Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
selben Jahr, als die Nachricht nach Lomakk kam, dass die Auserwählten Bohnthal und Elders sich in Lindenbrunn niedergelassen hatten, versuchte Zyrc es erneut. Die Nat Chatkas sollten Lindenbrunn angreifen und niederbrennen und sich dann zurückziehen. Während des Rückzuges sollte ich ‚gefunden’ werden. Alles andere würde sich dann von ganz allein regeln. So war der Plan.
Aber kaum einer hatte mit der Wehrhaftigkeit der Lindenbrunner gerechnet und sicher niemand mit dem Mut von Tallis Lomen, der den Chetekkenmagier herausforderte und siegreich blieb.
Außerdem hatte Wigget zu diesem Zeitpunkt schon seine Juwel gefunden und Zyrc musste neue Pläne schmieden, wie er Wigget in die Klauen kriegen konnte. Als Pretorius starb, begann er mit dem Aufbau einer Glasarmee, aber er wurde ungeduldig und dezimierte seine Krieger vor den Toren Trenadils.“
„Welche Verbindung besteht zwischen Zyrc und Wigget?“, fragte Madigan.
„Ich weiß es nicht.“
„Aber warum hast du mich begleitet?“, fragte Hockster jetzt direkt. Für die übrigen Anwesenden schien es, als beantwortete er seine eigene Frage, als er Tippets Erklärung wiedergab.
„Ich wollte Wigget um jeden Preis kennenlernen, denn ihm verdanke ich meine Existenz, so seltsam das auch klingt.“
„Dann hättest du mich schon in Lindenbrunn verlassen können?“
Tippet legte den Kopf schief. „Ja, aber dann hätte dieses unglaubliche Abenteuer verpasst und auch Naggit hätte ich nicht kennengelernt, von dem Ihr mir vorschwärmt, seit ich Euch begegnet bin.“
„Aha!“, rief Naggit.
„Das stimmt doch gar nicht!“, widersprach Hockster.
Die kleine Drachendame aber hob den Kopf und plötzlich erklang viel zu laut Hocksters Stimme aus ihrem Mund. „Naggit kann einfach den Mund nicht halten, weißt du! Ständig hat er geplappert – Naggit ist ein ganz hervorragender Flieger – wir können uns auf geistiger Ebene unterhalten, er und ich, das ist recht hilfreich.“
Schon beim ersten Satz fiel die Spannung von den Anwesenden ab und mit jeder weiteren Imitation von Hockster steigerte sich die gute Laune rings umher. Selbst Hockster musste lachen.
Tippets Repertoire war groß. Nach Hockster erklang die Stimme von Madigan, dann folgten Alep und Kwin, Lisett und Wigget. Zum Schluss gab Tippet ihren Lehrer und Anführer der Nat Chatkas Zyrc zum Besten und das Lachen erstarb.
Jetzt verstehe ich, weshalb du Lomakk verlassen hast, sagte Hockster. Ich wäre auch mit der ersten sich bietenden Gelegenheit geflohen.
Damit ist es jetzt vorbei, erwiderte Tippet erleichtert . Ich werde im Lindental leben, mit oder ohne Naggit. Gemeinsam mit anderen meiner Art. Ich danke Euch, Reisender. Ihr habt mir das Leben gerettet.
So wie du mir. Ich hoffe, du wirst glücklich.
Das hoffe ich auch - für mich und für Euch.
Wilma Deluson brachte Tippet und Naggit ins Lindental und kehrte noch am selben Tag mit Naggit wieder zurück.
Hockster traf ihn auf dem Weg zu Madigans Kabine.
„Hast du die Liebe nicht ausgehalten?“
„Ach, wisst Ihr, Auserwählter, ich bin ein freiheitsliebender Drache, ganz wie Ihr zurecht vermutet habt. Als wir über den Drachensee flogen, sah sie hinaus und war ganz entzückt beim Anblick von so viel Wasser. Als sie dann sagte, dass sie mir in diesem See das Schwimmen beibringen will, war es um meine Liebe geschehen. Habt Ihr eine Ahnung, wie tief dieser See ist?“
„Nein, aber ich kann mir die Tiefe deines Respekts vor so viel Wasser sehr gut vorstellen.“
„Sehr richtig! Respekt. Ich habe Respekt. Viel Respekt! Was finden nur alle an Wasser so außergewöhnlich? Es ist nass und kalt und als Getränk völlig geschmacklos. Gibt man allerdings ein paar geröstete Kaffeebohnen dazu, dann erreicht es eine nie gekannte Qualität. Leider schwimmen im Drachensee zwischen Lindental und Hornburg keine Bohnen herum. Habt Ihr eine Ahnung, wo Tira ist? Ich muss Ihr unbedingt sagen, dass ich wieder da bin.“
Madigan wusste, dass Hockster zu ihr unterwegs war, lange bevor er in den Flur zu ihrer Kabine einbog.
Für einen kurzen Augenblick spielte sie mit der Überlegung, die Kabine zu verriegeln und das Licht zu löschen. Der Notfallplan ’Drache’ war noch in ADAs System gespeichert.
Dann war er da, stand vor der verschlossenen Tür ihrer Kabine und hob die Hand.
Er würde sie verurteilen, sie wusste, sie würde ihn wieder verlieren. Immerhin würde er diesmal nicht sterben.
Er war gekommen, um sich eine Antwort abzuholen, eine
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