Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Chetekken kämpfte.“ Sie atmete tief ein, seufzte. „Als der Krieg zu Ende war, lag alles in Trümmern. Sowohl in Heetland als auch hier in den Reihen der Flotte. Ich wollte kein Kind in Trümmern aufziehen, schon gar nicht allein. Ich habe mich also letzte Woche entschieden, das Kind nicht zu bekommen.“ Sie hob die Hand, bevor er etwas sagen konnte. „Noch nicht, um genau zu sein. Entschuldige bitte, ich habe mich unglücklich ausgedrückt. Doc Telure hat den Embryo entfernt und kryogefroren. Das bedeutet, dass das Wachstum des Fötus unterbrochen ist. Es kann jederzeit durch Verpflanzung in einen x-beliebigen Uterus wieder fortgesetzt werden. Es gibt keine Gesundheitseinschränkungen oder sonstigen Risiken für kryogefrorene Föten. Die Box vor dir ist eine Einheit, die die erforderliche Temperatur gleichbleibend aufrechterhält.“ Sie beugte sich vor und schloss die Box wieder.
Hockster sah sie reichlich mitgenommen an. „Da drin ist unser - unsere gemein ... was? Sohn? Tochter?“
Madigan zuckte entschuldigend mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Telure wollte es mir sagen, aber ich habe es ihm verboten. Und ja, unser gemeinsames Kind ist da drin, bis wir entscheiden, dass wir es bekommen wollen.“
„Und wenn ich es jetzt will, also in ... wie alt ist es?“
„13 Wochen.“
„Sechs Monate bis zur Geburt. Ich habe mir immer Kinder gewünscht, hätte ... habe aber nie ...“ Hockster stand mit einem Ruck auf. Sein Stuhl wackelte, kippte aber nicht. „Jetzt wird mir so manches klar“, seine Stimme war eine einzige Anklage. Unruhig lief er vor ihrem Tisch auf und ab. „Schuld und ein schlechtes Gewissen sind schlechte Ratgeber in Liebesdingen. Und ich dachte die ganze Zeit, es läge an mir. Dabei ... Was machst du da?“
Madigan stand auf und nahm die Box. „Ich habe den Eindruck, ich lasse dir ein bisschen Zeit, damit du ...“
„Oh nein!“, widersprach er. „Das wäre ja noch schöner! Erst stellst du mein Leben auf den Kopf, dann lässt du mich damit allein und dann tust du es wieder, und zwar schlimmer als beim ersten Mal! Jetzt bleib. Setz dich wieder hin.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Bitte!“
Sie setzte sich, hielt aber die Box schützend vor sich. Er lächelte dankbar, bis sie ihn ansah. Sein Blick wurde wieder ernst.
Hockster nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. „Ich frage mich was du erwartet hast? Hattest du Angst vor meiner Reaktion?“ Er sah sie an und schüttelte den Kopf. „Nein, sicher nicht.
Seit unserem Wiedersehen auf der Insel wollte ich dir viele Dinge sagen. Ich wollte über Glück sprechen und Zweisamkeit und gegenseitige Unterstützung und ...“ Er blieb stehen und sah sie eindringlich an. „Ich begehre dich!“, seine Stimme war rau. „Ich bin ganz verrückt nach dir. Aber das wolltest du alles nicht hören, also habe ich nichts gesagt. Und du kannst mir glauben, das ist mir verdammt schwergefallen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe ein paar hübsche Reden vorbereitet, weißt du.“ Nun musste er selber grinsen und nahm die Arme wieder runter. Für einen kurzen Moment wandelte sich die Stimmung, verlor ihre Schwere. Dann sah er die Trauer in ihren Augen. Wie konnte er ihr jemals böse sein, fragte er sich. Er konnte es nicht.
„Aber keine dieser Reden taugt für diesen Augenblick. Ich habe überhaupt keinen Schimmer, was in einem Moment wie diesem gesagt werden kann oder soll, nach dem all das passiert ist, was uns passiert ist. Es geht aber tatsächlich viel um Leben und Sterben, Werden und Vergehen. Da ist unser Kind.“ Er atmete tief ein. „Ich bin überwältigt.
Wie könnte ich nicht überwältigt sein. Es ist eine so unglaubliche Nachricht, dass ich nicht stillstehen kann. Hast du die Box mitgebracht, um mich zu fragen, ob du es bekommen sollst? Ob ich bei dir bleibe? Daran besteht kein Zweifel.“
Er ging zum Getränkeautomaten und orderte Tee. „Kaffee?“
„Ja, gern.“
Er nahm beide Getränke und brachte sie zum Tisch. Sie sah ihn aus großen Augen an. Worauf wartete sie, fragte er sich still. Was habe ich vergessen?
Vorsichtig tastete er sich vor. „Ich habe keine Ahnung, was es heißt, für so viele Leben Verantwortung zu übernehmen, wie du als Kapitänin der Flotte und dann plötzlich festzustellen, dass man allein dasteht. Du warst immer für mich da, auch in meinen finstersten Momenten, zwar außerhalb meiner Reichweite, aber lebendig. Es muss für dich eine schlimme Erfahrung gewesen sein, ganz
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