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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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aber einfach eifersüchtig.
    Â»Du warst bei Christian«, sage ich.
    Sophia nickt. »Er hat mich abgeholt. Wir haben uns die ganze Zeit bloß in den Haaren gelegen. Ich habe die Nase gestrichen voll. Er benutzt die Leute, und mir geht das schon viel zu lange.«
    Jetzt weiß ich, was anders ist mit Sophia. Sie sieht viel zu zufrieden und entspannt aus. Sie riecht geradezu nach ihm . In wenigen Tagen hat sie mich zwei Mal verraten. Ich gehe zu meinem Sofa (ha!, Sofa und Sophia, ich sollte ihr das um die Ohren knallen) und kleide mich an. Es ist mir gleichgültig, dass ich einen Moment lang nackt bin. Meine Uhr sagt, es ist erst kurz nach neun. Dann putze ich mir die Zähne, schlüpfe in meine Schuhe und gehe zur Tür. Ich frage Sophia nicht, wo Christian wohnt.
    Â»Sag mir doch, wo du hingehst«, ruft Sophia mir nach, als ich bereits durch den dunklen Korridor renne und in diesem Rennen, noch ungeschickt vom Schlaf, fast gegen den Wagen des Zimmerservice knalle.

 
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    DIE STADT TRITT ZUR STUNDE in Wettstreit mit meinem Hotelkorridor. Ich bin versucht, an einer Silberpalme das Licht anzuknipsen, als ich das Oberoi verlasse. Doch dämmert es nicht zur Unzeit, es handelt sich um dichten Rauch. In der Ferne überschlagen sich Sirenen, in einem geisterhaften Klangmuster wabern sie an meine Ohren. Die Leute stehen mit Tüchern vor der Nase auf der Promenade (der Rauch zieht in Schlieren auf das Meer hinaus) und werfen in einer wirren Choreografie abwechselnd die Hände in die Luft. Erst am Bay-of-Bengal-Drive nehme ich ein Taxi. Der Taxifahrer erklärt mir, auf den Feldern am Stadtrand seien großflächige Brände ausgebrochen, man vermute Brandstiftung. Dann hätten knochentrockene Torflagerstätten Feuer gefangen. Auch einige Lagerhallen und Industriegebäude am Stadtrand würden bereits brennen.
    Der Fahrer, obwohl von einem sehr großen Rupienschein angetrieben, ist schlechter Laune. Nahe dem Stadtzentrum, an einer Prachtstraße, der Motilal-Nehru-Road, in deren Mitte sich dieser üppige Park wie ein Fluss langstreckt, der bei den Wolkenkratzern und Bankentürmen von Downtown abrupt endet, als stauten diese das Übermaß von Grün an, um der Stadt eine Sauerstoffreserve zu verschaffen, falls nötig, falls Tage kämen wie dieser Tag, an der Motilal-Nehru-Road hält die hiesige Stadtreinigung eine Vollversammlung ab. Mit Wasserschläuchen, dazu bewaffnet mit Schaufeln, Äxten und ein paar Gewehren läuft man durch den Park und über die Straße und demonstriert für eine krokodilfreie Innenstadt. Wieder spricht der Taxifahrer, dessen Haar sich wellt, als stamme er aus Südindien: Man jage Gavials, indische Krokodile, die sich vor dem Monsun, besonders dann, wenn Trockenheit und Hitze zu groß würden, in das städtische Kanalsystem flüchteten, wo es noch etwas gebe, das Süßwasser ähnlich komme. Eine Rattenplage suche im Übrigen seit Tagen die Stadt heim, und die Gavials offenbarten in einem solchen Fall ihre heimliche, perverse Liebe zu Ratten.
    Die Stadt stinkt. Der Himmel steht jetzt wie kochende, grau gewordene Milch über uns. Die Klimaanlage meines Taxis ist überlastet und wir müssen die Fenster öffnen. Ich sehe Müllhaufen, bewegliche Müllhaufen, Ratten tummeln sich auf ihnen. Wuselndes, graues, ubiquitäres Fell, Empfangsteppiche für den Großen Monsun auf jährlicher Besuchsreise, der irgendwo hinter dem Milchrauchhimmel seine Armeen bereits fertig gerüstet hat. Zum großen Angriff auf Indien. Der verruchte, allwissende Tragödienchor, inkarniert in Gestalt meines Toyotataxifahrers, singt von der Müllabfuhr, die seit vier Tagen in Hitzestreik lahmliege. Der Geruch erinnert mich an verlassene alte Häuser, er hat etwas aggressiv Modriges, Chemikalien mischen sich unter ihn, vielleicht von den brennenden Industriegebäuden. Manchmal riecht es wie brennender Lack. Meine Lunge schmerzt von den Säurelachen, die dieser Chemikalienrauch in ihr bildet.
    Rettungswagen überholen uns. Sie sind auf dem Weg zu den Brandgebieten, oder man rettet Hitzetote, oder Leute wie Christian, die vor mir jetzt nicht mehr sicher sind. Ich will irgendeine Rache, für Sophia, für den Polizeigewahrsam, hinter dem nur er und seine Partner stecken können und von dem ich nicht weiß, ob er dazu diente, mich vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen oder mir eine

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