomie studierte, sondern Raumfahrttechnik. Und außerdem einer Studentenverbindung angehörte.«
    »Hast du ihn je wieder gesehen?«
    »Nie mehr.«
    »Das wäre dann also … fünf Jahre her?«
    Ich zuckte die Achseln. Kurz darauf wickelte ich den Rest meines Mittagessens wieder ein und steckte ihn in die Tasche.
    »Es geht mich zwar nichts an«, sagte Leo.
    Ich sagte, ich müsse jetzt wirklich gehen. Wir würden uns ja später sehen - ich hätte den Abend frei und würde ein bisschen staubsaugen.
    »Alice«, rief er mir nach, als ich schon ein paar Schritte weiter war. Ich kehrte um.
    »Ich wollte dir nur sagen, für alle Fälle, so von Kollege zu Kollegin, dass das, worum alle so viel Aufhebens machen … das mit den Aktivitäten … das in Filmen und Büchern die Erde zum Beben bringt und die Welt in Bewegung hält … Also, dass das - und das sage ich dir jetzt als Freund - wirklich stimmt.«
    Darauf wusste ich keine Antwort. War nicht sicher, ob das nun ein Geständnis oder ein Rezept war.
    »Was ich damit sagen will«, fuhr er fort, »du solltest einen zweiten Versuch vielleicht nicht grundsätzlich ausschließen.«
     
    Ray brachte seine Cousins George und Jerome mit, zwei Männer in Lederjacken über Pullis mit bunten Zickzackmustern. »Missoni«, kommentierte Ray, als er sah, wie ich die Pullis musterte. »Cousins? Genau! Aber wir sind wie Brüder. Nein, besser als Brüder - die besten Freunde.« Oder - je nach Rasse oder ethnischer Herkunft -

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