Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Finsternis.
„Irgendwann verliert die Dunkeheit ihren Schrecken“, sagte Hockster.
„Wir machen noch einen richtigen Drachen aus Euch.“
Hocksters von Magie genährtes Licht vertrieb die Dunkelheit. „Ah, Gänge“, sagte er. „Da fühle ich mich doch gleich besser.“
„Schlimmer“, widersprach Tippet. „Wieder ist der dunkle Weg unter uns!“
Die Wände waren dunkelgrau, fast schwarz. Spiralen, Kreise, einfache Ornamente waren in den glatten Stein geritzt und schimmerten schwach im Schein von Hocksters magischem Licht.
Er zupfte ein paar Flechten von der Wand und legte weitere Gravuren frei. Sie waren kunstvoll und Hockster merkte, dass er sie gern betrachtete. Tippet rief seinen Namen und widerwillig setzte er sich in Bewegung.
Sie folgten dem Dunklen Weg und gelangten in den nächsten Stollen und von dort in den übernächsten, was sie vor allem an den sich langsam ändernden Farben im Boden, den Wänden und der Decke bemerkten. Irgendwo rauschte Wasser; ein fernes Versprechen von Leben und Glück. Der Weg machte eine Biegung und sie entfernten sich von der sich öffnenden Höhle, ließen das Wasser hinter sich. Hockster hatte Durst. Wenig später hörten sie das Knacken und Prasseln eines Lagerfeuers. Köstliche Essensdüfte wehten ihnen entgegen, die von überall und nirgends zu kommen schienen, aber wieder führte der dunkle Weg sie in eine andere Richtung, kurz bevor sie das Feuer erreichen konnten.
Hockster entdeckte eine Bewegung und sah nach links. Doch da war nur die bearbeitete Stollenwand. Er blieb stehen und sah genauer hin. Diese Gravuren waren lebendig! Spiralen und Triskelen bewegten sich, drehten sich, kreisten umeinander. Hockster folgte fasziniert ihren Bewegungen, bis er Schwindel fühlte und stürzte. Er stand wieder auf und grinste Tippet im matten Licht an. „Nicht die Wand anstarren!“
Nach einer Stunde oder einem Tag, es war Hockster inzwischen einerlei, trotteten er nur noch hinter Tippet her. Dann öffnete sich der Gang hin zu einer riesigen Kaverne. Endlich! Hockster fühlte sich wie befreit. Die Wände traten zurück, je weiter der Blick ihnen folgte, die Decke verschwand in lichtlose Höhen.
„Wo ist der Weg?“, fragte Hockster verblüfft. Er vergrößerte das Licht, ließ es heller strahlen aber der Weg lag verborgen unter braunen Flechten, in denen er bis zu den Knöcheln stand.
„Ich führe Euch!“, sagte Tippet. „Ich kann den Weg immer noch riechen. Solange der Gestank anhält, kommen wir gut voran.“
In gebührendem Abstand folgte er ihr, lief jede Kurve und Biegung nach ihrer Vorgabe. Tippet behielt recht! Sie kamen wirklich gut voran.
Das änderte sich, als der Wind einsetzte. Erst war es nur ein laues Lüftchen, aber Hockster dachte sich gleich, dass die nächste Böe nur der kleine Bruder eines mächtigen Orkans sein konnte. Sie folgten den Dunklen Wege. Hier endete früher oder später alles in einem Kampf.
Der Wind wurde stärker. Die Hutkrempe flatterte, Hockster hielt den Hut mit der Hand fest. Wenig später fegte ein ausgewachsener Sturm durch die Höhle. Er heulte um die Gefährten herum und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Er zerrte an ihren Kleidern und schließlich wirbelte Hocksters Hut doch noch davon. Er sprang und bekam ihn gerade noch zu fassen. Triumphierend stopfte er ihn unter den Mantel.
Tippet blieb stehen und sagte „ ...!“
„?“, fragte Hockster. Er hatte kein Wort verstanden, und wie es schien, verstand die Drachin auch ihn nicht! Der Wind jaulte wie tausend räudige Köter, dröhnte an seinen Ohren vorbei und hielt jedes andere Geräusch fern. Er gab Tippet ein Zeichen weiterzugehen. Hoffentlich geht das gut, dachte er. Zeichensprache war wirklich nicht ihre Stärke. Diesmal schien sie ihn allerdings zu verstehen.
Tippet hastete den Weg entlang.
Sie lernt schnell, dachte Hockster anerkennend und folgte ihr dichtauf. Nur nicht neben den Weg treten, dachte er. Dann blieb Tippet unvermittelt stehen. Hockster trat neben sie und schaute in einen Abgrund, der die Höhle vor seinen Füßen in zwei Teile spaltete.
Hockster sah Tippet an. Sie erwiderte seinen Blick und er meinte, so etwas wie Überraschung in ihrem Gesicht erkennen zu können.
Der Sturm wütete noch immer.
Tippet senkte die Nase dicht an den Rand des Abgrunds. Hockster brüllte erschrocken, als sie einen Schritt ins Nichts tat, und war völlig überrascht, dass sie nicht wie erwartet abstürzte, sondern in der Luft zu schweben schien. Sie stapfte mit
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