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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Antwort, die schon längst überfällig war, auf eine Frage, die er nicht einmal mehr stellen musste, so oft hatte sie diese Frage in seinen Augen gesehen.
    Er kam zu früh. Sie war noch nicht bereit.
    Er klopfte.
    Er war gestorben, aber nie tot, fort, aber nie gegangen. Nun war er wieder zurück, aber war er wirklich da, oder würde er sich wieder aus dem Staub machen, wenn sie ihn wirklich brauchte?
    Gestorben, aber nie tot.
    „Madigan?“ Er klopfte wieder an die Tür.
    Fort, aber nie gegangen.
    Entgegen ihrer Haltung als Kapitänin spürte sie jetzt doch Nervosität und diese seltsam anmutende Flatterhaftigkeit intensiver Liebesgefühle. Sie liebte ihn wie am ersten Tag. Kein Mitglied ihrer Crew hatte es verstanden, bis sie ihm dann vor Idenhal und hier auf der Independence begegnet waren. Der kleine Magier von Artesian, in dem so viel Kraft und Durchhaltewillen steckte. „Wir haben das überprüft“, hatte Telure gesagt. „Kein gesunder Mensch hätte diese Reise mit nur einer Nacht Schlaf überstanden.“
    Hockster hatte nicht geschlafen in dieser einen Nacht in Lindenbrunn, wie er ihr später berichtet hatte, aber das hatte sie Telure nicht gesagt.
    „Ich kann verstehen, dass er Ihnen imponiert, Käpt’n“, hatte Telure hinzugefügt. „Einer, der nie aufgibt, ist Ihnen sehr ähnlich.“ Sie hatte gelächelt und sich bedankt und ihn verabschiedet.
    Hocksters Kraft war faszinierend, in der Tat, aber sie liebte ihn wegen seines Taktgefühls, seiner sanften Blicke und seinem niemals nachlassenden Interesse an allem, was sie tat und plante und für seine Neugier an der Welt, an jeder Welt!
    „Warum fragst du nie, was ich fühle?“, hatte sie ihn einmal gefragt. „Wo du doch an allem interessiert bist.“
    „Warum sollte ich? Ich sehe es in deinen Augen - und deine Hände erzählen mir dieselben Geschichten wie deine Lippen.“
    Offensichtlich sprachen ihre Hände neuerdings eine andere Sprache als ihre Augen. Aber er sah ihr noch immer hinterher, wenn sie den Raum verließ, das freute sie mehr als alles andere.
    Wieder klopfte er an der Tür. „Madigan.“ Diesmal war es eine Aufforderung. Er würde nicht mehr lange dort draußen stehen. Eine Mischung aus Schüchternheit und Stolz würde ihn veranlassen, unverrichteter Dinge wieder zu gehen.
    Sie konnte hier stillstehen und abwarten, bis er endlich ging. Aber das war keine Lösung. Nein, sie würde ihm erzählen müssen, was sie getan hatte. Irgendwann musste sie ihm sagen, dass ihr gemeinsames Kind auf ihren Wunsch aus ihrem Leib herausgeschnitten und dann kryokonserviert worden war.
    Kryokonserve. Es klang noch genauso kalt wie am ersten Tag.
    Naggit war der Ansicht, Hockster würde davonlaufen und nicht wieder kommen, wenn sie ihm sagte, dass sein Kind in einer schwarzen Kryobox darauf wartete, leben zu dürfen.
    Sie hatte die Äußerung des Drachen nicht nachvollziehen können. In ihrer Welt waren Kryokonservierungen nichts Ungewöhnliches. Die Technik wurde eingesetzt, wann immer Notwendigkeit bestand. Sie hatte gute Gründe vorzuweisen, warum sie diesen Weg gewählt hatte und es war ihr alles andere als leicht gefallen. Einer diese Gründe basierte auf der Annahme, dass der Vater des Kindes in ihren Armen gestorben war.
    „Madigan, lass mich herein, wir müssen miteinander reden.“
    Was wusste Naggit schon? Sein Lebensversprechen mit der tapferen Tippet hatte den Nachmittag nicht überstanden! Sie lächelte, als sie sich an seine Rückkehr und seinen fassungslosen Bericht über die Wünsche von Frauen an ihre Männer erinnerte. Verglichen mit ihm hatten Hockster und sie das bislang tatsächlich ziemlich gut gemacht. Und noch war gar nichts entschieden. Vielleicht würde er sie sogar verstehen.
    „Tür öffnen“, befahl sie.
    Die Tür glitt zur Seite und gab den Blick frei auf Hockster, der mit erhobener Hand im Korridor stand, bereit, erneut zu klopfen. Er senkte die Hand. „Tolle Sache, diese Türen“, sagte er. „Öffnen sich von selbst wenn man es am wenigsten erwartet.“
    „Komm herein. Entschuldige bitte, dass ich dich habe warten lassen.“
    Er nickte, betrat ihre Kabine und blieb gleich hinter der Tür stehen. Er sah sie an, faltete seine Hände erst vor dem Bauch, dann hinter dem Rücken.
    „Nimm Platz, bitte.“
    „Ich wollte nicht lange ... vielleicht ... ADA sagte, der aus den Vorräten von Artesian synthetisierte Kaffee wäre ausgezeichnet. Ich wollte dich einladen, also fragen, ob du mich vielleicht in die Kantine begleiten

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