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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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kleine Dreiecke, die nach oben stachen wie die Rückenflossen großer Fische. Er hatte auf ein drittes Beinpaar verzichtet, da es ihn zu viel Kraft gekostet hätte. Dafür endeten seine Hände in dreifingrigen Klauen. Das Tuch hatte er abgenommen und sich wie eine Tunika um den Bauch gebunden. Als er fertig war, stand er auf und sah an sich herab. Schade, dass der Zaubernde sein Werk selbst nicht sehen konnte – ein weiterer Nachteil der Illusionsmagie. Der erste Kontakt und die Reaktion der Chetekken, die ihn sahen, würde ihm deutlich Aufschluss über die Qualität seiner Arbeit geben. Er atmete einmal durch und spazierte den Rest des Weges den Berg hinab, ganz so, als hätte er sein junges Chetekkenleben lang nichts anderes getan. Sein Ziel waren die schmalen Gassen gleich am Ende des Weges.
    Hockster erreichte ungesehen ebenes Gelände. Der Bergweg mündete hier in eine Straße und schon auf der anderen Seite erhoben sich die ersten runden Häuser. Er hielt auf eine Gasse gleich gegenüber zu. Sie versprach ein bisschen Sicherheit. Noch drei Schritte, zwei, da blaffte eine Chetekkenstimme ihn an!
    Erwischt! Das war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss und er war versucht, stocksteif stehen zu bleiben. Im nächsten Moment wollte er losrennen, so schnell seine Beine ihn fortbringen konnten. Mit einem letzten Rest kühlen Mutes und einem Übermaß an unterdrückter Panik registrierte er das Ausbleiben eines Angriffs. Hockster verstand die kehlige Sprache der Chetekken nicht, meinte aber, im Ton der Worte so etwas wie eine Aufforderung herausgehört zu haben. War ihm die Imitation eines jungen Chetekken doch besser gelungen als erhofft? Hockster grinste. In einem waren alle Erwachsenen gleich, egal, welcher Rasse sie angehörten: Wenn sie Kinder sahen, kommandierten sie sie herum. Und so meinte Hockster zuletzt in den Lauten des Chetekken eine Aufforderung gehört zu haben, von hier zu verschwinden. Er drehte sich zu dem Chetekken um, hob kurz die Hand zum Gruß und zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und setzte seinen Weg fort. Im nächsten Moment verschluckte ihn das Halbdunkel der Gasse.
    Hockster atmete auf. Es ist nichts passiert, versuchte er sich zu beruhigen. Ich sehe aus wie ein Chetekke, ich bin ein Chetekke. Ich bin hier aufgewachsen, kenne jede Straße, jeden Weg. Ich bin hier zu Hause. Lomakk ist schön und groß, ein Zeugnis der einzigartigen Macht und Größe der Nat Chatkas. Meine Mitchetekken kontrollieren die magischen Energien wie kein anderes Volk, sie sind herausragende Künstler, starke Krieger und fähige Magier. Ich bin ein stolzer Nat Chatka!
    Hocksters Herzschlag beruhigte sich langsam wieder. Als er aus der Gasse trat, wehte ihm von links der unverkennbare Geruch toter Fische entgegen. Der Fischereihafen! Er drehte sich um und folgte dem Geruch. Die Straßen waren belebter hier, er begegnete jetzt mehr Chetekken, je näher er dem Hafen kam. Immer wieder musste er den großen und schnellen Bewohnern ausweichen, die seltsamerweise kaum Notiz von ihm nahmen, ihn gnadenlos aus dem Weg rempelten, wenn er sich nicht vorsah. Es wurde wenig geredet auf der Straße, ganz anders, als er es gewohnt war. In den Städten, die er kannte, trafen sich die Menschen gern auf der Straße, hielten während ihrer Erledigungen an und verwickelten selbst die Eiligsten in belanglose Gespräche. Die Chetekken wirkten zielstrebiger, fast verbissen.
    Langsam erkannte er auch erste Unterschiede zwischen den einzelnen Bewohnern Lomakks, ordnete sie nach Aussehen, Größe, Kleidung und Geschlecht. Ein Teil der Chetekken, denen er hier begegnete, war um Haupteslänge kleiner als die übrigen. Er vermutete, dass es sich bei den kleineren Exemplaren um Frauen handelte. Auch waren ihre Gesichter weicher, die Beine dafür kräftiger.
    Er sah keine Kinder unterwegs, als er die Straße entlangging. In einem unachtsamen Moment stieß er mit einem Chetekken zusammen. Der blaffte ihn an, laut und harsch – wenn es denn überhaupt Worte waren. Die Laute des Chetekken klangen in Hocksters Ohren wie sinnfreies Grunzen und Knurren.
    Er senkte den Kopf, eine universelle Unterwerfungsgeste, und ging still weiter. Der Angerempelte sah ihm hinterher und machte sich dann in die andere Richtung davon.
    Hockster hatte inzwischen einen kleinen Platz erreicht, auf dem Waren angeboten wurden – vor allem Fisch, Glas, Waffen, Pilze und Fleisch.
    Hier sah er auch zum ersten Mal einige Chetekkenkinder. Er hatte mit seiner

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