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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wissenschaftlichen Ruf. Seine Furcht wandelte sich in Zorn: Alles, wofür er sein Leben lang gearbeitet hatte, wurde ausgerechnet von seinem eigenen Schützling bedroht.
    Immerhin war es ein Riesenglück, daß Jeannie an der Jones Falls arbeitete; anderenfalls wäre Berrington nicht so frühzeitig gewarnt worden, welche Ziele sie verfolgte. Dennoch sah er keinen Ausweg. Es sei denn, Jeannies Unterlagen wurden bei einem Brand vernichtet, oder sie kam bei einem Autounfall ums Leben. Aber das waren Phantastereien.
    Vielleicht bestand die Möglichkeit, Jeannies Glauben an die Zuverlässigkeit ihres Programms zu erschüttern. »Weiß Logan, daß er ein Adoptivkind ist?« fragte Berrington mit versteckter Boshaftigkeit.
    »Nein.« Jeannie zog die Brauen zusammen; auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck der Besorgnis. »Wir wissen, daß Familien häufig lügen, wenn es um Adoptionen geht. Doch Steve ist sicher, seine Mutter hätte ihm die Wahrheit gesagt. Aber es könnte eine andere Erklärung geben. Angenommen, Steves Eltern konnten den Jungen nicht auf normalem Weg adoptieren, aus welchen Gründen auch immer, und sie haben sich ein Baby gekauft - dann könnte es gut sein, daß die Logans lügen.«
    »Oder Ihr System hat Sie getrogen«, entgegnete Berrington. »Nur weil zwei Jungen identische Zähne haben bedeutet das nicht, daß sie Zwillinge sind.«
    »Ich glaube nicht, daß mein System eine Fehlinformation liefert«, sagte Jeannie schroff. »Aber es bedrückt mich, Dutzenden von Menschen mitteilen zu müssen, daß sie möglicherweise Adoptivkinder sind. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das Recht habe, auf diese Weise in ihr Leben einzudringen. Mir ist die Schwere dieses Problems erst jetzt deutlich geworden.«
    Berrington schaute auf die Uhr. »Tja, ich habe noch Termine, aber ich hätte mich gern noch ein bißchen mit Ihnen unterhalten. Haben Sie Zeit, mit mir essen zu gehen?«
    »Heute abend?«
    »Ja.«
    Er bemerkte ihr Zögern. Sie hatten schon einmal gemeinsam zu Abend gegessen, auf dem internationalen Kongreß für Zwillingsforschung, bei dem sie sich kennengelernt hatten. Seit Jeannie an der JFU arbeitete, waren sie einmal auf ein paar Drinks in der Bar des Fakultätsclubs auf dem Campus gewesen. Und an einem Samstag waren sie sich zufällig auf einer Einkaufsstraße in Charles Village begegnet, und Berrington hatte Jeannie durch das Baltimore Museum of Art geführt. Wenngleich von einer romantischen Beziehung nicht die Rede sein konnte, wußte Berrington doch, daß sie bei allen drei Gelegenheiten seine Gesellschaft genossen hatte. Außerdem war er ihr Mentor; da konnte sie ihm nicht so leicht absagen. »Gut«, sagte Jeannie.
    »Wie wäre es mit dem Harbor Court Hotel in Hamptons? Ich halte es für das beste Restaurant in Baltimore.« Zumindest war es das mondänste.
    »Gern«, sagte sie und erhob sich. »Dann hole ich Sie um acht Uhr ab, ja?«
    »Einverstanden.«
    Als Jeannie sich zur Tür wandte, überkam Berrington eine plötzliche Vision ihres nackten Rückens, glatt und straff, und ihres kleinen, flachen Gesäßes und ihrer langen, schlanken Beine, und für einen Augenblick wurde ihm vor Begierde die Kehle trocken. Dann schloß Jeannie die Tür.
    Berrington schüttelte den Kopf, um das schlüpfrige Phantasiebild zu vertreiben.
    Er nahm den Hörer auf und rief noch einmal Preston an. »Es ist schlimmer, als wir dachten«, sagte er ohne Vorrede. »Sie hat ein Computerprogramm entwickelt, das medizinische Datenbänke durchsuchen und Zwillingspaare auffinden kann.
    Als sie es das erste Mal erprobte, hat sie Steve und Dennis entdeckt.«
    »Scheiße.«
    »Wir müssen Jim Bescheid sagen.«
    »Ja. Wir drei sollten uns treffen und überlegen, was wir jetzt tun sollen. Wie war’s mit heute abend?«
    »Heute abend gehe ich mit Ferrami zum Essen.«
    »Hältst du das für eine Lösung des Problems?«
    »Es kann jedenfalls nichts schaden.«
    »Ich bin immer noch der Ansicht, wir sollten das Geschäft mit Landsmann platzen lassen.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Berrington. »Ferrami ist hochintelligent, aber ich glaube nicht, daß sie binnen einer Woche die ganze Geschichte aufdecken kann.«
    Doch als Berrington auflegte, fragte er sich, ob er sich da so sicher sein konnte.

Kapitel 7
    Die Studenten im Vorlesungssaal für Humanbiologie waren unruhig. Kaum einer war bei der Sache; auf vielen Gesichtern spiegelten sich Angst und Unsicherheit.
    Jeannie kannte die Gründe dafür: der Brand und die

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