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Der dritte Berg

Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.F. Dam
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Spezies habe ich bereits gehört, und ich war sogleich dabei. Begeistert! Dann aber kam die Ernüchterung. Mich hat die geradezu religiöse Inbrunst erbost, welche von Maettgen und seinen Partnern an den Tag gelegt wird. Das gehört sich in der Wissenschaft nicht. – Und verzeihen Sie mir, ich muss gestehen, ich habe Sie vorhin belogen, Bernard …«, Schmithausen macht eine kurze und, wie sich herausstellen soll, unnötig bedeutungsvolle Pause und senkt dann seine Stimme, »ja, ich kenne Christian Fust recht gut. Wie Ihnen Sophia bestätigen kann. Was Sophia aber vielleicht nicht weiß – Fusts Entdeckungen allein sind es, die auf die Spur dieser Pflanze, oder auch mehrerer Pflanzen – das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen – führen sollen. Weshalb er sich ja auch in Kalonagar aufhält.«
    Ich gebe mir gar keine Mühe, Erstaunen zu heucheln. Sophia bemerkt das und wird nachdenklich. Dann blickt sie mich an und schüttelt langsam den Kopf. Sie will sagen, dass sie wirklich von all dem hier nichts weiß.
    »Fust hat Maettgen direkt kontaktiert«, fährt Schmithausen ein wenig verwirrt fort. Er lehnt sich vor, sieht uns an und spricht leiser. »Offenbar benötigt er Maettgens Expertise als Zellbiologe. Wozu, werden Sie fragen. Und ich weiß darauf beim besten Willen keine Antwort. Die Tatsache, dass Fust einen Zellbiologen benötigt, stellt mich vor eine Menge Rätsel. Maettgen hat keine Ahnung von Botanik. Leute wie ihn braucht man, wenn die Sache laborreif geworden ist, wenn ein mögliches Medikament also getestet wird. Wenn man sie überhaupt braucht! Und wie Fust auf Maettgen gekommen ist, weiß ich auch nicht. Maettgen hat dann mich als botanisches Gewissen empfohlen – das ist, wie Sie wissen, nicht gut ausgegangen und ich habe das Handtuch geworfen. Ihr Freund, Bernard, ist nicht nur ein faszinierender Träumer, sondern auch ein Tyrann.« Schmithausen macht eine Pause, damit die Stille Gelegenheit erhält, seinen letzten Satz zu umrahmen. »Übrigens ein genialer und zugleich naiver Mann, dieser Maettgen«, fährt er dann fort, als ich fortfahre zu schweigen. »Er ist die sensible, schwache Figur in diesem Spiel. In seinem Fach natürlich außergewöhnlich.« Schmithausen lehnt sich wieder zurück. »Und dann ist da noch dieser Mukherjee.«
    »Der von der Aroga Corporation?« Das ist Sophia. Sie tut jetzt so, als wüsste sie das alles nicht schon.
    » G.C . Mukherjee, ganz recht. Ein großer Mann in diesem seltsamen Land. Reich, mächtig, eindrucksvoll. Immerhin der Vorstandsvorsitzende des bedeutendsten Pharma-Unternehmens in Asien. Ein Mann, der sich selber einen Seher von Lösungen nennt. Bemerkenswert, finden Sie nicht?«
    »Sie kennen Mukherjee?«
    »Ich habe ihn einmal getroffen, in Heidelberg. Ist schon ein halbes Jahr her.«
    Ich denke an Mukherjee und an die Fotografie von der Kongresseröffnung. Ich bin sicher, mir ist da noch ein Detail entgangen. Während Sophia sich mit Schmithausen über Aroga und die indische Pharmaindustrie unterhält, versuche ich, das Foto in meinem Kopf herbeizuzitieren. Bald weiß ich, was es war. Zwei Details. Das eine ist eine dunkelrote Kleiderfalte neben Maettgen sowie sein verzückter Blick, der in Richtung des sich außerhalb des Bildes befindlichen Kleidinhaltes ging. Was bloß beweist, dass Rehauge nicht nur Grün trägt. Und das andere ist ein Buch. Christian hielt es in seiner Linken, halb lag es auf dem Tisch, ein mittelgroßer Band, in welchem er einen Finger stecken hatte. Als hätte er eben daraus rezitiert oder in ihm gelesen. Christians Art, das Buch zu halten, hatte etwas Feierliches. Und das Buch erinnert mich an etwas. Weil ich aber nicht sofort weiß, woran, und ich soeben bemerke, wie Sophias Hand die Stuhllehne entlangkrabbelt, meine Stuhllehne entlang, wende ich mich wieder der Gesellschaft Schmithausens und Sophias zu.
    Sophias, die inzwischen ihr zweites Glas Merlot geleert hat und die Fasson zu verlieren beginnt. Offenbar verträgt sie Alkohol nicht.
    »Aroga ist börsennotiert, ein global player «, sagt Schmithausen gerade in meine Richtung. »Es gibt da kaum Spielraum für Abenteuer. Was immer Fust und Mukherjee finden wollen, sie müssen annehmen, dass es sich in ganz konkreten Ergebnissen niederschlagen wird. Welche Gründe sie für eine so weitreichende Hoffnung auf geschäftliche Verwertung von noch unbekannten Pflanzenspezies haben, weiß ich beim besten Willen nicht zu sagen. Scheinen aber Überzeugungskraft zu besitzen. Mukherjee

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