Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
wenn wir einander wieder begegnen. Ich trage meine immer bei mir.“
Madigan senkte den Kopf, betrachtete ihre Hand, die gerade noch in seiner gelegen hatte.
„Erinnerst du dich?“, fragte er.
„Ja!“ Sie sah ihn an und lächelte zaghaft. „Das waren meine Worte an dich. Damals.“
„Sind sie nicht länger wahr?“, fragte Hockster. „Für mich hat sich nichts geändert.“
Zweifelnd erwiderte sie seinen Blick.
„Habe ich dich je belogen?“, er grinste jetzt wieder.
„Ja! Und mich verlassen, als ich dich brauchte!“
„Nein, eigentlich nicht! Gibt es etwas, womit ich dein Vertrauen erringen kann? Erneut?“
Madigan nickte. „Vielleicht. Warte einen Moment. Ich muss das hier sicher verstauen.“ Madigan lief in die Nacht und kam wenig später ohne die Box wieder zurück.
Hockster wartete schon am Feuer auf sie. Tippet hatte sich auf der anderen Seite zusammengerollt. Madigan setzte sich zwischen beide.
Schließlich sagte sie: „Jetzt erzähle mir, wieso ich dich auf dieser Insel im Besitz meiner Box finde, die die Chetekken von der Independence gestohlen haben.“
„Gestohlen? Wie kommen die Chetekken ins All?“, fragte Hockster verblüfft.
„Das möchte ich auch gern wissen. Vielleicht hast du eine Antwort?“
„Ich bin kein ... Nein, habe ich nicht.“
„Wer ist das?“ Madigan wies auf Tippet. „Ist sie verwandt mit Wigget und Naggit?“
„Ich möchte dir Tippet aus Lomakk vorstellen“, sagte Hockster. „Tippet, das ist Madigan Goldhand DeVille.“
Tippet richtete sich auf, hob die Schnauze und sog die Luft ein. Dann betrachtete sie Madigan kritisch aus geschlitzten Augen. Schließlich sagte sie: „Ich habe schon viel von Euch gehört! Die Chetekken haben in den letzten Monaten mindestens zwei Dutzend neue Flüche erfunden, die entweder mit Eurem Namen beginnen oder damit enden, meistens beides.
„Tippet ist eine Dame“, erklärte Hockster.
„Ich sehe es.“
„Ach, ja?“ Hockster war ehrlich verblüfft. „Woran erkennst du das? Ich habe es erst viel später bemerkt.“
Tippet sah auf, betrachtete erst Hockster prüfend, dann Madigan. „Die Rasse ist eigentlich egal, ja?“
„Was ihre jeweilig männlichen Vertreter angeht allerdings!“, erwiderte Madigan überzeugt. Dann sah sie Hockster auffordernd an.
Hockster erzählte seine Geschichte und ließ nichts aus. Angefangen bei seinem vermeintlichen Tod, über das Erwachen in Tazkys und die Wahrheit über die Zeit im Traumlabyrinth, die Entdeckung der Glasarmee, das Portal zu den Dunklen Wegen, der Ritt auf einem Pouri-Pouri, seine Rettung und schließlich der Diebstahl des Bootes und während der ganzen Geschichte spürte er Madigans Blick auf sich ruhen und fand Freude daran.
Madigan dachte: Hockster lebt! Er ist derselbe und doch verändert. Weniger rau als früher, aber nicht sanft. Es gab ein geflügeltes Wort unter den Litkov-Söldnern, dass den Schmerz über den Verlust guter Kameraden und Verwandte lindern sollte: Die Toten kehren nicht zurück! Daran hatte sie sich drei Monate festgehalten. Jetzt fiel sie ins Bodenlose. Hockster war gestorben. Madigan hatte es gesehen. Monatelang hatte sie um ihn getrauert, hatte den Schmerz willkommen geheißen in der Hoffnung, dass sie sich nur lange genug ans Leben klammern müsse, um dann irgendwann zu genesen und zu vergessen. Aber das Vergessen hatte sich nicht eingestellt, noch war sie genesen.
Er sah so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Bis auf die Haare! Seine Haare waren kurz, kaum zu erkennen. Und dann dieses erbärmlich stinkende Stück Stoff, das er sich übergeworfen hatte. Seine Geschichte klang so überzeugend, dass sie sich bei der Frage ertappte, weshalb sie nicht selbst auf den Gedanken gekommen war, ihn hier zu suchen.
Wo war sein Hut? Hockster ging nie ohne Hut! Er hatte zeitlebens geglaubt, ein Hut mache ihn größer.
Keine Haare, kein Hut und war der Rest dann auch gefälscht? Nein, sicher nicht. Madigan fühlte, dass er ihr Hockster war. Es gab keine begründeten Zweifel mehr. Er war zurückgekehrt und hatte eine Aufgabe übernommen, die er ohne ihre Hilfe nicht würde vollenden können. Sie hörte seine unausgesprochene Frage, lange bevor er sie stellte.
„... muss ich die Nachricht von der Glasarmee nach Idenhal bringen“, schloss Hockster. „Serkal muss davon erfahren.“ Er sah sie auffordernd an. Sie erwiderte sein Lächeln. Schließlich sagte er: „Bitte, ich brauche deine Hilfe. Mit dem Laserbird sind wir in wenigen Stunden in
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