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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Laserbird wie eine Kanonenkugel aus dem Tunnel und jagte über den See dahin. Madigan gab sich keine Mühe mehr, unauffällig zu fliegen. Im Gegenteil, sie wollte Zuschauer. Für das, was sie vorhatte, brauchte sie Zuschauer. Eine Lektion wollte sie denen erteilen, die ihr auch noch das wenige nehmen wollten, was ihr zuletzt geblieben war und was sie liebte.
    Sie erreichte die Mitte des Sees, drosselte die Geschwindigkeit, bis der Jäger still in der Luft stand.
    Am Ufer fanden sich mehr und mehr Chetekken ein. Sie sahen den Jäger über dem See schweben und einen der ihren, der auf der Spitze aufgespießt war.
    Madigan richtete den Laser auf die Mitte der Zuschauer aus. Ein kurzer Druck nur auf den Auslöser und ein paar Dutzend Chetekken wären Geschichte. Sie konnte die ganze dreckige Bevölkerung dieser dreckigen unterirdischen Stadt innerhalb kürzester Zeit ins Jenseits befördern. Sie sah aus dem Fenster auf die abwartenden Chetekken und Ablehnung und Hass wetteiferten um das Grollen in ihrer Kehle.
    Die ersten Zuschauer hoben jetzt Steine auf, andere legten Pfeile auf Bogensehnen und schossen. Sie richteten keinen Schaden an.
    Madigan schnallte sich von der Pilotenliege und kletterte durch die Luke auf den Rumpf des Jägers, balancierte auf der Hülle bis zur Spitze und blieb, für jeden Chetekken weithin sichtbar, stehen. Vor ihr lag der in sich verdrehte Oberkörper des aufgespießten Entführers. Sie stemmte den Fuß gegen die Schulter des Toten und schob. Der Chetekke rührte sich nicht. Die unfreiwilligen Zuschauer unten am Seeufer sahen gebannt zu ihr hinauf. Jetzt gab es kein zurück mehr. Madigan setzte sich, stemmte die Füße gegen die Schultern des Toten und drückte die Beine durch. Langsam kam der Körper frei. Ein kräftiger letzter Tritt und die Leiche stürzte hinab, drehte sich während des Falls, schlug platschend auf und versank. Madigan stand wieder auf und sah zu den stumm gewordenen Zuschauern hinab. Vielleicht hatten sie die Nachricht verstanden. Als dann wieder Steine flogen und Pfeile gefährlich nahe einschlugen, musste sie sich eingestehen, dass die Chetekken alles andere als lernfähig waren. Sie eilte zurück, stieg ein, fuhr die Motoren hoch und nahm geradewegs Kurs auf den Erdfall.
    Madigan erreichte den Trichter und stieg in einen wolkenlosen Himmel auf. Wenig später landete sie den Jäger sanft neben Laserbird Betta-3.
    „Nachricht an Tira“, sagte Madigan. „Nein, warte. Ich mache das persönlich. Nur die Verbindung. Wo ist Karl?“
    „Er hat die Koordinaten im Fluss erreicht“, erwiderte Double-T, „aber die Box nicht gefunden!“
    Madigan biss die Zähne zusammen. „Wie ...? Das verstehe ich nicht!“ Sie überlegte kurz. „Er soll den Radius vergrößern, vielleicht hat die Strömung die Box bewegt.“
    „Anweisung erteilt. Verbindung zur Independence steht“, sagte Double-T.
    „Dice hier. Was gibt’s, Kapitän?“
    „Sagen Sie Tira, ich brauche noch eine Weile hier unten. Die Box liegt am Grund eines unterirdischen Flusses. Das alles entwickelt sich langsam zu einem Albtraum. Ich muss noch einmal in den Tunnel und sie suchen. Double-T wird allein zurückfliegen. Schicken Sie ein Team in den Hangar, wenn er eintrifft, und beseitigen sie die Schäden an der Laseraufhängung. Ich nehme Betta-3. DeVille Ende.“
    Madigan gab Double-T die entsprechenden Befehle und verlinkte die Wächterprogramme mit der Konsole im anderen Jäger.
    Im Spind fand sie neben einer sauberen Uniform auch einen Raumanzug, luftdicht und mit eigener Sauerstoffversorgung. Sie warf ihn über die Schulter und wechselte in den anderen Laserbird. Double-T startete und nahm Kurs auf die Independence.
     
    Wachowskys Blut neben dem Pilotensitz war fast getrocknet. Madigan nahm Platz, aktivierte die Steuereinheit von Betta-3, gab die letzten Koordinaten der Kryobox ein und schaltete den Autopiloten ein. Betta-3 verfügte, wie alle Jäger der Staffel, über einen Bordcomputer, war aber mit der Double-T-Einheit in ihrem Laserbird nicht zu vergleichen.
    Als Madigan zum ersten Mal auf Artesian gelandet war, hatte sich neben ihrer Armprothese und dem Wachroboter Karl auch Double-T verändert. Aus dem Computer ihres Laserbirds zur Berechnung von Angriffsvektoren und Feuerleitimpulsen war innerhalb kürzester Zeit eine vollwertige Künstliche Intelligenz geworden, wie Madigan sie nirgends zuvor gesehen hatte. Allein ADA, der Bordcomputer der Independence, arbeitete schneller als Double-T, verstand sich

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