Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
nicht lustig.“
„Tira!“, Madigans Stimme klang eindringlich. „Hockster lebt!“
„Ist das dein Ernst? Sag das noch mal.“
„Hockster lebt!“
„Wie?“
„Er hat den Angriff des Chetekken überlebt und landete an dessen Stelle in einem Labyrinth in Zatkan. Es dauerte eine Zeit, bis er den Weg hierher gefunden hatte.“
„Drei Monate?“ Zweifel klangen aus Tiras Stimme.
„Zwei Tage, um genau zu sein, und die Zeit, die er dann außerhalb von Tazkys verbracht hat. Die Zeit ist nicht identisch mit der unseren.“
„Ich freue mich für dich. Bist du glücklich?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Madigan.
„Hat er sich verändert?“
„Nein! Das ist es ja. Er ist, wie er immer gewesen ist. Ich bin wohl nicht mehr dieselbe.“
„Dann liebst du ihn noch.“
„Mehr als jemals zuvor.“
Nach einer Weile sagte Tira: „Lass dir Zeit, Liebes. Es wird sich alles finden. Danke, dass du es mir gesagt hast. Grüße ihn bitte von mir. Wann kommst du zurück? Jetzt, da du die Box und Hockster gefunden hast, hält dich doch nichts mehr dort.“
„Ich melde mich morgen wieder. Wenn wichtige Entscheidungen anstehen sollten, komme ich für ein paar Stunden“, sagte Madigan.
„Ich halte dich auf dem Laufenden.“
Madigan lehnte sich zurück. Es wurde Zeit, ihre persönlichen Probleme zu lösen. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.
Zyrc, der Chetekkenmagier
Es war kein langer Zug, der unter seinem Fenster vorbeizog. Vorne gingen die Bahrenträger. Ein Junge war gestorben. Die Kinder starben jetzt schnell hintereinander weg. Dieser hatte einfach aufgehört zu atmen. Es gab kein Entkommen, keine Heilung. Nur noch Rache und Vergeltung war möglich. Die Glasarmee wuchs mit jedem Tag. Nicht mehr lange, und er würde den Krieg ein letztes Mal nach Norden tragen.
9. Die grüne Zimmertür
Madigan fand Hockster an einem Tisch auf der anderen Seite des weitläufigen Gastraums im Drachenhort.
„Was trinkst du?“, fragte sie, als sie sich zu ihm setzte.
„Vom besten Wein. So sagt der Wirt. Wahrscheinlich lügt er.“
Madigan bestellte Tee, Brot und Eintopf. Hockster wartete, bis sie gegessen hatte, trank derweil vom roten Wein und spürte, wie er ihm zu Kopf stieg. Er dachte über die Begegnung mit den Magiern vom Lindental nach, sah gedankenverloren Madigan an und sagte schließlich: „Diese Gegend hier ist ein wunderbarer Ort, um Kinder großzuziehen, findest du nicht?“
Madigan verschluckte sich fast an ihrem Eintopf.
„Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Er wartete und sagte dann: „Du willst doch Kinder?“ Sie hustete, hob die rechte Hand. „Du willst keine Kinder?“ Wieder hob sie die Hand. „Jetzt nicht, aber irgendwann?“, fragte Hockster verwirrt. Sie hustete, schüttelte erst den Kopf, hob dann die Hand, hielt sich dabei die andere Hand vor den Mund. Hockster beobachtete sie amüsiert. „Eines Tages dann aber doch, ja? Oder?“ Madigan funkelte ihn an! „Nie? Vielleicht?“
Sie lehnte sich zurück, wedelte ein letztes Mal mit der Hand, als wollte sie ihn und seine Fragen verscheuchen. Er sah sie an, wartete, stellte aber keine Fragen mehr, denn da schwang doch ein bisschen zu viel Hoffnung in seiner Stimme mit, wie er selbst fand. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er gern Kinder mit ihr hätte. Ihre Schönheit und Klugheit und dazu sein Starrsinn gepaart mit seinem magischen Talent, das gäbe eine gut aussehende und explosive Mischung. Ja, er würde gern Kinder mit ihr haben.
Madigan hatte sich wieder gefangen, vergnügt begegnete er ihrem kühlen Blick. Er spürte, wie weit sie in diesem Moment davon entfernt war, in ihm ihren zurückgekehrten Liebhaber von einst zu sehen, und der Blick, mit dem sie ihn betrachtete, glich auch eher dem eines Raben, der auf einem Ast sitzend einen stachellosen Igel begutachtete.
Er wartete noch einen Moment, doch sie beantwortete keine seiner Fragen. Es verwirrte ihn etwas, dass sie sich schweigend wieder aufsetzte, den Kopf senkte und still und nachdenklich zu Ende aß.
Von Verletzung hatte sie gesprochen und von Enttäuschung. Wie sehr er auch bedauerte, was geschehen war, so hatte er es sich doch nicht ausgesucht, umgebracht zu werden. Aber so war es eben oft: Die Dinge geschahen zum Guten oder zum Schlechten und hinterher zündete man eine Kerze an. Für ihn gab es keine andere Frau. Weder jetzt noch sonst irgendwann. Aber das wollte sie sicher nicht von ihm hören und auch nicht jetzt. Er
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