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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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lala. Ich erzähl1 dir morgen alles.«
    »Ich möchte immer noch mit dir nach Richmond.«
    Lisa hatte zugesagt, Jeannie als Assistentin zum Gespräch mit Dennis Pinker zu begleiten. »Meinst du denn, du verkraftest das?«
    »Ja. Ich will wieder ein ganz normales Leben führen. Es ist ja nicht so, daß ich krank bin und erst wieder gesund werden muß.«
    »Dennis Pinker ist wahrscheinlich Steve Logans Ebenbild.«
    »Ich weiß. Ich werde schon damit fertig.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ich rufe dich früh an.«
    »Okay. Gute Nacht.«
    Jeannie ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. Ist Stevens einnehmendes, freundliches Wesen wirklich nur bloße Fassade, fragte sie sich. Falls ja, bist du ein schlechter Menschenkenner. Und obendrein vielleicht noch eine schlechte Wissenschaftlerin: Möglicherweise stellte sich heraus, daß sämtliche eineiigen Zwillinge, die ihr Computerprogramm ermittelte, Verbrecher waren, der eine wie der andere. Jeannie seufzte.
    Ihr eigener krimineller Vererber saß neben ihr. »Dieser Professor ist ein gutaussehender Bursche, aber er muß älter sein als ich!« sagte er. »Hast du was mit ihm?« 
    Jeannie zog die Nase kraus. »Das Bad ist da drüben, Daddy.«

Kapitel 12
    Steve war wieder im Vernehmungszimmer mit den gelbgestrichenen Wänden.
    Die zwei Zigarettenkippen, die er vorhin schon gesehen hatte, lagen immer noch im Aschenbecher. Das Zimmer hatte sich nicht verändert, aber er. Vor drei Stunden war er noch ein gesetzestreuer Bürger gewesen, der sich nichts weiter hatte zuschulden kommen lassen als eine Geschwindigkeitsübertretung: In einer Fünfzig-Meilen-Zone war er sechzig gefahren. Jetzt war er ein Vergewaltiger, verhaftet, vom Opfer identifiziert und angeklagt. Nun steckte er in der Maschinerie der Justiz, lag auf dem Fließband. Er war ein Verbrecher. Egal wie oft er sich sagte, daß er nichts Unrechtes getan hatte - er konnte das Gefühl der Minderwertigkeit und der Schmach nicht loswerden.
    Vor einigen Stunden hatte die Polizeibeamtin mit ihm gesprochen, Sergeant Delaware. Jetzt kam der Detective ins Zimmer, der massige Mann, ebenfalls mit einer blauen Aktenmappe. Er war so groß wie
    Steve, aber viel breiter und schwerer, mit kurzgeschnittenem, eisengrauem Haar und borstigem Schnauzer. Er setzte sich und holte eine Schachtel Zigaretten hervor. Ohne ein Wort zu sagen, schnippte er eine heraus, steckte sie an und ließ das Streichholz in den Aschenbecher fallen. Dann schlug er die Mappe auf, in der ein weiteres Formular lag. Dieses trug die Überschrift: DISTRICT COURT OF MARYLAND
    (Stadt/Bezirk)
    Die obere Hälfte des Formulars war in zwei Spalten aufgeteilt, die mit KLÄGER und BEKLAGTER überschrieben waren. Ein kleines Stück darunter stand: ERLÄUTERUNG DER ANKLAGEPUNKTE
    Der Detective machte sich daran, das Formular auszufüllen. Noch immer schwieg er. Nachdem er einige Worte geschrieben hatte, hob er das weiße Deckblatt ab und sah sich jeden der vier angehefteten Durchschläge aus Kohlepapier an, die allesamt verschiedenfarbig waren: grün, gelb, blaßrot und gelbbraun.
    Obwohl er das Blatt verkehrt herum lesen mußte, sah Steve, daß der Name der Klägerin Lisa Margaret Hoxton lautete. »Wie ist diese Lisa Hoxton eigentlich so?« fragte er.
    Der Detective schaute ihn an. »Halt die dreckige Fresse«, sagte er. Er nahm einen Zug von der Zigarette und schrieb weiter.
    Steve fühlte sich erniedrigt. Der Mann beleidigte ihn, und Steve war machtlos, konnte sich nicht dagegen wehren. Es war eine weitere Stufe auf dem langen Weg der Demütigungen und ließ das Gefühl der Minderwertigkeit und Hilflosigkeit noch schlimmer werden. Du Bastard, dachte Steve. Ich würde dich gern draußen auf der Straße treffen, ohne daß du deine verdammte Knarre dabeihast.
    Der Detective machte sich daran, die Anklagepunkte einzutragen.
    In das erste Kästchen setzte er das Datum vom Sonntag ein; dann schrieb er: »In der Sporthalle der Jones-Falls-Universität, Baltimore, MD.« Darunter: »Schwere Vergewaltigung.« In das nächste Kästchen schrieb er erneut Ort und Datum; dann: »Tätlicher Angriff mit Vergewaltigungsvorsatz.«
    Er nahm ein Zusatzformular und trug darauf zwei weitere Anklagepunkte ein: »Körperverletzung« und »Analverkehr«. 
    »›Analverkehr‹?« sagte Steve fassungslos. »Halt die Fresse!«
    Steve war drauf und dran, dem Mann einen Schlag zu verpassen. Das tut der Kerl mit Absicht, sagte er sich. Er will mich provozieren. Wenn ich ihm eins aufs Maul gebe, hat er einen

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