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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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häufige Verschwinden und das stets sehr lange Fortbleiben.
    Jeannie führte nie wieder einen dieser spöttelnden Wortwechsel unter Schulmädchen. Sobald jemand ihren Vater erwähnte, sagte sie keinen Mucks mehr. Als sie neun war, kam sie sich vor, als wäre sie für ihr Leben lang verkrüppelt. Wenn an der Schule irgend etwas verschwand, hatte Jeannie das Gefühl, von allen Seiten anklagend begafft zu werden. Das Gefühl der Schuld konnte sie nie mehr abschütteln. Sobald eine Frau in ihre Geldbörse schaute und sagte: »Verflixt, und dabei war ich mir sicher, noch einen Zehndollarschein zu haben«, lief Jeannie knallrot an. Die Ehrlichkeit wurde für sie zur Besessenheit: Sie ging eine Meile zu Fuß, um einen billigen Kugelschreiber zurückzubringen - aus Angst, der Besitzer könnte behaupten, daß sie ein Dieb sei wie ihr Vater, falls sie den Stift behielt.
    Und nun stand Daddy vor ihrem Chef, schmutzig und unrasiert und vermutlich bis auf den letzten Cent abgebrannt. »Das ist Professor Berrington Jones«, sagte Jeannie. »Berry, darf ich Ihnen meinen Vater vorstellen, Pete Ferrami.«
    Berrington gab sich freundlich. Er schüttelte Daddy die Hand. »Nett, Sie kennenzulernen, Mr. Ferrami«, sagte er. »Ihre Tochter ist eine bemerkenswerte Frau.«
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Daddy mit einem Grinsen. Jeannie ergab sich in ihr Schicksal. »Tja, Berry«, meinte sie, »jetzt kennen Sie das Familiengeheimnis.
    Daddy wurde zum drittenmal ins Gefängnis gesteckt - an dem Tag, als ich in Princeton summa cum laude promoviert habe. Er hat die letzten acht Jahre hinter Gittern verbracht.«
    »Es hätten auch fünfzehn sein können«, sagte Daddy. »Bei dem Bruch hatten wir Knarren dabei.«
    »Danke, daß du uns das anvertraust, Dad. Ich bin sicher, mein Chef ist tief beeindruckt.«
    Daddy blickte verletzt und verblüfft drein, und trotz ihres Zorns verspürte Jeannie einen Stich des Mitleids. Daddys Schwäche tat ihm selbst ebenso weh, wie sie seiner Familie weh getan hatte. Daddy war einer der Fehlschläge von Mutter Natur. Der wunderbare biologische Mechanismus der Gattung Mensch - die überaus komplizierte Funktionsweise der DNS, die Jeannie erforschte - war so programmiert, daß jedes Individuum sich ein wenig von den anderen unterschied.
    Es war wie ein Kopiergerät mit angeschlossenem Zufallsgenerator. Manchmal war das Ergebnis gut: ein Einstein, ein Louis Armstrong, ein Andrew Carnegie.
    Und manchmal war es ein Pete Ferrami.
    Jeannie mußte Berrington schnellstmöglich loswerden. »Falls Sie Ihren Anruf machen wollen, Berry, können Sie den Apparat im Schlafzimmer benutzen.«
    »Äh … das kann warten«, sagte er.
    Gott sei Dank. »Dann möchte ich Ihnen nochmals für den wunderschönen Abend danken.« Sie hielt ihm die Hand hin.
    »Es war mir ein Vergnügen. Auf Wiedersehen.« Verlegen schüttelte er beiden die Hände und ging.
    Jeannie wandte sich ihrem Vater zu. »Was ist passiert?«
    »Ich wurde wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Und da wollte ich als erstes natürlich mein kleines Mädchen sehen.«
    »Nachdem du zuvor eine dreitägige Sauftour unternommen hast.« Seine Unaufrichtigkeit war leicht zu durchschauen; es war widerlich. Jeannie spürte, wie der altbekannte Zorn in ihr aufloderte. Weshalb konnte sie keinen solchen Vater haben wie andere Menschen? »Komm schon, nun sei doch nicht so«, sagte er. Jeannies Zorn verwandelte sich in Trauer. Sie hatte nie einen richtigen Vater gehabt, und das würde auch niemals der Fall sein. »Gib mir die Flasche«, sagte sie. »Ich koche Kaffee.«
    Widerstrebend reichte er ihr die Wodkaflasche, die Jeannie zurück in den Kühlschrank stellte. Sie goß Wasser in die Kaffeemaschine und schaltete sie ein.
    »Du siehst älter aus«, sagte Daddy. »Ich kann schon ein paar graue Haare sehen.«
    »Oh, danke, Dad.« Jeannie stellte Tassen, Milch und Zucker auf den Tisch.
    »Deine Mutter ist früh grau geworden.«
    »Ich glaube, du warst der Grund dafür.«
    »Ich wollte zu ihr«, sagte er mit leichter Verärgerung, »aber sie wohnt nicht mehr zu Hause.«
    »Sie ist jetzt im Bella Vista.«
    »Das hat mir die Nachbarin schon gesagt. Mrs. Mendoza. Sie hat mir deine Anschrift gegeben. Es gefällt mir nicht, daß deine Mutter jetzt in einem Heim wohnt.«
    »Dann hol sie da raus!« fuhr Jeannie ihn an. »Sie ist immer noch deine Frau. Besorg dir einen Job und eine vernünftige Wohnung und kümmere dich endlich um sie.«
    »Kann ich nicht. Das weißt du doch. Hab’ ich

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