Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
später fiel der zweite Krieger, traf auf den Ersten und beide nahmen klirrend Schaden. Ein Kopf rollte davon. Hockster sah es mit grimmiger Freude.
Ein schneller Blick nach draußen zeigte ihm, dass Tippet noch am selben Platz saß. Die Ohren gespitzt hielt sie angespannt Wache.
Hockster kehrte zurück. Nun, da er wusste, wie er vorgehen musste, arbeitete er schnell und unermüdlich weiter, schob und drückte, prüfte Tippets Position, und trennte Glasköpfe von Glaskörpern, bis er endlich drei Köpfe in seinem Rucksack verstaut hatte. Zum Glück waren sie nicht größer als Männerfäuste, sonst wäre der Transport schwierig geworden. Er sah sich noch einmal um. Insgesamt acht Krieger lagen im Sand, mehr oder weniger beschädigt. Vier lagen ohne Kopf. Die Überreste des vorletzten Kopfes lagen unter der eckigen Brust eines anderen Kriegers.
Hockster schulterte seinen Rucksack, der jetzt viel schwerer war, verließ die Höhle und eilte zu Tippet.
Er hatte keine Augen mehr für die Schönheit der Statuen in der Höhle, er wollte nur noch so schnell wie möglich von hier verschwinden.
„Ihr habt Euch ganz schön Zeit gelassen“, sagte Tippet vorwurfsvoll.
„Ich habe alles, lass uns gehen.“
„Es klang eher so, als hättet Ihr jede einzelne Skulptur umgeworfen.“
„Nur acht!“ Hockster grinste.
Tippet lief vorneweg. „Wenn wir die Portalkammer erreichen, müsst Ihr Euch entscheiden, wohin wir gehen: zurück über die Dunklen Wege oder nach Lomakk und von dort übers Meer.“
Hocksters versuchte sich vorzustellen, was sie in Lomakk erwartete. Hatten die Chetekken aus den vergangenen Vorfällen gelernt und die Zahl der Wachposten erhöht? Bestimmt. Sie waren nicht dumm. Hockster hatte sie als erbarmungslose, ja zuweilen sogar mordlüsterne Krieger kennengelernt, die als Gemeinschaft aber unbestreitbar umsichtig und klug agierten. Der Respekt, den er ihnen inzwischen entgegenbrachte, ja entgegenbringen musste, ärgerte ihn kolossal. Es war unmöglich zu leugnen: Die Chetekken reihten sich ein in die Reihe der angesehenen Völker Artesians, standen gleichberechtigt neben Drachen, Menschen, Hajadas und Zwergen.
Aber die Chetekken waren noch immer aller Menschen Feinde! Wenn er oder Tippet ihnen in die Klauen fielen, wartete ein langer und grausamer Tod. Es gab einen weiteren Grund, weshalb sie nicht über das Meer reisen durften: Die Zeit! Sie würden viel zu spät in Idenhal ankommen, und die Köpfe wären dann nutzlos.
Hockster wurde langsamer, je näher sie der Portalkammer kamen. Plötzlich blieb Tippet stehen und machte ihn mit einer heftigen Kopfbewegung auf etwas aufmerksam.
Angespannt stand Hockster da und lauschte. Da waren Stimmen, Chetekkenstimmen, rau und kehlig.
Hockster rückte den schweren Rucksack zurecht. Die Glasköpfe klackten leise aneinander. Er verharrte, aber die Wächter hatten offensichtlich nichts gehört und sprachen ungestört weiter.
Da kam ihm eine Idee.
Er bedeutete Tippet, ihm zu folgen und er führte sie weg von den Stimmen.
Als er stehen blieb, sah sie ihn interessiert an.
„Ich habe eine Frage“, flüsterte Hockster.
Tippet verdrehte die Augen. „Nicht hier. Kommt.“
Ein paar Gänge weiter blieb sie stehen und fragte. „Welche?“
„Ich bin auf meinen Wanderungen auf eine Glastür gestoßen und bin mir ziemlich sicher, dass sie den Weg in die Traumfeste Trenadil versperrt. Das Problem aber ist ...“
„Ihr habt keine Ahnung, wie man die Tür öffnet, weil sie keine Klinke hat und auch sonst völlig glatt ist?“
Hockster bedachte Tippet mit einem prüfenden Blick. „Du warst schon einmal dort?“
„Zyrc und eine Abordnung Nat Chatkas waren dort. Ich habe sie zufällig gesehen und bin ihnen gefolgt.“
„Wurde die Tür geöffnet?“
„Nein! Sie versuchen es immer mal wieder. Probieren neue Ideen aus, scheitern aber jedes Mal.“
„Dann sind wir gefangen!“
„Habt Ihr es schon versucht?“
„Das letzte Mal, kurz bevor wir uns begegnet sind!“
„Damals wart Ihr entkräftet, verzweifelt und habt fürchterlich gestunken ... Entschuldigung, das wollte ich eigentlich nicht sagen.“
„Schon gut!“
„Ausgeruht und im Vollbesitz Eurer magischen Fähigkeiten gelingt es Euch vielleicht. Ihr seid ein Magier und ein wissbegieriger Gelehrter. Ihr habt das selbst gesagt. Wenn das nicht ausreicht, dann weiß ich auch nicht weiter. Ich sage: Wir gehen hin und Ihr beweist es.“
„Dort vorne ist es“, sagte Tippet irgendwann später.
Weitere Kostenlose Bücher