Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
das Raumschiff des Entführers, das als kleiner roter Punkt dargestellt wurde, nicht aus den Augen.
Wachowsky! Kleiner, hinterhältiger Wartungsmechaniker Wachowsky. Irgendwann auf einem gottverlassenen Planeten von ihrem Vater oder einem der früheren Offiziere aufgelesen und eingestellt. Wo kam er her, was hatte er vorher getan?
„Double-T, Screen teilen, Akte Wachowsky auf die linke Seite des Displays.“
Da waren die Daten! Anton Wachowsky, geboren auf Vidala im Arcturus-Gürtel. Verlor seine Eltern im Alter von 11 Jahren. Adoptiert von der Schwester seiner Mutter. Mit 20 Jahren Abschluss an der Technischen Universität und Eintritt in die Miltek-Flotte. Nach Ende der Kampfhandlungen im Wellmannsystem entlassen und von den Litkov-Söldnern als Wartungsingenieur für Sprungantriebe und Schleifenkupplungen eingestellt. Gilt als ruhig und zurückhaltend. Keine Kampfeinsätze, keine Auffälligkeiten. Sendet zwei Drittel seines monatlichen Solds an seine Adoptiveltern. Keine weiteren Einträge.
Mit diesem Hintergrund und dem bislang reinen Führungszeugnis war Wachowsky entweder ein herausragender Verbrecher, der seine wahre Identität geheim gehalten hatte oder ein durchgeknallter Irrer auf einem Höllentrip ohne Rückfahrkarte. Aber wieso stahl Wachowsky die Kryobox? Die hatte es doch bis zum gestrigen Tag gar nicht gegeben. Hier stimmten einige Dinge nicht, soviel stand fest.
Vielleicht hatte man ihn gezwungen; ein willfähriges Opfer gesucht und in dem jungen Mann von Vidala auch jemanden gefunden, der mit ein bisschen Druck in die gewünschte Richtung marschierte. Blieb die Frage, wer Wachowsky kontrollierte und mit welchen Mitteln.
Sie checkte Entfernung und Geschwindigkeit zum gestohlenen Laserbird. Sie kam langsam näher. Madigan lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen.
„Double-T, Zielpunkt berechnen.“
„Wachowsky fliegt Richtung Zatkan, Kapitän!“
Der Südkontinent? Dort lebten die Chetekken! Was wollte Wachowsky da? Die Chetekken wussten nichts von der Independence!
„Double-T, Angaben aller biometrischer Daten im vorausfliegenden Jäger auflisten.“
Es dauerte einen Moment, bevor Double-T die erwartete Information weitergab. „Außer Wachowsky und dem Fötus in der Kryobox ist eine weitere Lebensform an Bord des Jägers. Es ist ein Nat Chatka männlichen Geschlechts.
„Datenabgleich wiederholen!“
„Datenabgleich bestätigt. An Bord von Betta-3 befindet sich ein Chetekke.“
„Das verstehe ich nicht! Wie ist es Wachowsky gelungen, einen Chetekken auf die Independence zu schmuggeln?“
Was haben die Schlangen mit meinem Baby vor? Als sie die Kryobox zum ersten Mal gesehen hatte, war sie sicher, dass der Embryo besser und vor allem sicherer aufgehoben war als je in ihrem Leib. Die Box schien unzerstörbar. Jetzt wurde langsam klar, dass nicht der Aufenthaltsort von Bedeutung war, sondern die ständige Bereitschaft, sich selbst und damit den Fötus gegen jede Gefahr zu verteidigen.
Sie malte sich aus, welchen Schaden die Box und damit ihr Kind nehmen konnte und etwas Kaltes griff nach ihrem Herzen. Heftig einatmend setzte sie sich gerade. Mit der Angst kam der tiefe Hass auf den Entführer und die Chetekken. Wenn sie ihrem Kind etwas antaten, würde sie jeden Einzelnen von ihnen büßen lassen.
„Betta-3 setzt zur Landung an“, erklärte Double-T.
Madigan kehrte gern in die Wirklichkeit zurück. Sie sah auf die Karte.
„Höhe halten, bis die Entführer gelandet sind.“
„Ich registriere ein Segelschiff, das in der Bucht vor Anker liegt. Betta-3 landet in unmittelbarer Nähe.“
„Ansicht auf das Display.“ Die Flugangaben verschwanden, ein Bild der Küste erschien. Ein Segelschiff ankerte dort. Der Laserbird war in unmittelbarer Nähe gelandet. Die Luke des Jägers glitt auf. Madigan beobachtete einen Chetekken, der mit der Kryobox den Jäger verließ. Keine Spur von Wachowsky. Der Chetekke rannte am Strand entlang und erreichte ein Beiboot, das ihn aufnahm und zu dem wartenden Langschiff ruderte.
Bald darauf wendete das Schiff und hielt auf einen schmalen Flusslauf zu, der keine hundert Meter von der Küste entfernt aus den Felsen hervortrat.
Madigan landete den Laserbird neben Wachowskys Jäger und stieg aus.
Mit langen Schritten lief sie zu dem gestohlenen Jäger und öffnete die Luke. Madigans Vermutung stellte sich sehr zu ihrem Bedauern als wahr heraus. Wachowsky lag halb über der Armlehne der Pilotenliege. Blut tropfte von seinem Hals in eine
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