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Der dritte Zustand

Der dritte Zustand

Titel: Der dritte Zustand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amos Oz
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selber, unserem hauseigenen Breschnew. Ein Irrenhaus und keine Stadt. Aber ich bin ja hier, um mit dir über Dimmi zu sprechen, nicht über Schamir und Breschnew. Dimmi sagt, Teddy und du würdet mich hinter meinem Rücken einen Clown nennen. Dann weißt du vielleicht zufällig, daß dein Sohn sich selber inzwischen auch schon als Clownskind bezeichnet? Erschreckt dich das nicht ein bißchen? Mir macht dieser Titel nichts aus. Paßt ganz gut für jemanden, in dem sogar sein eigener Erzeuger einen Schlemihl und Schlimasel erblickt. Obwohl er auch lächerlich ist. Das heißt, der Alte. Baruch. In mancherlei Hinsicht sogar lächerlicher als ich oder Dimmi. Auch so ein Jerusalemer Prophet mit seiner Privatformel für die Erlösung in drei Zügen. Er hat da eine Geschichte von irgendeinem Kantor, der über die Hohen Feiertage allein auf einer einsamen Insel festsitzt. Egal. Übrigens hat er in den letzten Tagen angefangen, leicht zu pfeifen. Ich meine, sein Atem. Und ich bin ziemlich besorgt. Oder womöglich scheint’s mir nur so. Was meinst du, Jael? Vielleicht versuchst du mal bei Gelegenheit, ihm gut zuzureden, damit er sich stationär untersuchen läßt? Er hat immer eine besondere Schwäche für dich gehabt. Vielleicht bist nur du imstande, seinen revisionistischen Starrsinn zu beugen. Der nebenbei bestens illustrieren kann, was ich gemeint hab’, als ich dir sagte, jeder zweite Jerusalemer wolle der Messias sein. Was ist schon dabei? Jeder von uns ist ein bißchen lächerlich für den, der uns mit bedächtigen, vernünftigen Augen von der Seite betrachtet. Sogar du mit deinen Düsentriebwerken, Jael. Wer braucht hier Düsenantriebe, wenn uns nichts weiter fehlt als ein bißchen Erbarmen und ein klein wenig Verstand? Und wir allesamt, der vernünftige Betrachter von der Seite eingeschlossen, sind hochgradig lächerlich in den Augen der Berge. Oder der Wüste. Ist Teddy etwa nicht lächerlich? Dieser wandelnde Schrank? Oder Zwicka, von dem ich heute morgen zufällig einenneuen Aufsatz gelesen habe, vollkommen hysterisch, in dem er wissenschaftlich beweisen will, daß die Regierung die Wirklichkeit aus den Augen verloren hat? Man könnte meinen, die Wirklichkeit stecke in Zwickas Westentasche. Obwohl sich nicht leugnen läßt, daß diese Regierung vor verbohrten und vielleicht auch ziemlich gestörten Typen wimmelt. Aber wie sind wir denn auf die Regierung gekommen? Das passiert uns dauernd: Da wollen wir einmal ernsthaft über uns, über das Kind, über die Hauptsache sprechen, und irgendwie drängt sich die Regierung rein. Wohin mußt du? Du mußt gar nicht. Das ist gelogen. Freitag ist auch dein freier Tag. Du lügst, um mich loszuwerden. Damit ich endlich gehe. Du hast Angst, Jael. Aber wovor eigentlich? Davor, endlich mal darüber nachzudenken, warum der Junge sich als Clownskind bezeichnet?
    Jael, die, den Rücken ihm zugewandt, Küchenhandtücher faltete und sie einzeln in die Schublade legte, erwiderte ruhig: »Effi. Ein für allemal. Du bist nicht Dimmis Vater. Trink schon aus und geh. Ich bin beim Friseur angemeldet. Das Kind, das du hättest haben können, habe ich vor fünfundzwanzig Jahren wegmachen lassen, weil du es nicht haben wolltest. Was kommst du also jetzt damit. Manchmal habe ich das Gefühl, ich sei bis heute noch nicht ganz aus der Narkose aufgewacht, die man mir damals gegeben hat. Und nun quälst du mich. Damit du’s weißt: Wenn Teddy nicht so ein nachsichtiger Mensch wäre, ein wandelnder Schrank, wie du sagst, wärst du schon längst aus diesem Haus rausgeflogen. Du hast hier nichts zu suchen. Besonders nach dem, was du vorgestern nacht angestellt hast. Es ist nicht leicht hier, schon ohne dich. Du bist ein schwieriger Mensch, Efraim. Schwierig und auch nervend. Und mir ist noch nicht völlig klar, ob du nicht selber einer der Hauptursachen für Dimmis Verwirrung bist: Langsam, aber gründlich machst du das Kind auch noch verrückt.«
    Einen Moment später fuhr sie fort: »Und man weiß nicht recht, ob das Tücke bei dir ist oder ob es dir bloß vor lauter Gequatsche so rauskommt. Du redest und redest die ganze Zeit, und bei all dem Geschwätz hast du dir vielleicht selbst eingeredet, daß du Gefühle besitzt. Daß du verliebt bist. Daß du ein halber Vater von Dimmi bist. All solchen Irrsinn. Aber wozu rede ich mit dir über Gefühle. Über Liebe. Selbst die Bedeutung dieser Worte hast du niemals begriffen. Früher einmal, als du noch Bücher gelesen hast, nicht nur Zeitungen, ist dir

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