Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Anwesenheit konnte er ihr anbieten, seine Aufmerksamkeit und seine Nähe. Auf ihrem bleichen Gesicht lag tiefe Ruhe, sie schluchzte nicht und sie klagte nicht. Sie saß einfach nur ganz ruhig da.
Er beugte sich langsam vor, nahm ihre Hand in seine und streichelte sie sanft. „Was auch immer geschehen ist“, sagte er, „und was auch immer noch geschehen wird, ich verspreche, dich zu beschützen. Mit meinem Leben.“
Sie regte sich nicht, sah fast durch ihn hindurch.
Er ließ ihre Hand wieder los. So konnte das nicht weitergehen. Er wollte kein Leid mehr sehen und nichts mehr davon hören. „Du hast mich nicht gefragt, was ich erlebt habe, in den wenigen Tagen, in denen wir voneinander ge ... seit Trenadil. Möchtest du es erfahren?“
Madigan sah ihn an, wartete.
„Ich werte dein Schweigen als ein interessiertes ‚Ja!’, was übrigens für dich spricht.“ Hockster beugte sich vor und sagte mit verschwörerischer Stimme. „Was du jetzt hörst, muss allerdings unter uns blieben.“
Er lehnte sich wieder zurück. „Ich würde dich auch gar nicht einweihen, aber da du so freundlich gefragt hast“, er grinste breit und fuhr schnell fort, bevor sie ihn unterbrechen konnte, „also, ich erwachte ohne Kleider, ohne Haare vor allem aber ohne Hut in einem Gang, der rundherum aus rotem Sandstein bestand.“
Madigans Blick schien noch immer durch ihn hindurchzugehen.
„Der nächste Gang sah genauso aus, der übernächste auch. Und jetzt rate, was ich im nächsten Gang gefunden habe.“
„Nichts?“
„Genau! Aber dann stieß ich auf eine riesige Höhle, ...“
„In der ebenfalls nur roter Stein zu finden war. Lass es gut sein Hockster. Wir haben alle Albträume. Deine sind nicht interessanter als meine.“
„Das glaubst du! Von der ersten Minute an ging es um mein Leben, bis du mich gefunden hast.“ Er sah sie nachdenklich an. „Wo war ich?“
„Höhle.“
„Danke. In dieser Höhle fand ich Chetekkenkunst, wie sie kein Mensch vor mir gesehen hat.“
Hockster beschrieb ihr die Objekte, die dort standen. Als Madigan wissen wollte, ob sie tatsächlich von den Chetekken erschaffen worden waren, hatte er zwar keine Antwort für sie, bemerkte aber, dass sie langsam in die Gegenwart zurückkehrte und Anteil an seinen Erlebnissen nahm. Hockster schilderte anschließend seine Flucht ausführlich, berichtete von der Begegnung mit Tippet und von ihrer Vereinbarung, einander zu helfen. Dann erzählte er von seiner ersten Begegnung mit den Pouri-Pouris. „Sie sind riesig und mit nichts zu vergleichen“, sagte er. „Und falls du dich inzwischen gefragt haben solltest, wann der peinliche Teil kommt, jetzt ist es so weit.
Irgendwie gelang es mir, mich auf den Rücken eines dieser riesigen Vögel zu schwingen. Nein, frag lieber nicht. Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas Dümmeres getan zu haben. Nun saß ich da oben, hatte einen herrlichen Blick nach allen Seiten und überall sah ich in die grimmigen Gesichter der Chetekken. Sie sind wirklich hässlich! Ich glaube, sie haben mich schon in ihren Töpfen schmoren sehen. Einem lief der Sabber aus dem Maul!
Es war eine wilde Flucht, einmal durch die Stadt und wieder zurück zum See. Das Ufer kam immer näher, davor hatte sich eine stattliche Anzahl Chetekken aufgebaut, die mir den Weg versperrte und ich hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes tun sollte. Kurz vor einem Zusammenprall bremste der Vogel aus vollem Lauf und ich hob ab, flog über die Köpfe der überraschten Chetekken hinweg und weit auf den See hinaus. Dann bist du aufgetaucht und die Chetekken haben mich augenblicklich vergessen. Von da an war es dann nicht mehr sehr schwer. Ich erreiche den Fluss, schnappte mir ein Stück Holz und später die Box, landete an der Küste, stahl ein Boot und wartete auf einer Insel beim Schein eines Feuers, dass du mich aus der Dunkelheit anspringst.“
Mit Genugtuung sah er das Lächeln in ihrem Gesicht. Da war sie endlich, seine Madigan.
„Das ist doch eine erfundene Geschichte!“
Hockster grinste. „Ja, zum Teil“, sagte er dann.
Er beging nicht den Fehler, ein weiteres Mal nach dem Inhalt der Box zu fragen. Stattdessen sagte er: „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe.“
Sie setze sich aufrecht hin. Ihr Blick wurde hart. „Nein! Sicher nicht.“
Jedes Wort wahr, dachte er und jedes zur falschen Zeit ausgesprochen. Er hätte sich für seine Unbesonnenheit ohrfeigen können. Der wunderbare Augenblick war mit einem Schlag
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