Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Uniformjacke quer durch den Raum. Sie atmete tief ein und wieder aus. Eine Dusche wäre jetzt genau das Richtige, dachte sie und zog Hemd, Unterhemd und dann die Stiefel aus. Abschätzend wog sie einen Stiefel in der Hand und warf ihn dann wütend gegen die Wand. Mit einem dumpfen Poltern traf er den Sensor und die Tür zu ihrer Kabine glitt auf.
Halb nackt und überrascht zugleich erwiderte sie den Blick von Doc Telure, der in diesem Moment an ihre Tür klopfen wollte. Er sah sie an, kurz nur, lächelte anerkennend, drehte sich wieder um und ging ein paar Schritte zurück. Er zählte grinsend bis zehn und klopfte anschließend gegen die Innenseite der noch immer offenen Tür. „Darf ich eintreten? Jetzt?“
„Noch einen Moment“, erwiderte Madigan. „So, kommen Sie rein!“ Madigan begrüßte Telure mit einem Nicken. Sie trug jetzt ein langes Shirt, das lose herabfiel und ihr bis zu den Knien reichte.
„Was kann ich für Sie tun?“
„Sie haben ihren Termin verpasst, Käpt’n. Sie sollten pfleglicher mit Ihrer Gesundheit umgehen.“
„Ich wurde aufgehalten!“ Madigan setzte sich aufs Bett.
„Darf ich?“, fragte Telure und wies auf den Platz neben ihr.
Sie nickte.
Er setzte sich. Madigan rückte ein Stück von ihm weg.
„Wenn Sie jetzt Zeit haben, nehme ich Sie gleich mit auf die Krankenstation“, erklärte er mit einem gewinnenden Lächeln.
Aber Madigan schüttelte den Kopf. „Ich hatte einen langen Tag. Mir steht nicht der Sinn nach medizinischer Betreuung.“
Telure legte seine Hand auf ihr Knie. „Vielleicht kann ich Ihnen anders besser behilflich sein.“ Er sah sie an. Sein Lächeln war ansteckend. „Sie sind einsam“, sagte er sanft. „Sie brauchen Zuneigung, Zärtlichkeit. Ich würde gern mit Ihnen ...“
Madigan lachte laut und hob die Hand. „Haben Sie auch nur die geringste Vorstellung, was ich in den letzten zwei Jahren getan habe. Telure?“
„Nein!“, er sah sie an und zuckte mit den Schultern. „Es interessiert mich auch nicht. Sie sind die Zukunft der Litkov-Söldner. Ich bin ein guter Arzt, aber alles, was ich besitze, steckt in den Aktien der Söldner. In diesem Punkt sind wir uns ähnlich. Wir kennen einander und vertrauen einander. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass wir zusammen ...“
„Ich habe meinen Mann auf Artesian verloren.“
„Ich dachte ... Es heißt, Sie hätten nie geheiratet.“
„Er war es vom ersten Moment an!“, erwiderte Madigan. Sie stand auf, brachte Abstand zwischen sich und Telure.
Telure räusperte sich. „Ich möchte Ihnen helfen Käpt’n, ehrlich. Sie verschließen sich, lassen niemanden mehr an sich heran. Stress ist auf Dauer ungesund, ganz abgesehen davon, dass er Ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Sie haben in der vergangenen Woche wieder Gewicht verloren. Die Nahrungsaufbereitung verzeichnet für Sie vor allem den Genuss von schwarzem Kaffee. Sie müssen ausruhen, schlafen, auf andere Gedanken kommen. Machen Sie so weiter, dann sind ernsthafte psychische und physische Probleme die Folge. Ich bin Ihr Arzt, hören Sie auf mich!“
Madigan nickte. „Sie haben ja recht, aber ich werde nicht mit Ihnen schlafen.“
„Wir waren früher schon zusammen, Sie und ich, und es hat uns beiden gut getan. Ich genieße Ihre Nähe und die Gespräche mit Ihnen. Ich weiß, Sie schätzen auch mich!“
Madigan schloss für einen kurzen Moment die Augen. So falsch lag Telure gar nicht. Er bot ihr an, was sie früher bedenkenlos genommen und auch selbst mit Lust gegeben hatte. Es gab kaum dauerhafte oder ernst gemeinte Beziehungen unter den Söldnern. Sex war Vergnügen und wer schon beim nächsten Einsatz sein Leben verlieren konnte, der nahm so viel Vergnügen, wie er nur kriegen konnte.
Sex war wunderbar, solange man dabei nicht an eine andere Person dachte, weil man sie vermisste.
Madigan dachte ständig an Hockster. Mit ihm hatte sie eine Leidenschaft kennengelernt, die tiefer ging und über die gemeinsamen Stunden hinweg andauerte, die noch immer da gewesen war, wenn sie am nächsten Morgen neben ihm aufgewacht war. Das alles war so anders gewesen als alle Erfahrungen, die sie je mit ihren Sexualpartnern gemacht hatte.
Sie schüttelte den Kopf. „Noch bin ich nicht bereit, Telure. Geben Sie mir Zeit. Ich klopfe an Ihre Tür, wenn ich so weit bin. Zuerst muss ich die anstehenden Probleme lösen.“
„Vielleicht kann ich helfen.“
„Lieb von Ihnen, aber Ihr Platz ist hier auf der Independence.“ Sie sah zur Decke. Ihr
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