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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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nicht dem Klischee des zerstreuten und weltfremden Professors entsprachen.
    Berrington sah nicht nur aus wie ein mächtiger Mann, er verhielt sich auch so.
    Seit einigen Jahren hatte er keine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten mehr geleistet; aber das war nichts Außergewöhnliches. Geniale, bahnbrechende Entdeckungen, wie beispielsweise die der Doppelhelix, wurden für gewöhnlich von Wissenschaftlern gemacht, die nicht älter als fünfunddreißig waren. Mit zunehmendem Alter setzten Forscher ihre Erfahrungen und ihr Wissen ein, jüngeren, unverbrauchten Geistern zu helfen und sie anzuleiten. Was das betraf, war Berrington mit seinen drei Professorenstellen beispielhaft; überdies ließ er durch Genetico große Summen in Forschungsprojekte fließen. Doch er war nicht so geachtet, wie er es hätte sein können; denn anderen Wissenschaftlern mißfielen seine politischen Aktivitäten. In Jeannies Augen war Berrys wissenschaftliche Leistung brillant, seine Politik beschissen.
    Zu Anfang hatte sie Berrington die Geschichte mit der Modem-Überspielung der Daten aus Australien abgekauft, doch je länger sie darüber nachdachte, desto stärker wurden ihre Zweifel. Berry hatte Steve Logan angestarrt, als hätte er ein Gespenst vor sich und keine exorbitante Telefonrechnung.
    In vielen Familien gab es elterliche Geheimnisse. Beispielsweise konnte eine verheiratete Frau einen Liebhaber gehabt haben, und nur sie allein wußte, wer der wirkliche Vater ihres Kindes war. Oder eine junge Frau hatte ein Baby und gab es ihrer Mutter, wobei sie vorgab,
    daß die Mutter eine ältere Schwester sei - und die ganze Familie bildete eine verschworene Gemeinschaft, um das Geheimnis vor dem Kind zu wahren. Kinder wurden von Nachbarn, Verwandten und Freunden adoptiert, welche die Wahrheit verschleierten. Lorraine Logan mochte nicht der Typ Frau sein, der aus einer ganz normalen Adoption ein düsteres Geheimnis machte, doch sie konnte ein Dutzend andere Gründe dafür haben, Steven zu belügen, was seine wahre Herkunft betraf.
    Was aber hatte Berrington damit zu tun? War er vielleicht Stevens richtiger Vater?
    Bei diesem Gedanken mußte Jeannie lächeln. Berry war ein gutaussehender Mann, aber er war mindestens zwanzig Zentimeter kleiner als Steven.
    Wenngleich alles möglich war - diese Theorie war denn doch eher unwahrscheinlich!
    Es ärgerte Jeannie, daß sie vor einem Rätsel stand, was Stevens Herkunft betraf.
    In jeder anderen Hinsicht verkörperte Steve Logan einen triumphalen Erfolg für sie. Er war ein gesetzestreuer junger Mann, der einen eineiigen Zwillingsbruder hatte, bei dem es sich um einen gewalttätigen Verbrecher handelte. Steve war die lebendige Bestätigung dafür, daß Jeannies Computerprogramm funktionierte; zudem erhärtete er ihre Theorie über Kriminalität. Natürlich brauchte sie weitere hundert Zwillingspaare wie Steven und Dennis, bevor sie von einem Beweis reden konnte. Dennoch - einen besseren Start für ihr Suchprogramm hätte sie sich nicht wünschen können.
    Morgen würde sie Dennis aufsuchen. Falls er sich als dunkelhaariger Zwerg erwies, mußte sie einsehen, daß irgend etwas gründlich schiefgegangen war.
    Doch falls sie recht hatte, würde Dennis wie Stevens Doppelgänger aussehen.
    Daß Steven ihr erklärt hatte, er habe keine Ahnung, ob er adoptiert worden sei, hatte Jeannie ziemlich hart getroffen. Sie mußte irgendeine Verfahrensweise finden, die es ihr ermöglichte, dieses Problem in den Griff zu bekommen.
    Vielleicht würde sie in Zukunft erst Kontakt mit den Eltern aufnehmen, um herauszufinden, was diese den Kindern erzählt hatten, bevor sie sich mit den Zwillingen in Verbindung setzte. Ihre Arbeit würde dadurch zwar langsamer vorangehen, doch es war unumgänglich: Sie konnte nicht diejenige sein, die Familiengeheimnisse offenlegte.
    Dieses Problem war lösbar - doch Jeannie wurde das Gefühl der Angst nicht los, das Berringtons skeptische Fragen und Steve Logans Ungläubigkeit verursacht hatten. Mit Bangen dachte sie an die nächste Phase ihres Projekts: Sie hoffte, ihr Programm einsetzen zu können, um die Fingerabdrücke zu durchsuchen, die in den FBI-Computern gespeichert waren.
    Es war die ideale Quelle für sie. Viele von den zwanzig Millionen Menschen, deren Fingerabdrücke sich in der FBI-Datenbank befanden, waren eines Verbrechens verdächtigt oder verurteilt worden. Falls das Programm funktionierte, würde es Hunderte von Zwillingen ermitteln, darunter viele getrennt

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