Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Was ist das?“
„Ein Laufvogel. Bewohner der Wüste. Sie züchten sie wegen ihres Fleisches, der Eier und der Federn. Wo wollt Ihr also hin?“
Hockster stand auf. „Zuerst Wasser und Nahrung. Dann Kleidung.“
„Das ist Lomakk. Ihr seid hier nicht willkommen.“
„Ehrlich?“
„Ihr habt keine Ahnung, was vor Euch liegt. Lomakk liegt fast zur Gänze unterirdisch. Nur über einem kleinen Teil dehnt sich der Himmel, und zwar dort, wo der Berg am höchsten ist. Dort gibt es einen Erdfall.“
„Erdfall?“
Tippets Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und ihr Blick wurde prüfend.
„Ich habe ehrlich keine Ahnung, was das ist?“
„Eine trichterförmige Absenkung der Erdschichten über der Höhle. Das geschah lange bevor Nat Chatkas hierherkamen und auch noch, bevor die Stadt erbaut wurde . “
„Dann haben nicht die Chetekken Lomakk erbaut?“
„Nein!“
„Wer dann?“
„Das weiß niemand. Der Erdfall und der Fluss sorgen für die nötige Ventilation, neben einer Vielzahl kleiner Spalten und Risse im Gestein über uns.“
„Und an diesem Fluss liegt der Hafen? Hier unter der Erde?“
„Es ist eher ein Fischereihafen. Der unterirdische Fluss bringt Wasser und Fische zum See, danach verschwindet er wieder im Berg und fließt weiter bis zur Küste. Also wohin, Reisender?“
Hockster schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung.“
„Wir werden uns hier trennen. Euer Weg ist dort“, Tippet wies auf die Flussmündung. „Wenn Ihr es bis zur Küste schafft, werde ich Euch finden und wir werden sehen, wie wir Zatkan verlassen.“
„Was ist denn aus: ‚Smaragde für den Wert eines Hauses’ geworden.“
„Das habt Ihr doch nicht ernst gemeint. Ihr wolltet Hilfe. Die habt Ihr bekommen. Behaltet Euer Heim. Es mag der Tag kommen, an dem ihr von allen verlassen ein Dach gegen den Regen und ausreichend Wände gegen den Wind benötigt. Ich werde Euch finden.“
„Warte!“
Die Drachin blieb stehen und sah Hockster abwartend an.
„Wir treffen uns an der Küste.“
„Ja!“ Tippet drehte um und verschwand endgültig.
Hockster sah der Drachin nach. Sie kehrte nicht zurück.
Wo war der Hafen? Hockster hatte Schwierigkeiten sich zu erinnern. Süden! Wo war Süden? Nein Westen, hier in der Nähe des Labyrinths, hatte sie gesagt. Wie sollte man sich orientieren, wenn man weder Tageszeit noch Sonne oder Sterne hatte, die den Weg wiesen? Süden war nur ein Name, sie hätte auch runder Platz oder Schlangenheim sagen können, es hätte ihm ebenso wenig geholfen.
Er machte sich auf den Weg den Berg hinab und fragte sich, wo es ihn diesmal hinführen würde.
Je tiefer er kam, umso mehr verlor seine Sicht an Weite und so schien es ihm, dass mit jedem Schritt, den er tat, die Stadt an Größe verlor und auf überschaubare Entfernungen zusammenschrumpfte.
Als er Stimmen hörte, ging er hinter einem Mauervorsprung in Deckung. Die beiden Chetekken, die ihm entgegenkamen, gingen an ihm vorbei ohne ihn zu bemerken. Irgendwann würde er kein passendes Versteck finden und gefangen werden, oder, dachte er nervös, gleich hinter einem der riesigen Chetekken in Deckung gehen, um sich vor einem anderen zu verstecken. Er brauchte gar nicht erst an sich herabzusehen, um zu wissen, dass er hier auffiel wie ein Hühnerschenkel im Marmeladenkrug.
Er musste sein Äußeres ändern! Allerdings musste die Größe einigermaßen stimmen. Für einen Verwandten Tippets war er zu groß, für einen Chetekken um die Hälfte zu klein. Wie sahen Pouri-Pouris aus? Er hob den Kopf und sah sich um. Hatten die Chetekken denn keine Kinder? Wie sahen sie aus? Waren sie ebenfalls braun und grün? Besaßen sie von Geburt an Schuppen und diese abstoßend hässlichen Höcker und Knoten, die ihren Trägern das Aussehen aufrecht gehender Kröten verlieh? Das war das Ärgerlichste an der Magie! Die Leute glaubten immer, sie eröffnete demjenigen, der sie beherrschte, neue Welten, aber das Gegenteil war der Fall. Meistens ließ man sich auf Kämpfe ein, die man nicht gewinnen konnte und in den besseren Fällen durfte man raten und musste hoffen, dass die getroffenen Entscheidungen nicht direkt ins Grab führten.
Innerhalb weniger Augenblicke war Hockster nicht mehr wiederzuerkennen. Die Haut war hellgrün und glatt – Hocksters Vorstellung eines jungen Chetekken. Sein Kopf glich dem von Tippet, ohne die lange Drachenschnauze, aber ebenso zahnbewehrt. Die Augen lagen unter Brauenwülsten und leuchteten purpurfarben. Die Ohren waren
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